Fußball ist zwar die schönste Nebensache der Welt, aber eben doch nur eine Nebensache. Vor allem, wenn die Gesundheit gefährdet ist. Diese schwerwiegende und in der Häufigkeit außergewöhnliche Erfahrung mussten die Kicker des TSV Weilheim auf extremste Art und Weise machen. Dabei geriet die 1:4-Heimniederlage gegen Köngen am Ende völlig in den Hintergrund. „Ich bin immer noch sprachlos und muss mich aufgrund der Vorkommnisse sortieren“, war TSVW-Trainer Marcel Geismann aufgewühlt. Weit nach Spielschluss stand noch der Krankenwagen auf dem Sportgelände, um Max Fischer, dem zehn Minuten vor Schluss nach einem groben Foulspiel die Kniescheibe brach, zusammen mit seinen besorgten Angehörigen zu versorgen.
Der Notarzt hatte bereits nach einer Stunde einen Einsatz und musste nach einer sechsminütigen Spielunterbrechung den eingewechselten Weilheimer Niklas Roth mit einer luxierten Kniescheibe ins Krankenhaus fahren. Und als ob das nicht schon genug wäre, musste bereits nach rund einer halben Stunde Spielzeit Kapitän Hannes Luber mit Verdacht auf eine Knöchelfraktur ausgewechselt werden. Die Innenverteidiger Timo Martorelli und Marco König mussten bereits während der Partie gegen den VfL an Allerheiligen passen, kurzfristig meldete sich noch Abwehrspieler Fabian Heim krank ab. „Das hat heute schon komisch angefangen, aber jetzt sind wir alle aufgelöst. Das war ein gebrauchter Tag“, so Geismann, der mit seinem Team die schweren Verletzungen und den Verlust des kompletten Defensivverbundes erst einmal verdauen muss. Der junge Unparteiische Adam Ismail wirkte dabei überfordert und gab eine unglückliche Figur ab. Die Foulelfmeter mit dem Pausenpfiff und kurz nach dem Seitenwechsel für Köngen waren ebenso fragwürdig wie der Strafstoß-Pfiff, der zum 1:2-Anschluss durch Marvin Heth führte. Die Weilheimer Ausgleichsbemühungen wurden dann durch die Verletzungen gestoppt, sodass die weiteren Gegentreffer, dann sogar in Unterzahl agierend, in der Nachspielzeit zur reinen Makulatur gerieten. Mit diesen Eindrücken und dem personellen Notstand wird es für die Limburg-Kicker in den kommenden Spielen doppelt schwer, den Negativtrend mit nur einem Punkt aus den letzten sechs Spielen zu stoppen.
1:0 diente als Dosenöffner
Auch der VfL Kirchheim musste bei seinem Auswärtsspiel in Faurndau eine frühe Auswechslung vornehmen. Tobias Heim erwischte es mit einem Schlag auf die Hüfte aber bei Weitem nicht so schlimm. „Das scheint nichts Dramatisches zu sein. Wir hoffen, dass Tobias nächste Woche schon wieder dabei ist“, erklärte VfL-Coach Armin Ohran. Für Heim kam Routinier Marcel Helber in die Partie und half mit, eine durchwachsene erste Halbzeit noch mit einem 0:0 gegen eine bis dato aggressivere D’Agostino-Elf über die Bühne zu bringen. „Wir hatten Probleme ins Spiel zu kommen und waren nicht so griffig. Die zweite Halbzeit haben wir dann mit mehr Tempo und Konzentration souverän gespielt“, analysierte Ohran den 2:0-Erfolg in der Göppinger Vorstadt. Das Offensivduo Salih Egrlic (jetzt zehn Saisontore) und Max Pradler (8) durfte sich wieder als Torschützen auszeichnen. Besonders das 1:0 durch Egrlic (57.) nach einer tollen Kombination über fünf Stationen diente als Dosenöffner. „Danach kam unser Selbstverständnis zurück und unsere junge Truppe hat schnell gelernt und die Aufgabe unterm Strich gut bewältigt“, resümierte Ohran. Der VfL festigt damit Platz zwei.
Bereits am Freitagabend gelang dem TV Neidlingen mit einem 4:1-Derbysieg gegen Jesingen der Anschluss ans hintere Mittelfeld. Für die Gerstenklopfer wird die Situation bei einem Spiel mehr und nur noch drei Zählern Vorsprung auf den TVN langsam brenzliger. Interimstrainer Stefan Haußmann macht aber (noch) keine Panik. „Wir werden zuhause gegen Plochingen wieder in die Spur finden, unser Team ist intakt. Auch wenn derzeit Balance und Spielglück fehlen. Wir machen hinten unerklärliche Fehler und vorne haben wir zu wenig Durchschlagskraft. Das müssen wir schnell abstellen.“ Seine Elf kassierte innerhalb von nur fünf Minuten drei Gegentore. Neidlingens Spielertrainer Patrick Kölle steuerte selbst zwei Treffer bei. Besonders das 3:0 in bester „Arjen-Robben-Manier“ in den Winkel verzückte die Zuschauer. „Das war eine überzeugende Leistung. Wir müssen aber noch ein paar Baustellen bis zum Nachholspiel am Donnerstag gegen Deizisau bearbeiten“, so Kölle.
Verfolger erleidet Rückschlag
Der SV Ebersbach erlitt im Top-Spiel beim FC Esslingen durch einen Lucky Punch in der letzten Minute einen Rückschlag bei der Verfolgungsjagd auf die Spitze. „Es war ein sehr enges Spiel. Wenn es unentschieden ausgeht, darf sich niemand beschweren. Am Ende ging es vogelwild hin und her mit dem besseren Ende für uns“, erklärte Esslingens Trainer Christian Ehrenberg den glücklichen 3:2-Erfolg. Kurios: Die Treffer fielen alle erst ab der 53. Minute, darunter drei berechtigte Elfmeter.
Das Führungsduo, bestehend aus Esslingen und Kirchheim, bleibt somit weiter zwei Zähler voneinander getrennt und weiterhin für die Verfolger Eislingen (5:2-Sieg gegen Deizisau) und eben den SV Ebersbach nicht in Schlagdistanz. wr