Wendlingen. Nur einen Steinwurf vom Ötlinger Rübholz entfernt spielt sich aktuell ein kleines Drama ab. Der TV Unterboihingen kann aktuell auf seiner nagelneuen Anlage im Wendlinger Sportpark Speck keine Flutlichtpartien austragen – was massive Folgen für den einstigen DFB-Pokalteilnehmer mit sich bringt.
„Die Zeit läuft gegen uns“, sagt Daniel Zeller mit ernster Miene. Der Sportliche Leiter des TVU meint damit nicht nur das akute Beleuchtungsproblem, sondern auch den immer noch nicht getätigten Spatenstich fürs geplante Klubheim. Zehn Begegnungen waren und sind allein dieser Tage insgesamt auf dem neuen Kunstrasen geplant – doch es herrscht Ebbe. „Das neue Flutlicht hat defekte Leuchtdioden, der Platz wird deshalb nicht korrekt ausgeleuchtet“, berichtet Zeller. Weitere Kleinmängel vergrößern den Ärger. Die Flutlichtanlage könne aber zumindest eingeschaltet werden, Trainingsbetrieb sei möglich. Da der Kunstrasenplatz des direkten Nachbarn TSV Wendlingen wegen einer Sanierung (Granulatproblem) gesperrt ist, fehlt eine Ausweichoption. Der neue TVU-Rasenplatz im Speck kann zudem wohl erst im Spätsommer 2023 genutzt werden.
Was das alles für den TV Unterboihingen bedeutet? Ein Zurück in die Vergangenheit, zurück an den Neckar. „Wir wollen nun bis zum Sommer möglichst viele Spiele auf unserem bisherigen Gelände austragen“, kündigt Zeller an. Allerdings nicht auf dem dortigen Hauptplatz, der bereits teilweise für Probebohrungen genutzt wird, sondern dem bisherigen Trainingsplatz – flugs zum Hauptspielfeld umdeklariert, mit vollumfänglich funktionierendem Flutlicht ausgestattet. Die ersten Abendpartien haben dort im Rasen allerdings bereits Spuren hinterlassen.
Der Weg vom Speck zurück an den Neckar hat aber nicht nur mit technischen Unzulänglichkeiten zu tun. Ein ganz dickes Problem: Der Baubeginn für das TVU-Sportheim im Speck verzögert sich. „Es sind gerade katastrophale Zeiten, um zu bauen“, hadert Zeller, Handwerker seien rar, die Kostensteigerungen immens. „Heißt konkret, dass wir im Speck derzeit und bis auf Weiteres keine Umkleidemöglichkeiten direkt am Platz haben, keine Toiletten“, so der Sportliche Leiter. Zu den Umkleiden in der Speck-Sporthalle sind es rund 250 Meter – besonders im Winter nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig, oder sogar unzumutbar, wie es aus dem Unterboihinger Umfeld heißt.
So erhält die unendliche Geschichte vom Umzug des TV Unterboihingen an (s)eine neue Spielstätte – hierzu gab es einst hitzige Diskussionen sowie gleich zwei Mitgliedervoten – neue Nahrung. Es schlägt die Stunde der Nostalgiker. Wasser auf den Mühlen ist der aktuelle Schwebezustand für jene scharfen Kritikerinnen und Kritiker, die einen Wegzug vom Neckar in den Speck stets bekämpften. Pragmatischer Denkende erfreuen sich ob der Tatsache, dass auf dem alten Gelände zumindest noch mal gekickt wird.
Doch die Uhr tickt: Im Sommer 2023 werden Baumaschinen anrücken. Ein Gewerbegebiet wird dort entstehen, wo der TV Unterboihingen einst im WFV-Pokal und in der Amateurliga Triumphe feierte. So könnte es im Juni ein skurriles Szenario geben: Der TVU, derzeit Tabellenführer der Kreisliga A 1, feiert in alter Heimat den Aufstieg – und steht nach dem letzten Spiel ohne Klubheim und sanitäre Anlagen da. Zumindest das Flutlicht im Speck dürfte bis dahin wieder funktionieren. Spätestens in der Winterpause könnten die Lichtprobleme behoben sein, heißt es beim Turnverein. „Wir haben es jedenfalls derzeit nicht leicht“, sagt Funktionär Zeller. Daran dürfte sich in den nächsten Wochen und Monaten wenig ändern.