Eine bittere 27:53-Heimniederlage haben die Zweitliga-Turner des VfL Kirchheim einstecken müssen. Im zweiten Saisonwettkampf gegen die TG Allgäu verloren sie nicht nur die Punkte, sondern auch ihren erfolgreichsten Turner der vergangenen Saison, Marcus Bay. Der Kirchheimer Sechskämpfer war am Boden nach einem Doppelsalto mit Schraube so unglücklich aufgekommen, dass er nicht weiterturnen konnte.
Rückstand statt Gleichstand
Dabei hatten die Kirchheimer am Boden ihre Vorstellung vom ersten Saisonwettkampf in Schiltach an diesem Gerät vergessen lassen wollen. Yasin el Azzay startete mit einer furiosen Kür, nahm seinem Gegner drei Score-Punkte ab - die VfL-Turner lagen zum ersten Mal in der Saison in Führung. Manuel Halbisch landete allerdings gleich dreimal neben der Bodenmarkierung. Wegen der daraus resultierenden Abzüge erhielt der Gegner fünf Score-Punkte. Trotz sehenswerter Übung punktete auch Arne Halbisch nicht. Sein Gegner, der Schweizer Top-Turner und Bodenspezialist Fabien Herzog, war der Bessere. Nun war es an Marcus Bay, aufzuholen, ehe ihn sein Malheur bei der Landung ausbremste und die Verhältnisse auf den Kopf stellte. Zehn Score-Punkte für die TG Allgäu, und statt des erwarteten Gleichstands lagen die Gäste mit 19:3 Punkte in Front.
Julian Hausch steckte den Schrecken als erster Turner am Pauschenpferd nervenstark weg und holte drei Punkte. Noch besser machte das Manuel Hofmann, traf aber auf den zweiten Schweizer im Allgäuer Team, Nicola Grabner, der ihm überlegen war. Der für Marcus Bay eingesprungene Henning Weise und Arne Halbisch holten weitere Score-Punkte. Damit gewann der VfL die Pferd-Wertung, lag aber immer noch mit 11:22 zurück.
Die endgültige Entscheidung gegen den VfL fiel an den Ringen. Julian Hausch zeigte zwar seine ganze Klasse mit der besten Übung des Tages, holte im ersten Duell auch gleich vier Score-Punkte. Aber Arne und Manuel Halbisch sowie Henning Weise trafen auf stärkere Gegner. Mit 11:4 ging die Gerätewertung an die TG Allgäu. So gerieten die VfL-Turner nach drei Geräten bereits mit 15:33 Punkten in Rückstand.
Auch am Sprung war das Allgäuer Quartett dem Kirchheimer, bestehend aus Manuel und Arne Halbisch, Manuel Hofmann und Yasin el Azzazy, überlegen. Mit 7:2 Score-Punkten ging auch diese Wertung an die Turngemeinschaft.
Am Barren zeigte sich das Kirchheimer Team nahezu ebenbürtig. Julian Hausch legte erneut mit der Tagesbestwertung vor, vier Punkte flossen auf das Kirchheimer Punkte-Konto. Arne Halbisch und Moritz Pohl trafen auf stärkere Gegner, ehe Manuel Halbisch nochmals zwei Score-Punkte holte.
Am Reck ging es noch knapper zu. Julian Hausch, mit neuer, spektakulärer Übung wieder in Bestform, und ein absolut sicherer Moritz Pohl holten zwar keine Score-Punkte, ließen ihre Gegner aber nur knapp ziehen. Auch Manuel Hofmann zeigte sich gegenüber der Vorsaison verbessert. Höhepunkt war die Übung von Arne Halbisch - einen Doppelsalto über dem Reck zum Wiedergriff, das gab es in der Rauner-Sporthalle bislang nicht zu sehen. Mit nur einem Score-Punkt Unterschied ging auch das Reckturnen an die TG Allgäu.
Die gewaltige Steigerung am Reck gegenüber dem Vorjahr macht Hoffnung, dass trotz des Ausfall von Marcus Bay, der in dieser Saison voraussichtlich nicht mehr ins Geschehen eingreifen wird, der Klassenerhalt geschafft werden kann. Denn turnerisch halten die Kirchheimer mit den Spitzenteams der zweiten Liga mit. Weiteres Indiz dafür: Zusammen mit Nicola Grabner von der TG Allgäu war Julian Hausch der beste Topscorer des Wettkampfs.
„Jetzt wird es aber richtig schwer“, resümierte Coach Matthias Pohl nach dem Ausfall von Marcus Bay. Gegen das Topteam der zweiten Liga, den TSV Pfuhl, wird am kommenden Samstag in Neu-Ulm kaum etwas zu holen sein. Am Samstag darauf erwarten die Kirchheimer den direkten Nachbarn im Tabellenkeller, TSV Buttenwiesen, zum voraussichtlich vorentscheidenden Duell gegen den Abstieg in der Rauner-Sporthalle.