Kirchheims Basketballer und notorische Lottospieler eint in dieser Woche der gleiche Antrieb: der Glaube an die Chance, die eigentlich keine ist. Kraft und Glück – von beidem brauchen die Knights bis zum letzten Spieltag am Samstag eine Extraportion, soll das schier Unmögliche doch noch wahr werden. Trotz des Sieges am Samstag gegen die Artland Dragons liefern sich die Ritter mit der Konkurrenz ein totes Rennen um die Play-offs. Nach einem Wochenende, an dem zwei direkte Konkurrenten um Platz acht Überraschungserfolge verbucht haben. Nürnbergs Heimsieg gegen Jena und Hagens Erfolg gegen Spitzenreiter Rostock heißt: Es bleibt beim Vier-Punkte-Rückstand auf die Konkurrenz bei zwei noch ausstehenden Spielen, nachdem auch Bremerhaven am Sonntag gegen Leverkusen gepunktet hat. Die rechnerische Minimal-Chance, die den Kirchheimern noch bleibt: Mit zwei Heimsiegen am Mittwoch (20 Uhr) gegen Hagen und am Samstag gegen Nürnberg könnte man gleichziehen, vorausgesetzt, keiner der direkten Konkurrenten gewinnt noch ein Spiel. Theoretisch wäre es sogar denkbar, dass nach dem letzten Spieltag sechs Mannschaften punktgleich wären, da auch der Tabellenzwölfte Vechta noch Chancen hat, aufzuschließen. Karlsruhe hat als Siebter zwar noch drei Spiele vor der Brust, zwei davon allerdings gegen die Topteams aus Rostock und Tübingen. Käme es zum Äußersten, begänne eine komplizierte Rechnerei im Vergleich aller Mannschaften.
Die Frage aus Kirchheimer Sicht: Wie viel Reiz steckt noch in der Aussicht auf eine erste Play-off-Runde gegen Tabellenführer Rostock? Das kräftezehrende Saisonfinale mit einem limitierten Kader hat schon in den jüngsten Spielen sichtbare Spuren hinterlassen. Jonathon Williams fehlt seit fünf Wochen, Hauptakteure wie Rohndell Goodwin, Karlo Miksic und Yasin Kolo sind angeschlagen. Der Ausfall von Noah Starkey, der sich wohl schon in Itzehoe einen Handbruch zugezogen hat und gegen Vechta trotzdem eine knappe Viertelstunde auf dem Parkett stand, schränkt Igor Perovics Spielraum weiter ein. „Wir müssen mit dem Kader klarkommen, der da ist“, meint Kirchheims Headcoach. „Die Liga zeigt immerhin Woche für Woche, dass hier alles möglich ist.“ Auch für Chris Schmidt gibt es keinen Grund, nicht alles bis zur letzten Sekunde daran zu setzen. „Die Play-offs waren von Beginn an das Ziel“, sagt der Sportchef. „Dafür spielen wir.“
Sollten sich die Knights bereits am Mittwochabend aus dem Rennen verabschieden müssen, bleibt vor allem der Blick auf eine Saison der vergebenen Chancen. In nicht weniger als sieben Partien sahen die Ritter wie der sichere Sieger aus. „Die Hälfte hätte gereicht, um als Vierter in den Play-offs Heimrecht zu haben“, sagt Schmidt, der weiß, dass auch andere Teams in der dritten Saison unter Corona mit Problemen zu kämpfen hatten. Schmidt: „Nach diesem Hammerprogramm der vergangenen Wochen kann keiner der Mannschaft einen Vorwurf machen.“
Mit Rückenwind von der Ostsee
Phoenix Hagen, Gegner der Knights am Mittwoch, kommt mit dem Selbstvertrauen eines überraschenden 102:97-Erfolgs am Samstag gegen den Tabellenführer aus Rostock in die Sporthalle Stadtmitte. Die Knights, die in den vergangenen Wochen ausschließlich hart umkämpfte Spiele bestritten haben, dürften gewarnt sein, denn die Feuervögel bewiesen gegen den Spitzenreiter einen langen Atem. Nach teils deutlichem Rückstand über das gesamte Spiel hinweg gelang den Hagenern durch einen Korbleger von Marquise Mooere 29 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit noch der Ausgleich. In der Verlängerung drehten die Gastgeber dann das Spiel. Erfolgreichste Werfer waren Marcel Keßen und Dominik Spohr mit jeweils 19 Punkten. bk