Der 17-jährige Tim Dobbert ist Mitglied der U19-Nationalmannschaft und gilt als eines der größten Talente hierzulande
Ein Aichelberger als Hoffnungsträger des deutschen Volleyballs

Für eine Flugreise im Spätsommer gibt es mit Sicherheit weniger angenehme Ziele als Buenos Aires. Erst recht, wenn man einen zehntägigen Aufenthalt in der argentinischen Hauptstadt nicht selbst bezahlen muss und dazu, als schöner Nebeneffekt, auch noch an einer Weltmeis­terschaft teilnehmen kann.

Aichelberg/Friedrichshafen. Auch Tim Dobbert hätte nichts dagegen, vom 19. bis zum 28. August dieses Jahres mit der deutschen U-19-Nationalmannschaft bei den Welttitelkämpfen der Volleyball-Junioren in der Heimat von Diego Maradona und des Tangos anzutreten. Das Problem ist, dass sich der 17-Jährige aus der Weilheimer Nachbargemeinde Aichelberg und Mitstreiter bei der aktuell laufenden Europameisterschaft in Ankara das Ticket nach Argentinien erst noch verdienen müssen. Zuletzt sah es nach den ersten drei Gruppenspielen nicht gut aus.

Mindestens Platz sechs muss die DVV-Auswahl bei den kontinentalen Titelkämpfen erreichen, doch nach drei 2:3-Niederlagen zu Beginn der Gruppenphase gegen Serbien, Griechenland und Bulgarien waren für Dobbert und Co. drei Siege aus vier Spielen Pflicht. „Es ist frustrierend. Wir waren in keinem Spiel die schlechtere Mannschaft, aber uns haben bisher die Nerven einen Streich gespielt“, sagt der Aichelberger.

Tim Dobbert ging bis vor einem Jahr in Weilheim zur Realschule und machte den Realschulabschluss. Mittlerweile lebt und trainiert er allerdings am Bundesstützpunkt der deutschen Nachwuchsvolleyballer in Friedrichshafen. Vor gut vier Jahren, damals noch als D-Jugendlicher, hatte sich Dobbert auf Vermittlung einer Freundin seiner Mutter im Probetraining beim TSV Georgii Allianz in Stuttgart-Vaihingen vorgestellt, nachdem er bis dahin vom Schwimmen über die Leichtathletik bis zum Basketball alles ausprobiert hatte, und er Volleyball nur in einer Freizeitmannschaft bei seinem Heimatverein SV Aichelberg gespielt hatte.

„Sein überragendes Volleyball-Talent war vom ersten Tag an zu sehen“, sagt Gerd Grün, der ehemalige Herrentrainer der Allianz, der den Neuling in seiner Nebenfunktion als Verbandstrainer gleich für die württembergische Auswahl nominierte. Bei einem Lehrgang des VLW-Kaders kam dann Anfang 2010 nach der Berufung in den U17-Kader vom Jugendbundestrainer Söhnke Hinz das Angebot, an den Nachwuchs-Bundesstützpunkt nach Friedrichshafen zu wechseln, um dort optimal gefördert zu werden. „Die Eingewöhnung war schwer, aber mittlerweile fühle ich mich am Bodensee sehr wohl und auch meine Eltern sind froh, dass sie mich nicht mehr mehrmals in der Woche ins Training nach Stuttgart fahren müssen“, sagt Dobbert, der im nächsten Jahr an einem Friedrichshafener Gymnasium sein Abitur machen will. Ein Jahr lang wird Dobbert, der im Sommer 2010 aus dem Landesliga-Aufgebot der Allianz direkt ins Zweitligateam der Friedrichshafener Volley-Youngsters gewechselt ist, noch am südlichsten deutschen Bundesstützpunkt bleiben. Danach geht es weiter zum VC Olympia Berlin, wo Dobbert als Teil des U21-Nationalteams mit der deutschen Auswahlmannschaft in der ersten Bundesliga der Herren mitmischen wird.

„Sein Weg führt ganz klar zu einem Spitzen-Erstligisten. Tim Dobbert ist momentan eines der größten deutschen Talente“, sagt der ehemalige Förderer Gerd Grün über den 1,99 Meter langen Volleyball-Spätstarter. Auch Dobbert selbst geht davon aus, nach seinem Weg durch die Bundes-Jugendstützpunkte und die Nationalmannschaften bei einem etablierten Erstligisten unterzukommen. Eine sportliche Rückkehr in die Region Stuttgart ist in den nächsten Jahren deshalb kein Thema, auch wenn der Diagonalspieler per Facebook und Internet weiter Kontakt zu ehemaligen Vaihinger Mitspielern hat. Den Zweitliga-Aufstieg des Filderteams um die beiden Nachwuchstalente aus seinem Jahrgang hat der Nationalspieler jedenfalls von Friedrichshafen aus verfolgt.

Demnächst hat Tim Dobbert noch zwei ehrgeizige Ziele: Bei der deutschen A-Jugend-Meisterschaft im bay­erischen Hirschau will er mit Friedrichshafen den Titel gewinnen. Und dann wäre ja auch noch der erwähnte Aufenthalt in Argentinien. Wenn‘s denn klappt.