Owen. Hohenacker, Ostfildern, Nürtingen – drei Gegner, drei Owener Erfolgserlebnisse, deutlich zu wenig, um auch im kommenden Jahr in der Landesliga Handball zu spielen. Gelingt dem TSV heute Abend nicht Saisonsieg Nummer vier, ist der Abstieg nach 16 Spielen fast schon besiegelt. Das weiß auch Sinisa Mitranic, der als spätberufener Retter mehr an seine Mannschaft, denn an Wunder glaubt. Deshalb haben Spieler und Trainer für den Fall, dass es in der Teckhalle heute Abend wieder nichts zu feiern gibt, zumindest einen unverstellten Blick auf die Zukunft. Der gegenseitige Treueschwur, die fade Suppe in der neuen Saison auf jeden Fall gemeinsam auslöffeln zu wollen, macht das Ganze irgendwie erträglicher.
Locker bleiben, auch wenn der Dampfer sinkt. „Die Jungs müssen erst mal weg vom Druck“, sagt Mitranic. Daraus mag bei ihm die Erkenntnis sprechen, dass er die Entscheidung über den Abstieg kaum mehr selbst in Händen hält. Für völlig neue Ansätze ist es zu spät. „Wir trainieren gut“, sagt er, „irgendwann kommen dann auch die entsprechenden Ergebnisse.“ Viel Zeit bleibt nicht. 14 Punkte sind noch zu vergeben, sechs fehlen derzeit auf einen Nichtabstiegsplatz. Mehr als zwei Niederlagen aus den verbleibenden sieben Spielen kann sich die Mannschaft nicht leisten – wenn überhaupt. Da ist auch die Tatsache, dass es noch viermal gegen direkte Konkurrenten aus dem Tabellenkeller geht, nichts, was ruhigen Schlaf verspräche.
Immerhin: Seit Mitranics Amtsantritt vor elf Wochen lässt sich im Owener Spiel eine Handschrift ablesen. Die Mannschaft tritt selbstbewusster auf, in der Abwehr sind einige Varianten hinzugekommen. Das braucht Zeit, wie man zuletzt gegen Fellbach sehen konnte. 21 Gegentreffer pro Halbzeit sind auch für ein junges Team, das nervlich nicht auf Rosen gebettet ist, ein Pfund. Gleich mehrfach hatte Mitranic mit einem Systemwechsel in der Abwehr reagiert – ohne Erfolg.
Heute gegen Kirchheim will man den Lohn für konzentrierte Trainingsarbeit endlich eintüten, auch wenn mit Sebastian Martin eine wichtige Rückraumkraft wegen eines Pflichttermins fehlt.
Was die Trainerfrage angeht, nehmen die Gastgeber heute Abend einen 1:0-Vorsprung mit ins Spiel. Während der TSV mit Mitranic auch für die Bezirksliga planen kann, ist der VfL auf der Suche nach einem Nachfolger für Ralf Wagner bisher noch nicht fündig geworden. Wagner selbst hat diese Woche Fakten geschaffen. Der 43-Jährige wird im Sommer Emir Seferagic beim Württembergligisten TSV Grabenstetten beerben und hat bis dahin wenig Lust, Geschenke zu verteilen. Schließlich kann auch der VfL die kommende Saison noch nicht als gebucht abhaken. Platz sechs klingt zwar nicht schlecht, doch sind es auch dort nur magere drei Punkte auf einen Abstiegsplatz. Auf einen satten Gegner braucht man im Owener Lager also erst gar nicht hoffen. Zumal Wagner seinem Nachmieter eine aufgeräumte Wohnung hinterlassen will. An das Wort Abschiedstour habe er noch keinen Gedanken verschwendet, sagt er. „Ich bin entspannter, aber nicht weniger engagiert.“
Den Druck hat der Gegner, doch Sorgen hat auch der VfL: Robin Habermeier hat seine Bänderverletzung aus dem Spiel gegen Ostfildern zwar auskuriert, laborierte aber ebenso wie Kreisläufer Fabian Richter unter der Woche an einer Erkältung. Beide wollen spielen, Fabian Smetak, der im Urlaub ist, wird dagegen sicher fehlen. „Die Motivation ist riesig“, verspricht Ralf Wagner, der heute Abend auf Fortschritt aus ist: „Was wir auswärts treiben, sollte besser werden.“ Ein Sieg, ein Unentschieden, so liest sich die magere Auswärtsbilanz des VfL nach acht Spielen in der Fremde. Nach der enttäuschenden 25:30-Niederlage vor zwei Wochen gegen Ostfildern droht nun sogar der Heim-Nimbus zu bröckeln. Der VfL auf der Suche nach der Wahrheit und mit Aussichten auf das „lokale Double“ – der TSV ohne Alternative zum Sieg. Beste Voraussetzungen für einen spannenden Handballabend.
TSV Owen: Langlinderer, Raichle – Bäuchle, Kupferschmid, Mosca, Jauss, Dotschkal, J. Martin, Kerner, Schmid, Bauer, Büchele, Dur-Schmid
VfL Kirchheim: Oßwald, Pisch – S. Smetak, Latzel, Schafhitzel, M. Mikolaj, Keller, Richter, Lehmann, Real, J. Mikolaj, Schwarzbauer, Habermeier