Lokalsport
Die Sehnsucht nach einem glanzlosen Sieg

Basketball Die Knights verdienen sich Respekt, aber keine Punkte. Ausgerechnet am Mittwoch beim Angstgegner in Schwenningen soll sich das ändern. Von Bernd Köble

Fußballweltmeister Andreas Brehme hat es als Strafstoßexperte und Rasenphilosoph gleichermaßen auf den Punkt gebracht. Oder vielmehr: auf den Fuß. Wenn nämlich dort erstmal klebt, was eigentlich ins Klo gehörte – so ließe sich seine Formel für die Ewigkeit salonfähig umschreiben – dann ist das häufig erst der Anfang. Ergo: Was Kirchheims Basketballer bei der erneut ärgerlichen 93:97-Niederlage gegen Rostock mit der Halbzeitsirene verdutzt dreinschauen und ihren Coach wutentbrannt in die Kabine stürmen ließ, war erst Teil eins der Brehmeschen Regel.

Pearsons Buzzerbeater, diese drei Punkte zur 51:42-Halbzeitführung der Rostocker, war kein „Lucky shot,“ wie Basketballer sagen, sondern schlicht eine Einladung. Ganz anders Teil zwei: Brad Loesings Verzweiflungswurf aus mehr als zwanzig Metern, der mit der Schlusssirene im dritten Viertel von ungläubigen Blicken begleitet durch den Ring zischte. Solche Momente gibt es im Basketball immer wieder. Am Samstag passten sie perfekt zur Dramaturgie des Spiels. Zwei Aufreger – sechs Punkte, die aus Knights-Sicht
 

„Wir können uns jetzt ärgern oder
wir nehmen das Positive mit.
Till Pape
Kapitän der Knights

gegen den Tabellenführer gereicht hätten. Und doch: Anders als nach der Verlängerung in Leverkusen blieb das große Lamento diesmal aus. Nicht nur, weil sich die Kirchheimer weniger vorzuwerfen hatten. Diesmal bot sich die Siegchance gegen einen Gegner, der das Spiel über weite Strecken komplett im Griff hatte. Das sahen offenbar auch die Zuschauer so, die die Halle trotz Corona-Limits in ein Tollhaus verwandelten und ihre Mannschaft am Ende mit Beifall in die Kabine schickten. Zwei bittere Erkenntnisse bleiben: Man kann fast alle relevanten Statistiken für sich entscheiden, das Spiel aber trotzdem verlieren. Und: Wer Top-Gegner in Bestbesetzung an den Rand von Niederlagen bringt, obwohl im eigenen Lager seit Wochen immer wieder Schlüsselspieler fehlen, handelt mit einer Währung, für die es keinen Markt gibt. 

„Wir können uns jetzt ärgern oder wir nehmen das Positive mit,“ meint Knights-Kapitän Till Pape, der in dieser Saison wie kein anderer vorangeht. Positive Aspekte gab es tatsächlich einige: Die Rückkehr von Karlo Miksic und Luka Kamber nach überstandener Corona-Infektion, die überzeugende Premiere von Yasin Kolo (siehe Info) oder der starke Auftritt von Besnik Bekteshi, bei dem nach Wochen in der Versenkung Kampfgeist und Wurfglück zurückgekehrt sind. Alles zusammen lässt hoffen vor dem Gang am Mittwoch nach Schwenningen, wo aller Voraussicht nach auch Jonathon Williams nach seiner schmerzhaften Knieprellung wieder dabei sein wird. „Wir hätten uns das Leben etwas einfacher machen können,“ meint Headcoach Igor Perovic zu Beginn der englischen Woche, die am Samstag mit dem Heimspiel gegen Hagen endet. „Jetzt ist der Druck entsprechend größer.“ Mit Platz neun liegen die Play-offs zwar weiterhin in Reichweite, dahinter lauern allerdings Teams, die bis zu vier Spiele in Rückstand sind. Für den Kapitän kommt Schwenningen gerade recht. Ein Ort, der selten Gutes verhieß, gegen einen Gegner, bei dem sich die Kirchheimer Bilanz fast schon erschreckend liest. Für Pape braucht es solche Momente, um ein Tief zu überwinden: „Das geht nur über Kampf,“ sagt er. „Am besten mit einem Sieg in einem richtig ekligen Spiel.“

 

Yasin Kolo mit gelungenem Debüt

Für einen war es am Samstag trotz der Niederlage ein gelungener Abend: Knights-Neuzugang Yasin Kolo benötigte bei seinem Debüt im Kirchheimer Dress nur wenig Zeit zur Eingewöhnung. Auch ohne spektakuläre Szenen unterstrich der 2,08-Meter große Center seine Erfahrung und Klasse. Indem er das tat, was ein routinierter Profi in einem neuen Umfeld tut: Er bedient sich im Standard-Repertoire und macht daraus das Beste.
Neben seinen sieben Punkten und sechs Rebounds in knapp 17 Minuten Spielzeit war Kolo ständige Anspielstation unterm Korb. Einer der die freien Räume beim Pick and Roll gut nutzte und seine körperlichen Vorteile im Eins-gegen-Eins clever ausspielte. Ein Auftritt, der auch seinen Trainer überzeugte, obwohl der als ein Verfechter von Athletik und Schnelligkeit unterm Korb gilt. „Yasin hat mich heute positiv überrascht,“ stellte Igor Perovic nach Spielende fest. „Er bringt eine zusätzliche Qualität auf den Tisch, die wir so bisher nicht hatten.“ bk