Lokalsport
Die TG Nürtingen kehrt in die Regionalliga zurück

Basketball Die Nürtinger Oberliga-Damen spielen nächste Saison wieder in der dritthöchsten deutschen Spiel­klasse. Relegationsgegner BG Ettenheim hatte die entscheidende Partie kampflos abgegeben. Von Jens S. Vöhringer

Unverhofft kommt oft: „Was soll ich sagen“, meinte Jörg Fischer am Sonntagnachmittag bezeichnend. Anstatt seine Schützlinge der TG Nürtingen ein vorerst letztes Mal von der Seitenlinie zu coachen, stand der Trainer der Turngemeinde zur frühen Mittagszeit am Telefon Rede und Antwort. Denn: Gegner BG Ettenheim hatte tags zuvor das nach dem 73:42-Kantersieg der Nürtingerinnen im Relegationshinspiel sportlich ziemlich wertlos erscheinende zweite Aufeinandertreffen abgesagt. Folge: Die TGN, in deren Kader etliche Spielerinnen des vor Jahren aufgelösten TSV Jesingen stehen, kann kommende Runde ihren zweiten Anlauf in der Regionalliga nehmen. Der erste war auch aufgrund von Corona mit nur einem Spiel vor dem großen Lockdown doch recht spärlich ausgefallen.

Um 18.59 Uhr erhielt Fischer am Samstag einen Anruf auf seinem Smartphone, konnte allerdings nicht rangehen, da er für den TC Neckarhausen noch auf dem Tennisplatz stand. Rund anderthalb Stunden später rief er zurück, erreichte Michael Reber und der Ettenheimer Trainer teilte ihm mit, dass er zum Rückspiel am Sonntag mit seiner Truppe wegen eines zu kleinen Kaders nicht antreten werde. Damit endete auch diese kuriose Relegation, die aufseiten der TG für einiges Kopfschütteln gesorgt hat. „Man hatte uns schon nach der Punkterunde zur Meisterschaft gratuliert“, blickt der Nürtinger Coach etwas ungläubig zurück. Doch dann sei auf einmal die Relegation angesetzt worden, in die Fischer und Co ohne regelmäßiges Training und ziemlich ersatzgeschwächt gingen.

Einige Spielerinnen befanden sich bereits im Urlaub, in der eigentlichen Trainingsstätte am „HöGy“ konnte nicht trainiert werden, wodurch es für die eine oder andere Einheit in die Theodor-Eisenlohr-Halle ging. Zu siebt ließ die TG dann der BG in deren Halle vor acht Tagen keine Chance, siegte mit besagtem 73:42 und hatte längst Kurs Richtung Regionalliga aufgenommen. „Die wollten das Rückspiel unbedingt spielen“, erinnert sich Fischer an das, was er danach aus Ettenheim vernahm, wobei es wohl doch eher deren Trainer gewesen sei, der noch ein letztes Spiel bestreiten wollte, denn: „Die Mannschaft löst sich auf“, hat Fischer gehört.

Es ist ein weiterer Punkt, der diese Relegation so sinnlos erscheinen lässt. Wenig Verständnis hatte der TG-Trainer auch für den Vorschlag seines Gegenübers, das Rückspiel zu verlegen. „Wir gehen jetzt in den Urlaub“, habe er entgegnet. Und überhaupt sei es nicht ohne Weiteres möglich, ein Spiel zu verlegen, zumal die BG laut Aussage ihres Trainers ja immerhin noch fünf fitte Spielerinnen – und damit zumindest eine spieltaugliche Aufstellung – gehabt hätte, so Fischer, der den Ettenheimerinnen bei Zustandekommen der Begegnung einen heißen Tanz angesagt hatte.

„Dreistellig punkten“, lautete die Vorgabe des Trainers noch am Freitag. „Wir hätten sie permanent gedoppelt“, also hart und ohne viele Verschnaufpausen verteidigt, erläutert er. Die TG wäre zudem personell fast komplett gewesen, „und meine Mannschaft war wegen des Ganzen sauer und hätte sich reingekämpft“, sagt Fischer. Durch die Absage blieb ihm auch ein weiteres vermeintlich letztes Spiel als Trainer der Nürtinger Korbjägerinnen versagt. Denn nun, nach gut sechs Jahren und der als Oberliga-Zweiter erfolgreichsten Saison im TG-Damen-Basketball, ist für ihn Schluss als Trainer der Basketballerinnen.

Der Entschluss sei im Februar, nach Wiederaufnahme im Anschluss an die coronabedingte Pause allmählich gereift, erzählt Jörg Fischer. „Wir haben da dann keine Kontinuität mehr reinbekommen“, schildert er. Einiges habe ihm missfallen, auch wie die Mannschaft trainierte, es habe des Öfteren Reibungen gegeben. Die Tatsache, dass seine Frau Daniela sowie seine Tochter Kim-Tara im Team stehen, sei zudem nicht immer einfach gewesen.

Der Nachfolger steht so gut wie fest. Den Kontakt zu Marco Wanzke, mit dem die Nürtinger in Verhandlungen stehen, hat dessen Schwester und TG-Spielerin Sarah Wanzke hergestellt. Eigentlich wollte Fischer letzte Details gestern in der Halle nach der Begegnung mit Ettenheim mit seinem potenziellen Nachfolger, der für den VfL Kirchheim Oberliga spielt und dort auch schon Abteilungsleiter war, besprechen. Die Voraussetzung für Wanzke, die TG als Regionalligist zu übernehmen, erschien nach dem ersten Relegationsspiel bereits gegeben, jetzt steht dies fest – und augenscheinlich nichts mehr im Wege für eine Zusammenarbeit. „Ein neues Gesicht, einen neue Ansprache, das tut sicher gut. Er bekommt auf jeden Fall eine fertige Mannschaft“, sagt Fischer. Er selbst wird sich fortan erneut verstärkt wohl um vier Jugendmannschaften kümmern und will wieder etwas aufbauen.

Wann die TGlerinnen das Training wieder aufnehmen, ist noch ungewiss und hängt natürlich auch von der Besetzung der Trainerstelle ab. Dass die Truppe in der kommende Saison wieder zwölf Mannschaften starken Regionalliga wird mithalten können, davon ist Jörg Fischer allemal überzeugt. Einige Gegner sieht er auf Augenhöhe mit dem TG-Team, das kommende Runde ein ähnliches Gesicht haben wird.

Aus der eigenen A-Jugend sollen noch zwei Spielerinnen hochgezogen und integriert werden, außerdem könnte es Neuzugänge aus Reutlingen geben. Zudem ist Emmi Müllerschön wieder von ihrem Auslandsaufenthalt in Spanien zurück. Verlassen wird die Nürtingerinnen Gafsi Sghaier. Sie wechselt möglicherweise zum tus Stuttgart.