Lokalsport
Die Drei mit dem Handball-Gen

Geschwister Lilly, Henry und Romy Allgaier verbindet Talent und Leidenschaft für das Spiel mit dem kleinen Leder.
Von Sandra Langguth

An manchen Tagen kommt Roland Allgaier ganz schön rum. Der Senior ist fast täglich als Taxi für seine drei Enkel unterwegs, denn die müssen ins Training. Zum Handball, alle drei, in ihrer Allersklasse jeweils in der höchsten Liga. Allerdings in ganz unterschiedlichen Richtungen. Während Lilly und Romy beim TV Nellingen in den Harztopf greifen, geht Henry seit einem Jahr beim Frisch Auf Göppingen auf Torejagd. „Ich mach‘ das gern“, winkt der sympathische Opa ab. Und letztlich ist ja auch die ganze Familie dem Handball verfallen. Papa Lutz war früher selbst aktiv. Und wenn heute eines seiner Kinder ein Spiel hat, dann filmt er mit. Auch Mutter Sibylle ist voll dabei und schaut so oft es geht zu. Bei drei so erfolgreichen Kindern kommen da einige Spiele zusammen.

Als erster ist Henry damals vor acht Jahren dem Handballfieber verfallen. „Wir Mädels waren zuerst noch im Turnen“, erzählt die 15-jährige Romy. Doch nach einer Weile war es auch um sie geschehen. Zunächst waren die Geschwister in Grabenstetten aktiv. Schnell war den Talenten allerdings klar, dass der Weg sie woanders hinführen würde. „Wir wollten uns weiterentwickeln. Dabei spielt natürlich der Trainer eine zentrale Rolle. Aber auch die Stimmung im Team“, erklärt die 16-jährige Lilly.

Während die beiden Schwestern über Wolfschlugen, Nürtingen und die Stuttgarter Kickers schließlich zum TV Nellingen kamen, nahm Henry den Weg über Kirchheim und Heiningen nach Göppingen. „Wir sind jetzt die zweite Saison in Nellingen, und haben seither einen extremen Sprung gemacht“, sagt Lilly über sich und ihre Schwester. Während die 16-Jährige in der A-Jugend-Bundesliga auf Halblinks spielt und inzwischen einen festen Platz bei den Nellinger Drittliga-Frauen hat, geht Romy bei den B-Mädchen in der Baden-Württemberg-Oberliga auf Punkejagd. Bei der 15-Jährigen kommen drei Trainingseinheiten die Woche zum Alltag an der Geschwister-Scholl-Realschule in Nürtingen dazu. Bei ihrer älteren Schwester, die das May-Planck-Gymnasium besucht, sind es fünf. „Ich will was erreichen und mich bei den Frauen etablieren. Da ich erst 16 bin, habe ich ja noch viel Zeit, aber erste oder zweite Liga zu spielen, ist für mich schon realistisch, wenn ich am Ball und verletzungsfrei bleibe“, erklärt Lilly. Auch ihre Schwester Romy träumt von einem festen Platz im Frauenteam. „Es macht halt vor allem die Erfahrung den Unterschied“, sind sich die Schwestern einig.

Die sammelt auch Bruder Henry ganz fleißig. In der C-Jugend geht der Kreisläufer bei Frisch Auf in der Württemberg-Oberliga auf die Platte, und hat sich mit seinem Team schon bei Turnieren Meriten verdient. In den Ferien war er zuletzt in Berlin, seine Schwestern haben vor wenigen Wochen bei der Deutschen Meisterschaft das Final Four erreicht und sind gegen die Teams aus Hannover, Berlin und Frankfurt/Oder Vierte geworden. „Das war so eine coole Erfahrung, zumal Nellingen von denen ja niemand kannte“, erzählt Romy lachend.

Dass ihr Sport einer der spannendsten ist, darin sind sich die drei einig. „Im Vergleich zum Fußball ist unser Spiel viel schneller. Da fallen vielleicht mal drei Tore und es gibt viele Pässe im Mittelfeld. Bei uns passiert da viel mehr“, sagt Romy. Opa Roland gefällt vor allem, dass die Spielerinnen und Spieler vergleichsweise wenig mit dem Schiedsrichter diskutieren. Und Lilly ergänzt: „Uns wurde beigebracht, dass man den Schiri nicht anmacht und er recht hat.“ Dass es im Eifer des Gefechtes mit dem Gegner schon mal ein Hauen und Stechen geben kann, gehört für die drei Geschwister dazu. „Ich glaube bei den Jungs kommen da häufiger Beleidigungen, und es wird mehr gestoßen. Bei den Mädels passiert mehr im Verborgenen, da wird dann eher gezwickt“, berichtet Lilly lachend.

Dass die drei in nächster Zeit im selben Verein spielen werden, ist eher unwahrscheinlich. Für alle Beteiligten ist das aber gar nicht schlimm. Denn bis die Teenager irgendwann selbst einen Führerschein haben, darf Opa Roland noch ganz viel Zeit mit ihnen verbringen. Wenn er mal wieder den Taxifahrer gibt.