Kirchheim. Drei Teckvereine in der Bezirksliga vereint, die Landesliga als Gipfel der Spielkultur rund um die Teck – das gab es zuletzt vor 14 Jahren. Im Frühjahr 1999 gelang dem TSV Owen der Aufstieg in die Landesliga, der TSV Weilheim, der VfL Kirchheim und die SG Lenningen lagen im Bezirk in Lauerstellung. Mit dem Abstieg der Owener vor wenigen Wochen – dem zweiten innerhalb von drei Jahren – schließt sich 2013 dieser Kreis. Dazwischen liegen Jahre des sportlichen Erfolgs, der die Handballer in Weilheim und Lenningen bis in die Verbandsliga, den TSV Owen in die 2004 neu geschaffene Württembergliga führte. Vom einstigen Glanz, den die beiden Oberligisten TSV Oberlenningen und VfL Kirchheim in den Siebzigern und Achtzigern verbreiteten, ganz zu schweigen.
Wer höherklassigen Handballsport erleben will, der findet ihn heute auf den Fildern, im Neckartal, in Wolfschlugen oder südlich im Ermstal. Wie sehr der Teck-Standort an Boden verloren hat, zeigt der Verlust an Talenten in allen vier Vereinen in den vergangenen Jahren. Jüngstes Beispiel: Mit Robin Habermeier und Marcel Metzger verlassen zwei der wichtigsten Leistungsträger zum Saisonende den VfL Kirchheim in Richtung Württembergliga. Habermeier wechselt zum TSV Wolfschlugen, Metzger nach Zizishausen.
Es muss sich etwas bewegen im lokalen Handball. Zu diesem Schluss kam Enrico Wackershauser, der mit dem VfL 1981 in die Oberliga aufstieg und anschließend mit Göppingen und Scharnhausen in der Bundesliga spielte, schon vor 13 Jahren. Als Trainer beim Landesliga-Aufsteiger in Owen verfocht Wackershauser schon damals ein mögliches Fusions-Modell der vier Teckvereine. Gescheitert ist es letztlich an wechselnden Widerständen. In Weilheim und Lenningen sperrten sich die Traditionalisten, die angesichts der Führungsrolle Owens als damals ranghöchster Verein einen Identitätsverlust fürchteten. Zudem war in Lenningen der 1990 besiegelte Zusammenschluss des TSVO und des TVU zur Lenninger Spielgemeinschaft erst zehn Jahre her. Mehr Selbstbestimmung wollten viele im Täle nicht aufgeben. Der VfL hingegen erlebte im Nachwuchsbereich einen regelrechten Boom, der das Vertrauen in die eigenen Kräfte stärkte. Die Folge: Von Wackershausers Idee einer breiten Allianz blieb allein die SG Teck übrig, als Kooperation zwischen dem TSV Owen und dem TSV Weilheim im Jugendbereich.
Eine vertane Chance, meint Klaus Kazmaier. Der heute 63-Jährige war eine der Führungsfiguren der Oberlenninger Oberligamannschaft in den Siebzigern. Er ist überzeugt, dass am Zusammenschluss der vier Teckteams auf Dauer kein Weg vorbeiführt. „Wir brauchen einen besseren Grundstock von der Jugend an“, sagt Kazmaier und versichert: „Das Thema kommt eigentlich 20 Jahre zu spät.“ SG Lenningen-Abteilungsleiter Jochen Häußler kennt gegenläufige Tendenzen im Verein. Man habe vor fünf Jahren mit der Umsetzung eines neuen Jugendkonzepts begonnen. Das trägt nun erste Früchte. Bis auf die weibliche B-Jugend ist die SG in der neuen Saison in allen Jahrgängen vertreten. „Wir wollen das aus eigener Kraft schaffen“, glaubt Häußler für eine Mehrheit im Verein zu sprechen, schränkt aber gleichzeitig ein: „Was langfristig passiert, steht auf einem anderen Blatt.“ Dass das eigene Entwicklungspotenzial Grenzen hat, ist ihm bewusst: „Die Landesliga ist sicher das Ende der Fahnenstange“, meint er. „Mir ist es aber lieber, der TSV Owen füllt uns in der Bezirksliga die Halle, als ein Gegner aus Bregenz, der mit einer Handvoll Fans anreist.“
Einen ganz anderen Ansatz vertritt der Abteilungsleiter des VfL Kirchheim. Uwe Hamann könnte sich vorstellen, die besten Jugendspieler eines jeden Jahrgangs zu bündeln und auf die vier Stammvereine rund um die Teck zu verteilen. Von diesem Modell könnte nicht nur jeder Verein profitieren, es hätte auch den Vorteil, dass solche Jahrgangsmannschaften im Idealfall sechs Jahre lang in gleicher Besetzung zusammen spielen könnten. „Die Ernte würde man vermutlich frühestens nach sieben Jahren einfahren können“, glaubt Hamann. Deshalb hält er die Diskussion über eine Spielgemeinschaft im aktiven Bereich für verfrüht. „Da sind die Widerstände in den einzelnen Vereinen noch zu groß.“