Lokalsport
Die Knights angeln sich neuen Big Man

Basketball Der Amerikaner Mitch Lightfoot sorgt bei den Kirchheimern für zusätzliche Zentimeter unterm Korb. Der Vertrag mit dem Dänen Thomas Laerke läuft nach nur vier Wochen aus. Von Bernd Köble

Kirchheims Basketballer haben nach der dritten Saisonniederlage am Samstag in Jena reagiert und den angekündigten Personalwechsel vollzogen. Der Vertrag mit dem dänischen Guard Thomas Laerke, der den Ausfällen von Richie Williams und Besnik Bekteshi zum Saisonstart geschuldet war, wird nach vier Wochen nicht verlängert. Stattdessen holen sich die Knights mit dem 25-jährigen Mitch Lightfoot Verstärkung für die Zone an Bord. Vom 2,03 Meter großen Amerikaner von der Kansas University erhofft man sich die dringend benötigten Impulse unterm Korb.

Eine Schwachstelle, die in den vergangenen zwei Spielen durch eine katastrophale Reboundbilanz augenfällig geworden war. Dass der Vertrag mit Lightfoot so schnell zustande kam – der Amerikaner soll schon am Samstag gegen Bochum in der Mannschaft stehen und wird am Dienstag in Kirchheim erwartet –  hat einen Grund: Er stand schon im Sommer als Wunschkandidat von Sportdirektor Chris Schmidt auf der Liste. Nach langen Gesprächen, die Schmidt als „die schwierigsten“ seiner bisherigen Zeit bei den Knights bezeichnet, platzte der Coup. Lightfoot rechnete sich zum damaligen Zeitpunkt Chancen auf einen Platz in einer europäischen Topliga aus. Dass daraus nichts wurde, spielt den Kirchheimern nun in die Karten. Im zweiten Anlauf klappt’s. „Wir haben die Tür lange für ihn offengelassen,“ sagt Schmidt, der nun hofft, dass der Mann aus Kansas als Antwort auf gleich mehrere Probleme passt. „Er bringt Athletik mit, eine gute defensive Orientierung und er ist für seine Mitspieler ein Ziel in der Zone,“ fasst Schmidt seine Qualitäten zusammen. Gleichzeitig ist er einer, der die zuletzt miserable Wurfbilanz der Ritter aufpolieren könnte: Am College verzeichnete er in der vergangenen Saison eine Quote von über 66 Prozent aus dem Feld, bei durchschnittlich 4,6 Punkten in zwölf Minuten Spielzeit.

Beim jüngsten Titelgewinn mit den Kansas Jayhawks, in der NCAA kam Lightfoot meist von der Bank. Sein neuer Coach Igor Perovic sieht ihn durchaus in der Startformation. Ein Problem kann allerdings auch der Neue nicht lösen: In Jena fehlten Perovic in der Rotation gleich drei Deutsche wegen Corona. Tim Koch dürfte am Samstag gegen Bochum wohl wieder dabei sein. Über eine Rückkehr von Paul Giese wird in dieser Woche ein medizinischer Belastungstest entscheiden, während Besnik Bekteshi mit Long-Covid-Symptomen wohl noch längere Zeit fehlen wird. „Drei Deutsche auf der gleichen Position lassen sich nicht ersetzen,“ sagt Perovic, der den Auftritt in Jena unter den gegebenen Bedingungen als „ersten Schritt nach vorn“ bewertet. Schließlich war man dem Aufstiegsaspiranten nach der Halbzeitpause über weite Strecken ein ebenbürtiger Gegner und bis auf fünf Punkte dran. Dabei zeigten die zuvor kritisierten Neulinge Michael Flowers und Kayne Henry erkennbare Fortschritte. Flowers im Defensivverhalten, Henry bot an beiden Enden des Courts einen überzeugenden Auftritt. Ein Schlüssel zum Erfolg liegt in der Frage, wie schnell Richie Williams zur gewohnten Form findet. „Ohne ihn wird es in jeder Begegnung schwer,“ sagt Perovic. Der erfahrene Lenker im Spielaufbau zeigt sich nach seiner Verletzungspause bemüht aber glücklos.

Bleibt nur die Hoffnung auf Besserung und auf den „sechsten Mann“ am Samstag gegen Bochum. Das erste Saisonspiel in der Sporthalle Stadtmitte ist eines, in dem der Erfolgsdruck gewaltig ist. „Wir müssen jetzt gemeinsam durch diese schwierige Phase, und ich hoffe, dass unsere Fans diesen Weg mitgehen werden,“ sagt der Trainer.  In vertrauter Umgebung lässt sich die Uhr für die Ritter vielleicht nochmal zurückdrehen. Mitch Lightfoot hätte dann gar nicht viel versäumt. „Ich weiß, ich bin spät dran,“ hat er vor seiner Abreise betont. „Dafür bin ich umso heißer.“