Wernau. „Auf, Luca, zieh“, „Komm, Alan, Junge“ – zwei Sätze, die man am Montagnachmittag in der Neuen Weberei in Wernau zwischen aufmunterndem Applaus und respektvollem Raunen öfter hört. Knapp 40 Radsport-Fans sind der Einladung von Ex-Profi Manuel Fumic aus Kirchheim gefolgt, um das olympische Mountainbike-Rennen von Paris live am Bildschirm zu verfolgen. „Ich bin aufgeregter, als bei meinen eigenen Olympiaauftritten“, gesteht Fumic grinsend – der fünfmalige Teilnehmer am größten Sportevent der Welt logiert in Wernau mit dem Cannondale Factory Racing Team, dessen Teamchef er ist.
In dieser Funktion drückt er wie viele andere beim Public Viewing in Wernau den Fahrern des
US-amerikanischen Radherstellers die Daumen. Allen voran Alan Hatherly, der nach einem nervenaufreibenden Rennen die viel umjubelte Bronzemedaille holt. „Der saß übrigens auch schon hier und hat ein Bierchen getrunken“, verrät Fumic, dass der Südafrikaner wie die anderen Cannondale-Olympia-Teilnehmer Charlie Aldridge (Großbritannien) und Simon Andreasen (Dänemark) regelmäßig in Wernau vorbeischauen.
Rund zehn Bildschirmgucker in dem einem Amphitheater nachempfunden Raum der Neuen Weberei gehören dem MTB Teck an, bei dem der aussichtsreichste deutsche Fahrer ausgebildet wurde: Luca Schwarzbauer gehören beim Public Viewing ebenfalls viele Sympathien. „Er ist einer von uns“, sagt Boris Griesinger, Zweiter Vorsitzender des größten Mountainbikevereins der Region nicht ohne Stolz, „viele Ältere kennen ihn noch aus der Zeit, als er mit Biken angefangen hat.“
Dass im Verlauf des knapp eineinhalbstündigen Rennens immer wieder die Technik ausfällt, stört in Wernau niemanden. „Ich glaube, dem Laptop ist es zu heiß“, witzelt David Heidelberg, Geschäftsführer der Neuen Weberei, während er versucht, Kabel und Computer wieder auf Vordermann zu bringen. Immerhin: Der Ton aus Paris bleibt, verpassen tut also niemand etwas.
Zumal die sprichwörtlich heiße Phase erst noch bevor steht: Als der Brite Tom Pidcock kurz vor dem Ziel die entscheidende Attacke gegen den Franzosen Victor Koretzky fährt, geht ein Aufschrei durchs Publikum. „Besser kann man das nicht fahren“, beurteilt MTB-Teck-Funktionär Boris Griesinger das grenzwertig anmutende Überholmanöver von Pidcock. „Er hat die Lücke gesehen und ist perfekt reingestochen, alles sauber“, findet auch Altmeister Manuel Fumic, der nach Hatherlys drittem und Aldrigdes achtem Platz ein positives Fazit zieht: „Ich freue mich sehr für die Jungs und unser Team.“ Und auch für den Wahl-Weilheimer Luca Schwarzbauer, der mit 2,48 Minuten Rückstand auf Pidock auf Platz 16 fährt, hat er lobende Worte. „Er ist noch jung und wird garantiert noch durchstarten.“Peter Eidemüller