Lokalsport
Deutlich gereift ins Spiel der Spiele

Frauenfußball Landesliga-Tabellenführer TSV Wendlingen kann am Sonntag beim Showdown gegen den VfB Stuttgart II eine überragende Aufholjagd mit dem Aufstieg in die Verbandsliga krönen. Von Reimund Elbe

Wo Punktspiel drauf steht, ist ein Endspiel drin: Wenn Landesliga-Tabellenführer TSV Wendlingen am Sonntag um 11 Uhr gegen den Tabellendritten VfB Stuttgart II zum letzten Saisonmatch aufläuft, erreicht die Runde für die Gastgeberinnen ihren dramaturgischen Höhepunkt. In der Winterpause auf Tabellenplatz fünf noch vermeintlich abgeschlagen und mit zehn Punkten hinter dem damaligen Tabellenführer Satteldorf-Gröningen unterwegs, könnte im Sportgelände Speck beeindruckende Geschichte geschrieben werden. Der Meistertitel inklusive Verbandsliga-Direktaufstieg? Nach einer überragenden tabellarischen Aufholjagd lediglich noch drei Punkte entfernt.

Franziska Claus, Kapitänin der Wendlinger und Ötlinger Spielgemeinschaft, redet nicht lange ums Kernthema herum: „Wir werden auf Sieg gehen, denn Rechenspiele wollen wir nicht haben“. Nur eine optimale Zählerernte würde dem am letzten Landesliga-Spieltag pausierenden Team von Simon Heller unumstößlich den Titel sichern, alle anderen Varianten wären mit extrem hohen Risiken behaftet (siehe Infoteil). Der TSVW-Übungsleiter vermeidet vor dem ultimativen Hit jegliche Hektik. „Wir werden vor dieser entscheidenden Partie nichts anders machen als sonst, die gleichen Abläufe und Rituale haben“, kündigt der Coach an, denn „alles was aufputscht, macht nervös“. Für den eigenen Fokus benötige das Team vielmehr volle Konzentration.

Stressfreiheit dürfte den Kickerinnen des Fast-Meisters auf dem Platz nicht vergönnt sein. Das Hinspiel im November des vergangenen Jahres an der Obertürkheimer Hafenbahnstraße endete 2:0 für die Stuttgarterinnen. „Wir waren damals auf dem Platz zu schüchtern, körperlich und mental nicht präsent genug – doch auch in Sachen Mentalität sind wir im vergangenen halben Jahr deutlich gereift“, schätzt Franziska Claus die aktuelle Lage deutlich besser ein.

Ihr Team musste im Vorfeld des Titel-Showdowns eine weitere, krasse Hiobsbotschaft hinnehmen: Fanny Schickinger, bereits 2022 mit einem Kreuzbandriss lange ausgefallen, hat sich vor wenigen Tagen beim Training auf Rasen dieselbe Verletzung am selben rechten Knie zugezogen – auch der Meniskus nahm Schaden. Der fünfte Kreuzbandriss im Team binnen einer Saison. „Gerade auch wegen dieser Rückschläge bin ich megastolz, wie sich die Mannschaft vor allen Dingen in der Rückrunde geschlagen hat“, lobt Heller.

Der scheidende Trainer („ich rechne gegen Stuttgart fest mit einem sehr von Taktik geprägten Spiel“) steht auch vor seinem persönlichen Showdown in Wendlingen. Sich per Meistertitel nach fünf Jahren Tätigkeit im Speck und Rübholz zu verabschieden, wäre kaum zu toppen. Seitens des Teams kann sich der Coach einer vollen Unterstützung beim Manöver Meisterschaft sicher sein. „Alle Mädels wissen, um was es geht“, betont Spielführerin Claus. Dem wäre eigentlich nichts hinzuzufügen.

 

Nur ein Sieg schafft sofortige Klarheit

Für die Mannschaft aus Wendlingen und Ötlingen gibt es vor dem letzten Saisonspiel verschiedene Szenarien. Einfachste Rechnung: Mit einem Sieg über den VfB Stuttgart II wären sie unumstößlich Meister und Verbandsliga-Direktaufsteiger. Deutlich kniffliger wäre die Lage, falls es am Sonntag im Speck zu einem Remis kommt. In diesem Falle hielte das Team von Simon Heller (aktuell 54 Punkte) zwar die Stuttgarterinnen (48) endgültig auf Distanz, Nutznießende eines Unentschiedens wäre jedoch die SpVgg Satteldorf-Gröningen, mit 50 Punkten und zwei vermeintlich leichten Rest-Aufgaben als Liga-Zweite momentan in bester Lauerposition. Der schlechteste anzunehmende Fall, eine Niederlage des TSV Wendlingen gegen den VfB Stuttgart II, könnte für den TSVW in letzter Konsequenz gar den Absturz auf Tabellenplatz drei in der Endabrechnung bedeuten. rei