Basketball
Die sechste Abfuhr für alle Zweifler

Kirchheims Korbjäger locken auch gegen Dresden mehr als dreitausend Zuschauer in die Göppinger EWS-Arena. Eine Antwort auf die Zukunftsfrage ist das nicht.

Mächtig Dampf im Kessel EWS-Arena und hängende Köpfe beim Gegner: Für die Knights aus Kirchheim verlief der sechste Spieltag in der 2. Basketball-Bundesliga erfolgreich nach Plan. Foto: Nina Sander

Eintagsfliegen haben, wie der Name schon sagt, kein langes Leben. Von einem Ausnahme-Ereignis kann folglich kaum mehr die Rede sein, wenn es darum geht, den Mehrwert der Knights-Gastspiele in der Göppinger EWS-Arena zu taxieren. Beim inzwischen sechsten Auftritt des Basketball-Zweitligisten in der Nachbarstadt wollten am Samstag erneut rund 3.400 Zuschauer die Ritter aus der Teckstadt siegen sehen. Damit liegt der Schnitt aus allen sechs Spielen bei annähernd 3.800 Tickets oder anders ausgedrückt: Wenn die Knights in Göppingen aufschlagen, setzen sie in Sachen Zuschauer die Benchmark für die gesamte zweite Liga. Dazu gesellt sich die Erkenntnis vom Samstag: Es braucht keine Landesderbys wie zuletzt gegen Tübingen oder Karlsruhe – auch gegen den Tabellenvierzehnten aus Dresden strömen die Fans in Massen in die Arena. Zahlen, die zeigen: Über die knapp tausend eingefleischten Anhänger hinaus, die jedes zweite Wochenende die Kirchheimer Sporthalle Stadtmitte bevölkern, ist reichlich Luft nach oben.

Was die Popularität der Sportart angeht, in der die deutschen Männer immerhin amtierender Weltmeister und die Frauen im Sonderformat „3x3“ Olympiasiegerinnen sind, müssen sich die Kirchheimer folglich keine Sorgen machen. Laut jüngsten Zahlen des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) ist Basketball einer der Hauptgründe, weshalb die Sportvereine nach Corona vor allem bei Jüngeren einen neuen Mitgliederboom erleben.

Für den VfL Kirchheim und die Knights, wo Woche für Woche 19 Nachwuchsmannschaften und vier aktive Teams im Training den Profis nacheifern, wäre alles bestens, würde nicht im Hintergrund die Uhr ticken. Bis spätestens in vier Jahren brauchen die Ritter eine zweitligataugliche Spielstätte und damit eine Alternative zur Sporthalle Stadtmitte oder als Minimallösung: einen Baubeschluss.

Knights-Geschäftsführer Chris Schmidt kämpft dafür an zwei Fronten: In Kirchheim vor allem gegen die lange Zeit verbreitete Meinung, die Hallennot hätten die Basketballer exklusiv. Inzwischen gilt die Meinung, dass der Vereins- und Schulsport in der Teckstadt mangels Hallenflächen ernsthaft in Gefahr ist, als unstrittig. Bis der Gemeinderat im Frühjahr eine Prioritätenliste erarbeiten will, die Aufschluss geben soll, was überhaupt und gegebenenfalls

Wir fischen alle im selben Teich.

Frisch-Auf-Geschäftsführer Gert Hofele über die Basketball-Konkurrenz aus Kirchheim.

in welchem Zeitrahmen möglich sein könnte, kämpft Schmidt auch weiterhin in Göppingen für Kirchheimer Interessen. Noch vor Weihnachten sind weitere Gespräche in erweiterter Runde geplant, bei denen neben der Geschäftsführung auch Vertreter des Aufsichtsrats von Frisch Auf Göppingen am Tisch sitzen sollen. Der Handball-Bundesligist, der mit Männer- und Frauenmannschaft im Oberhaus vertreten ist, ist der Hausherr in der EWS-Arena und mit seinem einflussreichen Geschäftsführer Gert Hofele bisher schärfster Kritiker, wenn es um eine Ausdehnung der Kooperation mit den Korbjägern geht. Hofele fürchtet vor allem Konkurrenz im Kampf um Sponsorengelder. „Wir fischen alle im selben Teich“, wird der Frisch-Auf-Boss zitiert. Schmidt, der bereits einen Bestandsschutz für Geldgeber ins Spiel gebracht hat, sieht weniger Konkurrenz als eine Chance für beide Seiten, zumal das Zielpublikum in den beiden derzeit populärsten Hallensportarten sich strukturell unterscheide.

Unterstützung erfährt Schmidt von Göppingens Oberbürgermeister Alex Maier, der die Knights seitens der Stadt bisher mit offenen Armen empfangen hat. Maier wünscht sich mehr Basketball und demnach in den kommenden Wochen, wie er betont, „ergebnisoffene“ Gespräche. Eine Haltung, die auch Schmidt teilt. „Wir gehen ohne Erwartungen in dieses Treffen und hoffen auf einen kritischen und gleichzeitig offenen Austausch,“ sagt er.

Der Basketball-Manager steckt in einem Dilemma: Er muss sich und den Knights verschiedene Wege offen halten, ohne ein falsches Signal in die jeweilige Richtung auszusenden. Letztlich geht es für ihn und seine Mitstreiter auch darum, die Knights wirtschaftlich auf Kurs zu halten. Geldgeber verlangen eine Perspektive, ohne die der Klub schon mittelfristig nur erschwert wird planen können. Am Ende geht es vor allem um eines: Dass die lange Erfolgsgeschichte der Kirchheimer Zweitliga-Basketballer, die seit dem Wochenende Tabellendritter sind, weitergeht.