Kurz nach 20 Uhr an einem Montag im Mai: Die letzten Sonnenstrahlen über dem „Wembley-Platz“ am städtischen Stadion begleiten bunt gekleidete Männer verschiedensten Alters auf dem Weg von der Umkleidekabine zum Kunstrasen-Spielfeld. Es geht offenbar um Fußball, denn zielstrebig gehen die Sportkameraden auf die beiden mobilen Tore zu und setzen diese in eine Hälfte des Gesamtspielfeldes. Das Kleinfeld ist somit gerüstet für eine Kombination aus leichtem Training und Spaß beim manchmal gar nicht so lockeren kicken.
Eine Art „Boss“ gibts auch. Der ist nicht etwa Trainer oder Captain, sondern vielmehr Koordinator der Männergruppe und Bindeglied zum VfL Kirchheim. Und genau dort, hat jener auch seine erfolgreichste Zeit verbracht: Dietmar „Didi“ Weil, in den 1980/1990er Jahren pfeilschneller Oberliga-Flügelflitzer des Vereins für Leibesübungen. Weil kennt als aktiver Spieler nur zwei Vereine: den VfL und den SC Geislingen, wo er ein einjähriges Gastspiel gab und gute Kontakte knüpfte. Mit seiner Hilfe wurden Talente wie Marc Schurr, Harald Huber, Hansjörg Honold oder der spätere Bundesligaprofi Rüdiger „Rübe“ Kauf zum Engagement unter die Teck gelotst, was 1997 bekanntlich im Aufstieg in die seinerzeit drittklassige Fußball-Regionalliga gipfelte.
Inzwischen wabert eine leichte Brise aus Latschenkiefernöl und Franzbranntwein über das Spielfeld. Alle 14 Protagonisten des Abends, die sich zuvor über eine „WhatsApp“-Gruppe angemeldet hatten, stehen mit zwei verschiedenfarbigen Leibchen auf dem Platz. Das Warm-up hat eine große Bandbreite. Jeder wärmt sich individuell auf: der eine intensiver und länger, andere hingegen quasi kurz und schmerzlos. Eine ebenso große Bandbreite gibt es beim Alter. Von Mitte 30 bis über 80 Lenze haben die Kicker auf dem Buckel, was untereinander eine gewisse Rücksichtnahme im Zweikampfverhalten voraussetzt, die meist, wenn auch nicht immer, eingehalten wird. „Im Schnitt dürften wir so etwa 50 Jahre alt sein“, sagt Weil, der selbst im September 62 wird.
Einer der ältesten ist VfL-Urgestein Kurt Mahle. Der 81-Jährige schnürte einst für den VfL und für den TSV Jesingen die Kickstiefel, gilt als einer der Väter des Klubs und ist immer noch topfit. „Die Montagskicker entstanden 1973 aus der VfL-Skiabteilung heraus“, klärt Mahle auf, der zusammen mit den weiteren Kirchheimer Ski-Legenden Werner Remppis und Heinz Schneeweis den Montagskick zum Kontrastprogramm zur Skigymnastik erkor. „In den 1970er Jahren gab es vom Schwäbischen Skiverband organisierte Fußballturniere. An denen wollten wir teilnehmen und gewinnen“, gibt Mahle, dessen Buder Gerhard (79) auch montags mit von der Partie ist, die Beweggründe an.
Um die Jahrtausendwende schwanden altersbedingt die Kickkameraden des Montagsevents. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich schon eine andere, jüngeres Gruppe unter Führung von „Didi“ Weil etabliert, die zunächst auf einem Bolzplatz, später in Jesingen unter anderen auch mit den einstigen Regional- und Oberligakickern Thomas „Krise“ Kärcher, Claus Maier oder Roland Hirsch kickte. Beide Gruppen vereinigten sich ohne Reibereien und stellen heute den „Montagsklub“ dar. An diesem Abend stehen mit „Pippo“ Forzano und Paul Lawall die bekanntesten Namen auf dem Spielfeld, kämpfen mit den Kameraden um den Ball – und sparen auch nicht mir Flüchen, wenn es mal nicht so klappt. Neben dem Platz ist hingegen Stadion-Hausmeister Frank Münchinger der wichtigste Mann. Der sorgt unter anderem nach Spielende für das – natürlich alkoholfreie – Kabinenbier.