Lokalsport
Die Hahnweide ist wieder da

Segelfliegen Die 54. Auflage des Wettbewerbs lässt nach knapp drei Jahren Pandemiezwangspause keine Wünsche offen – sowohl in sportlicher als auch in stimmungsmäßiger Hinsicht. Von Rainer Rauch

Nach beinahe drei Jahren Pandemie-Zwangspause waren Piloten und Organisatoren des 54. Internationalen Hahnweidewettbewerbs gespannt, wie gut der Neustart der Traditionsveranstaltung gelingen würde. Am Abschlussabend waren sich dann alle Beteiligten sicher: Der Hahnweidewettbewerb ist wieder voll da, sportlich wie stimmungsmäßig.

Auch auf dem Siegertreppchen stellte sich wieder eine gewisse Routine ein. In der 18-Meter-Klasse, der leistungsmäßig am stärksten besetzten Wettbewerbsklasse, siegte Weltmeister Wolfgang Janowitsch (Österreich). Die offene Klasse dominierte wieder einmal Uli Schwenk aus Münsingen. Gemeinsam mit seinem Co-Piloten Matthew Scutter (Australien), Junioren-Weltmeister 2015, waren sie das Dreamteam der leistungsstärksten Flugzeugklasse.

Viele der 105 Piloten aus zwölf europäischen Ländern waren bereits Tage vor dem ersten Wettbewerbstag angereist, um für die Wettbewerbswoche zu trainieren. Die Vorfreude auf das erste Rennen unter den Wolkenstraßen über der Schwäbischen Alb und dem Schwarzwald war das bestimmende Thema dieser Tage.

Und gleich am ersten Wertungstag wurden die hohen Erwartungen erfüllt. Alle fünf Wertungsklassen waren entlang der Nordkante der Alb unterwegs. Allerdings war die Thermik ungleichmäßig und teilweise schwierig nutzbar. Wer allzu forsch losflog, fand sich schnell auf dem Boden der Tatsachen, sprich einer schwäbischen Wiese, wieder. Auch die Folgetage stellten die Piloten vor knifflige Aufgaben. Starker Wind und Schauer machten die Thermiksuche zeitweise sehr anspruchsvoll. Meteorologe Jupp Dahlem scherzte im morgendlichen Briefing, dass die britischen Piloten wohl etwas ihres heimischen Wetters in ihren langen Anhängern mitgebracht hätten.

In der Standardklasse zeichnete sich schon am ersten Tag ab, dass die Junioren die Oberhand haben würden. Der Franzose Valentin Leuleu-Lambour hatte zur Eröffnung die Nase vorne. An den folgenden Wertungstagen war es aber das belgische Duo Dennis Huybreckx und Jeroen Jennen, die die Tagessiege unter sich ausmachten. Folgen konnte den belgischen Meistern nur Helmut Kölle, Geislingen (Gesamtplatz drei) und Philipp Funk, Ellwangen (Gesamtplatz vier).

In der 15-Meter-Klasse war das Rennen bis zum letzten Flugtag offen. Der Hamburger Sebastian Huhmann hatte am Abschlusstag einen regelrechten Lauf. Ganze acht Stundenkilometer war er auf den gewerteten 461 Kilometern schneller als der Zweitplatzierte Julien Duboc aus Frankreich – im modernen Segelflug eine Welt. Im Gesamtklassement sprang er so von Platz drei zum Gesamtsieg seiner Klasse.

Beständigkeit ist Trumpf war die Siegesformel in der 18-Meter-Klasse. Mit zwei Tagessiegen und zwei dritten Tagesplätzen war Weltmeister Wolfgang Janowitsch konstant vorne dabei. Da sich Christian Mäx aus Bamberg ebenfalls keine Ausrutscher leistete, war es am Ende mit 21 Punkten Differenz aber dennoch spannend. Traditionell ist die 18-Meter-Klasse die am stärksten besetzte Klasse im Starterfeld. Die Nationalmannschaften aus Großbritannien, Frankreich, Schweden und Belgien waren vertreten und nutzten die Woche auf der Hahnweide als Vorbereitung für die Weltmeisterschaft in Ungarn im Sommer.

Dass es beim Hahnweidewettbewerb auch für Weltmeister keine Sieggarantie gibt, wurde in der Doppelsitzerklasse deutlich. Martin Theisinger (Landau) und Norbert Sommer (Breitscheid) setzten sich hier gegen die Weltmeister Louis Bouderlique (Frankreich) und Steve Jones (England) durch.

Was mit modernen Segelflugzeugen möglich ist, zeigte Markus Frank am dritten Wertungstag. In zwei Stunden und 31 Minuten umrundet er die 341 Kilometer lange Wertungsstrecke über der Westalb und dem Schwarzwald. Dies entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 132 km/h. Jim Acketoft (Schweden) war auf derselben Strecke fünf Minuten länger unterwegs und war damit knapp sechs km/h langsamer als der Ludwigsburger Markus Frank.

Bei der abschließenden Siegerehrung waren sich dann Piloten und Gäste einig: Laura Maciej ist bei ihrer Premiere als Wettbewerbsleiterin eine exzellente Organisation gelungen. Das Team der Fliegergruppe konnte schon viel Anfragen für die Neuauflage im kommenden Jahr entgegennehmen. Aber etwas Geduld ist noch gefragt: Die Anmeldung läuft erst ab Januar 2023.

1 Alle Ergebnisse des Wettbewerbs sowie weitere Impressionen finden sich unter
www.wettbewerb.wolf.hirth.de