Lokalsport
Ein bunter Hund unter Exoten

Sportholzfällen Nadine Münzenmaier aus Neuffen zählt zur deutschen Elite mit Axt und Säge.

Neuffen. Sportholzfällen - wer denkt dabei nicht unwillkürlich an kernige Filmstars in Hollywood-Western, das Karohemd lässig über dem Waschbrettbauch getragen? Ein Klischee, das Nadine Münzenmaier aus Neuffen ad absurdum führt. Mit ihren 62 Kilogramm Körpergewicht bei einer Größe von gerade mal 1,67 Meter erwartet kaum jemand eine Top-Athletin in dieser kräfteraubenden Sportart mit Axt und Säge. „Ich bin der bunte Hund in einem Nischensport“, witzelt sie.

Tatsächlich ist die 31-Jährige eine von wenigen Frauen in Deutschland, die sich mit Leidenschaft - und ausgesprochen erfolgreich - in den Disziplinen Stock Saw (Motorsäge), Single Buck (Einhand-Zugsäge) und Underhand Chop (Baumstamm zerhacken mit einer rasiermesserscharfen Axt) messen. Letzteres ist die Lieblingsdisziplin der Landwirts-Tochter. Da steht sie auf einem einen Meter langen und 50 Zentimeter dicken Holzblock, der von beiden Seiten durchschlagen werden muss.

Bei einem Wettkampf im Juli in Dinslaken stellte Nadine Münzenmaier einen neuen Weltrekord an der Motorsäge auf. Von einem Holzblock mit 40 Zentimetern Durchmesser mussten zwei Scheiben abgeschnitten werden. Sie schaffte es in 10,46 Sekunden. Bei den Deutschen Meisterschaften im August verbesserte sie ihren eigenen Rekord auf 10,19 Sekunden, wurde jedoch im selben Wettkampf noch von der Hessin Alrun Uebing (9,60) übertroffen. Mit persönlichen Bestleistungen an Axt und Säge schaffte es die Dunkelblonde von der Schwäbischen Alb in der Gesamtwertung als Dritte aufs Treppchen.

Training auf dem elterlichen Hof

Beim Sportholzfällen sind Präzision, Geschicklichkeit und Kraft gefragt. Die Beschaffenheit des zu bearbeitenden Holzes ist mal mehr, mal weniger hart. „Das muss ich vorher abschätzen. Danach richtet sich der Schlagwinkel mit der Axt oder der Druck auf die Zugsäge“, so Münzenemaier. Dafür trainiert sie drei- bis viermal die Woche mit Gewichten auf dem elterlichen Hof, um die Muskulatur vor allem im Schulter- und Oberarmbereich zu stärken. Auch regelmäßiges Joggen gehört zu ihrem Fitnessprogramm.

Für den zusätzlichen Gang in die Muckibude fehlt ihr die Zeit. Die Landwirtin arbeitet im Auftrag der Uni Hohenheim auf dem wissenschaftlichen Versuchsbauernhof „Unterer Lindenhof“ bei Eningen/Achalm, befasst sich dort mit der Schweinezucht. Nach der Rückfahrt ist noch lange nicht Schluss. Feierabend ist erst, wenn zuhause in Neuffen auf dem Bauernhof der Eltern die Pensionspferde und Rinder gefüttert sind.

Im Rest dieses Jahres gibt es keine Wettkämpfe mehr. Die WM wäre im November in Schweden gewesen, aber Corona hat sie platzen lassen. Um für 2021 in Übung zu bleiben, plant Nadine Münzenmaier einige Demonstrations-Wettkämpfe mit anderen Sportlern im Ländle, darunter in der Teck-Region. Klaus Schlütter