Versöhnliches Saisonende für Luca Schwarzbauer: Der Reuderner Mountainbiker hat sich an der Hochfirstschanze in Titisee-Neustadt den erstmalig ausgefahrenen Titel des Deutschen Meisters im Shorttrack geholt. In einer Sprintentscheidung vor einigen Hundert Zuschauern, die trotz des strömenden Regens die mit Scheinwerfern und Leuchtpilzen ausgeleuchtete Strecke säumten, setzte sich der Fahrer vom Canyon CLLCT-Team nach 27,40 Minuten gegen seine beiden ehemaligen Lexware-Teamkollegen Max Brandl und David List durch.
Vorausgegangen war ein harter Kampf durch den steilen Zieleinlauf der weithin bekannten Skisprungschanze im Hochschwarzwald. Bereits früh hatte sich eine Vierergruppe lösen können, zu der neben den späteren Medaillengewinnern auch noch der Obermünstertaler Julian Schelb gehörte. Nach der ersten Runde über 1000 Meter und 30 Höhenmeter wurde die Rennlänge auf insgesamt zehn Runden festgelegt.
Zur Rennhälfte attackierte der Deutsche Meister über die olympische Distanz, Max Brandl, nur Luca Schwarzbauer konnte zunächst folgen. Doch ein Sturz warf Schwarzbauer in die Verfolgergruppe zurück, wo er einen Moment brauchte, sich wieder zu sammeln und seinen Rhythmus zu finden. Doch auch Max Brandl unterlief an der Spitze ein Fehler, er stürzte schwer, konnte sich aber ebenfalls wieder aufrappeln und sich in die Gruppe einreihen.
Ende der vorletzten Runde wagte Schwarzbauer die finale Attacke. Schelb musste als Erster abreißen lassen und sich so im Kampf um die Medaillen geschlagen geben. Aber Schwarzbauer ließ den verbliebenen Konkurrenten keine Chance und stürmte als Erster den steilen Gegenanstieg der Schanze hinauf ins Ziel. Brandl erreichte die Ziellinie zwei Sekunden später, List sechs.
„Nachdem ich schon kein Deutscher Meister in der olympischen Disziplin geworden war, hatte ich schon noch den Wunsch und den Ehrgeiz, das Trikot im Shorttrack zu holen“, so Schwarzbauer, „gerade, weil mir in dieser Disziplin ja in diesem Jahr international schon viel gelungen war und es dann etwas bitter gewesen wäre, national nichts zu gewinnen.“
Im kommenden Jahr wird Schwarzbauer nun das weiße Trikot mit den schwarz-rot-goldenen Streifen bei den Freitagsrennen im Weltcup tragen. Obwohl das Rennformat Shorttrack beim Weltcup sowohl bei den Sportlern als auch beim Publikum sehr erfolgreich ist, gibt es außerhalb des Weltcups und nationaler und internationaler Meisterschaften noch keine eigenen Wettbewerbe, zum Beispiel im Rahmen der Mountainbike-Bundesliga.
Böhm rast auf Platz vier
Auch Kira Böhm vom SV Reudern konnte ein hervorragendes Ergebnis einfahren, auch wenn sie als Vierte die Medaillenplätze um gerade einmal 17 Sekunden verpasste. Die Weilheimerin hatte sich „Top fünf“ als Ziel gesetzt, wollte aber vor allen Dingen zum Saisonabschluss noch mal richtig Spaß haben. „Ich bin gut vom Start weggekommen und dann nur noch Vollgas gefahren“, berichtete sie nach dem Rennen. „Die Strecke war hart, hat aber auch richtig Spaß gemacht. Vor allem der lange, steile Wiesenanstieg hinauf zum Ziel hat richtig wehgetan. Oben war mir immer ganz schlecht.“
Insgesamt neun Mal mussten die Frauen den Hügel erklimmen – und danach über rutschige, regennasse Holzstufen wieder hinunterrasen: „Ich habe im Training gesehen, wie viele andere Fahrer dort gestürzt waren“, sagte Böhm. Deswegen habe sie versucht, möglichst konzentriert und sicher die Hindernisse zu passieren. Lange war Böhm Vierte hinter Olympiateilnehmerin Ronja Eibl. Doch diese stürzte just an den Treppen. Damit war der Weg zum vierten Platz für Böhm frei, der Abstand zum Podium aber doch zu groß: Es siegte Leonie Daubermann (KTM-Factory Racing) aus Gessertshausen in einer Zeit von 29,48 Minuten vor den beiden Ghost-Profis Finja Lipp (Rheinfelden, plus 27 Sekunden) und Nadine Rieder (Sonthofen,37).
Während für Böhm die Saison nun endgültig beendet ist, wird Schwarzbauer am kommenden Freitag noch den Marathon beim Roc d’Azur, einem der größten Mountainbikefestivals Europas, im Süden Frankreichs bestreiten, ehe er sich für vier Wochen in den Urlaub verabschiedet. „Allerdings nur Urlaub vom Radfahren“, schränkt der 25-Jährige ein – schließlich hat das Wintersemester an der Hochschule Esslingen, wo Schwarzbauer Wirtschaftsingenieurwesen studiert, längst wieder begonnen.