Kirchheim. Die Keimzelle des Tanzclubs Blau-Gelb Kirchheim waren drei Gesellschaftskreise der Tanzschule Streichsbier. Angeführt von Erwin Harder und Rolf Heymann beschlossen diese Anfang Mai 1961 bei einem Treffen im damaligen Parkhotel Henzler die Gründung eines Tanzclubs, um in dieser Organisationsform ihrem Hobby weiter frönen zu können. Die Gründungsversammlung gut vier Monate später (am 19. September) folgte. Dort wurde eine Satzung vorgelegt und Erwin Harder zum Ersten Vorsitzenden gewählt. Es war eine nachhaltige Wahl: Harder hatte das Amt bis 1978 inne. Neun Jahre später – am 12. September 1987 – erfolgte die Vereinsgründung des TSC Rot-Weiß Kirchheim-Jesingen mit 39 Personen in der Tanzschule Winkle, 2002 ging der Verein dann im 1. TSC Kirchheim auf.
Die Tanzsport-Freunde trafen sich mit ihrem Trainer Hans Streichsbier anfangs im „Lamm“ in Dettingen und ab 1963 im Saal der Gaststätte „Fuchsen“, wo neben Tanz auch gemütliches Beisammensein angesagt war. Seit 1974 war der Vorstand des Tanzclubs auf der Suche nach einem neuen, großen Trainingsraum. Ein eigenes Clubheim gegenüber der Otto-Ficker-AG an der Stuttgarter Straße war bereits in der konkreten Planung, wobei die Tanzschule Priklopil als Mieter mit einziehen sollte. Doch der von der Stadt Kirchheim damals verlangte Erbpachtzins und eine Finanzierungslücke zwangen die Vereinsverantwortlichen 1977 zur Aufgabe des Plans.
Von 1975 bis 1988 hatte der Club seine Trainingsräume in der Tanzschule Priklopil, danach zog er in die große Jesinger Gemeindehalle um. Deswegen wurde 1989 ein zweiter wöchentlicher Trainingsabend für die Mitglieder möglich.
Kontakte mit anderen Tanzclubs pflegte der Tanzclub seit Langem. Reisen nach Prag (1982), Budapest (1983), Wien (1985), Rambouillet (1985) und Berlin (1986) waren fast immer mit Treffen eines örtlichen Tanzclubs verbunden.
Am 3. Oktober 1991 kam es zu einer besonderen Zusammenarbeit: Aus Anlass des ersten Jahrestages der Wiedervereinigung veranstaltete der Tanzclub in der Stadthalle einen Ball zu Ehren des Baden-Württembergischen und Sächsischen Tanzsportverbandes. Daraus resultierte eine Clubpartnerschaft mit dem TSC Excelsior Dresden: Jeweils zwei gegenseitige Besuche bis Mitte der Neunzigerjahre gerieten für die Beteiligten zum großes Erlebnis. Veränderungen im Vorstand beider Clubs und dringende andere Erfordernisse ließen danach die Kontakte seltener werden. Nichtsdestotrotz entstanden einige schöne private Freundschaften. 1992 und 1995 richtete der TC Blau-Gelb auch den Verbandstag des Baden-Württembergischen Tanzsportverbandes (TBW) aus. Später tat das auch der 1. TSC Kirchheim – und für den Verbandstag 2012 hat er sich schon beworben.
Traditionell veranstaltet der Tanzclub auch große Bälle, die stets gesellschaftliche Höhepunkte im Leben der Stadt Kirchheim waren. Organisiert wurden Faschingsbälle, Herbst-, Nikolaus- und Frühlingsbälle – phasenweise bis zu vier Bälle pro Jahr. Am bedeutendsten waren zweifellos die Frühlingsbälle. Den ersten gab es vor 49 Jahren im „Lamm“ in Dettingen; ab 1963 lud der Club in die Konrad-Widerholt-Halle ein. Immer wieder spielten bekannte Kapellen wie Günter Leimstoll mit seinem Orchester, die Top Stars und das St. Louis Sextett zum Tanze auf. Daneben organisierte der Club auch Tanzveranstaltungen für ein jugendliches Publikum. Besonders erfolgreich war das „Tanzstudio B“ – ein Treff für junge Leute in den Jahren 1966 bis 1971, der an Samstagnachmittagen bis zu 200 Leute anlockte.
Eine großartige Gemeinschaftsleistung von vielen Tanzbegeisterten aus der Region war im Januar 2000 das „Last-Waltz-Projekt“: 24 Stunden lang tanzten ununterbrochen zwei bis drei Paare Walzer zu Livemusik. Alexander Weymüller wollte für Kirchheim unbedingt einen Eintrag ins Guinessbuch der Rekorde. Obwohl der Verein alle Aufnahmebedingungen erfüllt glaubte, fehlt dem Rekord bis heute die Anerkennung.
Wie der einstige Trainer Hans Streichsbier legte auch dessen Nachfolgerin Angelika Priklopil besonderen Wert auf das Einstudieren neuer Hobbyformationen. Sie bewies dabei viel choreografisches Geschick, und ihre Kreativität trug Früchte: Die speziellen Formationen konnte der Club nicht nur bei eigenen Veranstaltungen präsentieren, sondern auch bei Festivitäten anderer Vereine – beim Teckboten-Presseball und bei TBW-Veranstaltungen in Stuttgart und Karlsruhe. Auch Margret Cierpka studierte mit den Clubmitgliedern Formationen ein. Ihre Version der alten Tänze wurde 2000 zur 125-Jahr-Feier der Kirchheimer Feuerwehr in der Stadthalle aufgeführt.
Eine lange Tradition hat auch das Turniertanzen in Kirchheim. Eine Turniersportgruppe des TC Blau-Gelb bestand bereits seit 1961 – fünf Paare mischten damals mit. Nach zweijähriger Vorbereitungszeit nahmen Josef Emminger/Angelika Bremser (die später Priklopil hieß) und die Geschwister Mayer in Heilbronn erstmals an einem Turnier teil. Im April 1964 richtete der TC Blau-Gelb in der neu errichteten Konrad-Widerholt-Halle sein erstes Turnier aus. Viele sollten später folgen.
Die ersten Paare des 1987 gegründeten Vereins TSC Rot-Weiß starteten 1988. Als besonders erfolgreiches Paar erwiesen sich die Geschwister Stephan und Stephanie Branda, die zwei Mal den dritten Platz bei der deutschen Latein-Meisterschaft der Junioren erkämpften. Große Erfolge des 2002 installierten Tanzsportclubs waren mehrfach erzielte erste Plätze bei Landesmeisterschaften. Dafür gab es vom Stadtverband für Leibesübungen wiederholt Auszeichnungen.
Neben den einzelnen Turnierpaaren ging in der Saison 1996 zum ersten Mal eine Turnier-Lateinformation auf das (Landesliga-)Parkett, und ein Jahr später wurde in der Eduard-Mörike-Halle das erste eigene Formationsturnier ausgerichtet. In den letzten Jahren hat sich die TSC-Latein-Formation in der Oberliga etabliert und versteht es Jahr für Jahr aufs Neue, die Kirchheimer Zuschauer bei den Heimturnieren zu begeistern. Doch die Lateintänzer haben intern Konkurrenz bekommen. Denn beim Tanzsportclub gibt es inzwischen eine recht erfolgreiche Hip-Hop-Abteilung, deren Tänzer mit Platz fünf bei den süddeutschen Meisterschaften ein echtes Ausrufezeichen setzten.hg