Lokalsport
Die HSG ist zurück auf Los

Handball Bei der Spielgemeinschaft aus dem Lenninger Tal ist nach dem Abstieg aus der Landesliga Ernüchterung eingekehrt. Das mittelfristige Ziel ist vorerst aus dem Blick geraten. Von Bernd Köble

Die zweite echte Landesliga-Saison nach Corona ist gleichzeitig die vorerst letzte. Dabei sah der Plan etwas ganz anderes vor. Sich möglichst rasch auf Verbandsebene zu etablieren, irgendwann dorthin zurückkehren, wo man schon einmal war. Im Falle der SG Lenningen hieß das Verbandsliga, der neue Bündnispartner aus Owen hatte sich zuvor immerhin zwei Jahre lang im württembergischen Oberhaus behauptet. Lange her, aber immerhin. Im Mai 2023, fünf Jahre nach dem verheißungsvollen Start der Handball-Allianz im Lenninger Tal, heißt es nun: zurück auf Los. Zurück in die Bezirksliga, wo 2018 alles begann.

Ist das Projekt HSG deshalb bereits gescheitert? „Das ist ein Rückschlag, ja. Gescheitert sind wir auf keinen Fall,“ meint der sportliche Leiter, Raphael Schmid. Er ist einer, der die glanzvollsten Zeiten in der Württembergliga im Trikot des TSV Owen miterlebt hat. Wegen einer missglückten Saison nun alles infrage zu stellen, wäre aus seiner Sicht grundfalsch. „Der Zusammenhalt in der Mannschaft ist nach wie vor stark, trotz der gewaltigen Enttäuschung nach diesem Wochenende.“

Sechs Tore haben am Ende gefehlt.  Dass Spitzenreiter SV Remshalden den zweiten Teil des Lenninger Rettungsplans erfüllt und am Sonntag in Göppingen gewonnen hat, macht die Sache nicht weniger ärgerlich. „Nicht am Ende wurden die entscheidenden Fehler gemacht, sondern ganz am Anfang“,  sagt Trainer Daniel Kraaz. Vier Niederlagen aus den ersten fünf Spielen im vergangenen Herbst, darunter so schmerzhafte wie gegen
 

„Rückschlag ja, gescheitert auf keinen Fall.
Raphael Schmid
Der sportliche Leiter der HSG zur Bewertung des Projekts nach fünf Jahren.
 

Mitabsteiger HSG Oberer Neckar oder den TSV Bartenbach, der in der Endabrechnung als Sechster nur einen Sieg mehr auf dem Konto hat. Gründe, dass die Zählerausbeute unterm Strich zu mager ausfiel, gibt es fraglos. Jonas Kiedaisch und Falk Weber, die im Rückraum und in der Abwehr fest eingeplant waren und nach Verletzungen kein einziges Spiel bestritten haben. Oder Ex-Coach Matthias Briem, ein Mann mit Zweitliga-Erfahrung, der in der Vergangenheit trotz fortgeschrittenen Handball-Alters der Mannschaft, wenn er auflief, Sicherheit und Ruhe vermittelte. Er wechselte im Oktober nach nur einem Spiel auf die Trainerbank in Weilheim.

Für Daniel Kraaz ist aber klar: Ausreden gibt es für ihn keine. „Die Verantwortung für diese Situation trage voll und ganz ich. Ich bin der Trainer.“ Damit nimmt er Kritikern den ersten Wind aus den Segeln. Stimmen, die meinen, die Mannschaft habe sich in den zwei Jahren unter Kraaz kaum weiterentwickelt, wurden zuletzt in Lenningen lauter. Eine Meinung, der Raphael Schmid vehement widerspricht: „Daniel war für uns genau der Richtige,“ betont der Sportchef. „Mannschaft und Trainer waren eine Einheit – bis zuletzt.“

Jetzt muss es der Neue richten und das möglichst rasch: Für Volker Pikard, der mit Daniel Kraaz beim Team Esslingen vor Jahren noch ein Trainergespann gebildet hat, warten nun unverhoffte Reparaturarbeiten. Pikard hat immerhin gute Chancen, dass dies die einzige böse Überraschung bleibt. Raphael Schmid jedenfalls geht fest davon aus, dass der Kern der Mannschaft erhalten bleibt. Entsprechende Gespräche fanden bereits im Dezember statt. In einer Zeit, in der die sportliche Lage keinesfalls rosig war. Das zeugt von Charakter, den man in der neuen Saison bitter nötig haben dürfte, denn „ein Aufstieg ist nichts, was man im Vorbeigehen mitnimmt,“ sagt Schmid. Auf eines dürfen sich die Fans immerhin schon freuen: Die Rückkehr in die Bezirksliga bringt das zurück, was etliche lange vermisst haben: ein echtes Derby. Mit brennenden Hallen in Lenningen und Weilheim.

HSG als zweitstärkster Landesliga-Absteiger

Besonders bitter: Die HSG aus Owen und Lenningen muss als zweitstärkster Absteiger der vier Landesliga-Staffeln den Gang in die Bezirksliga antreten. Die 15 erzielten Punkte der Täles-Handballer in dieser Saison hätten sowohl in der Staffel 1 wie auch in der Staffel 3 zu Platz sieben und damit zum Klassenerhalt gereicht.
Erfolgreicher unter den zwölf Landesliga-Absteigern war in diesem Jahr allein die zweite Mannschaft der TSG Söflingen, die sich in der hart umkämpften Staffel 4 auch mit acht Siegen nicht vor dem Abstieg retten konnte.  bk