Kirchheim. Ob beim Tennis, beim Eishockey oder beim Basketball – der Videobeweis ist in diesen Sportarten nicht mehr wegzudenken. Nun soll es die technische Revolution auch im Fußball geben. Nach der Torlinientechnik kommt jetzt auch der Videobeweis. Doch wie wird das genau aussehen? Wird es bei jeder kritischen Situation ein „Official Timeout“ geben, wie man es vom Profibasketball in den USA kennt? Gibt es eine begrenzte Anzahl an „Einsprüchen“? Das sind alles Fragen, auf die bisher noch niemand so richtig eine Antwort hat. Selbst die DFL ist sich darüber noch nicht schlüssig. Klar ist, wenn die International Football Association Board (IFAB) Anfang März „grünes Licht“ erteilt, wird die DFL den Videobeweis als Testphase in der Saison 2016/17 einführen.
Auch in der Teckregion wird kontrovers über das Thema diskutiert. Jürgen Fritsch, Trainer des A-Ligisten TSV Holzmaden, zweifelt an der Reform: „Wenn der Schiri zehnmal das Spiel unterbricht, geht der Spielfluss verloren.“ Seiner Meinung nach würden gerade die strittigen Situationen den Fußball ausmachen. „Man sagt doch, dass sich das immer wieder ausgleicht“, so Fritsch.
Ähnlich sieht‘s Riccardo Migliozzi, Jung-Koordinator der Schiedsrichtergruppe Nürtingen. Die Torlinientechnik war für ihn eine sinnvolle Ergänzung, doch dem Videobeweis steht er kritisch gegenüber. „Bei Extremsituationen wie einem irregulären Tor, ist der Videobeweis sicher hilfreich“, nennt er als Beispiel das Handtor von Hannovers Leon Andreasen Mitte Oktober. „Bei Abseitsentscheidungen oder Elfmeterentscheidungen sehe ich aber eine Grauzone. Umstrittene Situationen gehören zum Fußball dazu“, glaubt der 23-Jährige aus Weilheim.
„Fehler macht jeder, also dürfen es die Schiris auch, das ist menschlich“, sagt die Frauenbeauftragte der Schiedsrichtergruppe Nürtingen, Serafina Guidara. „Wenn alles nur noch über Video entschieden wird, dann fällt die Selbstständigkeit weg“, begründet die 24-Jährige ihre skeptische Einstellung. „Allerdings würde es den Schiedsrichtern bei schweren Situationen die Arbeit erleichtern“, gibt sie zu.
Ganz anderer Meinung ist da Kai Huttenlocher. Der ehemaliger Oberligakicker des VfL Kirchheim würde den Videobeweis ohne Bedenken einführen: „Inzwischen fließt extrem viel Geld im Profifußball, und man kann mit Fehlentscheidungen vieles kaputt machen“, sagt der 24-Jährige. Jedoch würde er die Anzahl der Einsprüche begrenzen. „Ich würde das auf einen Versuch pro Halbzeit beschränken, damit wird auch verhindert, dass das Spiel zu arg darunter leidet“, sagt der Jesinger.