Teckregion stellt Deutschlands beste Speedkletterer
Die Vertikalsprinter

Sportklettern boomt: In Deutschland gehen hobbymäßig rund 300 000 Menschen im wahrsten Sinne die Wände hoch. Auf Wettkampfebene ist die Teckregion dabei mittlerweile eine echte Topadresse, wie ein illustres Klettergrüppchen aus Kirchheim und Lenningen beweist – vier von ihnen sind seit gestern mit der Nationalmannschaft auf Zypern.

Die Vertikalsprinter
Die Vertikalsprinter

Kirchheim. Hoch hinaus zu wollen, liegt in der Natur ihres Hobbys. Seit diesem Jahr pressiert‘s den Sportkletterern aus der Teckregion aber auch noch gehörig: Die aktiven Mitglieder der Bezirksgruppe Kirchheim der DAV-Sektion Schwaben haben sich dem Speedklettern (siehe Infokasten) verschrieben – mit Erfolg: Florian Böbel (22) aus Kirchheim und Fabian Bosler (19) aus Lenningen gehören der Nationalmannschaft an, Boslers Bruder Simon (17) wurde unlängst Gesamtsieger des Deutschen Speedcups, und alle drei zusammen weilen seit gestern mit Anja Schreiber (15) aus Kirchheim, die wie Simon Bosler dem vorläufigen Nationalkader im Speedklettern angehört, auf Zypern bei einem europäischen Vergleichswettbewerb.

Die Meriten der Kirchheim-Lenninger Klettercrew, zu der auch noch Landesmitglied Selina Beck (18) aus Kirchheim zählt, sind ein Grund, warum die Schwaben innerhalb des Deutschen Alpenvereins als ausgemachte Speedspezialisten gelten. Ein anderer sind die optimalen Trainingsbedingungen am Leistungsstützpunkt Stuttgart-Degerloch, wo deutschlandweit eine der wenigen Normwände fürs Geschwindigkeitsklettern steht. „Allmählich werden aber auch woanders solche Wände gebaut“, weiß Fabian Bosler, der dabei weniger die neu erwachsende Konkurrenz fürchtet, als die Chance für den Sport insgesamt sieht. „Im Klettern geht es jedes Jahr voran, es tut sich immer was“, freut er sich über den Boom in seiner Sportart, für die er und seine Vereinskollegen je nach Wettkampfvorbereitung bis zu viermal pro Woche jeweils drei, vier Stunden trainieren. Da dies im Speedklettern meist nur ständiges Wiederholen von gleichen Griffabfolgen ist, weichen die Teckkletterer auch schon mal auf die anderen Teildisziplinen Bouldern und Lead (siehe Infokasten) aus. „Im Bouldern holt man sich den Feinschliff, im Lead kann man Ausdauer tanken“, weiß Simon Bosler, der in diesem Jahr sogar den deutschen Rekord im Speedklettern knackte. Seine 5,78 Sekunden an der 10-Meter-Wand sind inzwischen aber wieder unterboten worden.

So schnell wie die Bestleistungen fallen im Speedklettern auch die Entscheidungen über Kaderzugehörigkeit. In Sichtungslehrgängen muss man sich die begehrten Plätze regelrecht erklettern. So geht es an diesem Wochenende auf Zypern nicht nur um gute Platzierungen, sondern auch um den Verbleib in der Nationalmannschaft. Dass ein kleiner Fehler dabei über Wohl und Wehe entscheiden kann, macht für Florian Böbel den Reiz aus. „Diese Hopp-oder-top-Situation motiviert einen.“

Sollte es auf der Mittelmeerinsel, wo sich die Teckkletterer einer 30 bis 40 Teilnehmer starken Konkurrenz stellen müssen, nicht wie erhofft klappen, bleiben für den Griff nach dem Nationaldress jedoch noch Wettkämpfe im Februar und März. Bis dahin verabschieden sich die Vertikalsprinter in die wohlverdiente Winterpause. „Ein bisschen Skifahren und Snowboarden“, umreißt Fabian Bosler das alternative Winterprogramm, das selbstredend mit Trainingseinheiten gespickt wird – ganz ohne Klettern geht‘s eben nicht.

Im Gegenteil: In der Wettkampffreien Zeit soll die Suche nach einer Halle intensiviert werden, in der in Eigenregie eine 15-Meter-Kletterwand aufgebaut werden soll. „Damit wir auch mal spontan trainieren können und nicht immer nach Stuttgart fahren müssen“, sagt Florian Böbel.