Lokalsport
„Durch Intrigen zum Rücktritt getrieben“

Fußball-Ehrenamtspreis Der Bezirksvorsitzende nutzt den Festabend im TG-Heim zur Abrechnung mit dem WFV.

Kirchheim. Dass Karl Stradinger ein Mann der klaren Worte ist, dürfte sich herumgesprochen haben. Auch bei der offiziellen DFB-Ehrenamtsgala für den Bezirk Neckar/Fils im Klubheim der TG Kirchheim redete der Bezirksvorsitzende aus Rechberghausen Klartext. Anlass war die Verabschiedung der ehemaligen Mitarbeiter des Bezirkssportgerichts am Ende der rund zweistündigen Veranstaltung, bei der auch Ex-Fifa-Schiedsrichter Knut Kircher als WFV-Vertreter dabei war.

Siegfried Bippus als Vorsitzender des Sportgerichts, Sandra Bausch, Klaus Bühler und Armin Ness bekamen zum Abschied Beifall der rund 100 Gäste, Ehrennadeln und eine Solidaritätsbekundung von oberster Stelle mit auf den Weg. „Diese stets pflichtbewussten, ehrenamtlichen Mitarbeiter wurden durch Intrigen zum Rücktritt getrieben“, stellte Stradinger fest. Es habe seitens des Württembergischen Fußballverbandes (WFV) „keine Signale an der richtigen Stelle gegeben, um dies zu verhindern“.

Die Mitglieder des Sportgerichts waren im Mai geschlossen zurückgetreten, nachdem ihnen die WFV-Rechtsabteilung einige Verfahren gegen Schiedsrichter (Vorwurf: vorsätzliche Überschreitung der Spesensätze) entzogen hatte. Für das Bezirks-Sportgericht eine nicht akzeptable Beschneidung seiner Kompetenz. Ein Thema, das nicht nur zum Zerwürfnis zwischen Bezirk und der Schiedsrichtergruppe Göppingen führte, sondern auch die Spannungen zwischen Bezirk und Verband verschärfte.

Zwar hat Siegfried Bippus mittlerweile Distanz gewonnen zu den Vorgängen („Ich habe festgestellt, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt“), doch fürs Ehrenamt in verantwortlicher Position ist der 58-Jährige nicht mehr zu haben. Paradoxe Situation an einem Abend, der den Freiwilligen in den Vereinen gewidmet war. Bippus gehörte mit 29 Jahren am längsten zum Gremium, das pro Jahr rund 1 500 Fälle zu bearbeiten hatte.

Mittlerweile schließt auch Stradinger einen Rücktritt nicht mehr völlig aus. „Mich hat diese Sache hart getroffen“, gesteht er. Derweil sucht der Bezirk seit mehr als einem halben Jahr händeringend Nachfolger fürs Sportgericht - bisher erfolglos.Reimund Elbe