Der Trainer machte aus seiner Nervenanspannung kein Hehl. „Ich glaube, ich brauche jetzt erst einmal eine Beruhigungspille“, merkte Carlo Liotti Sekunden nach Schluss der Pokalpartie zwischen dem TSV Wendlingen und Ex-Bundesligist VfL Sindelfingen verschmitzt an.
Was der neue TSVW-Coach am Sonntagmittag von seinem Team serviert bekommen hatte, war in der Tat alles andere als Schonkost fürs Nervenkostüm. Am Spielende stand auf dem Kunstrasen im Sportpark Speck Historisches fest: Die Spielgemeinschaft aus Wendlingen und Ötlingen steht durch den 2:1-Triumph erstmals im Achtelfinale des Württembergischen Verbandpokals.
Mit Drama kennen sich die Fußballerinnen des TSV Wendlingen im aktuellen Pokalwettbewerb bereits aus. Übers Elfmeterschießen gegen Feuerbach rückte der Landesligist in Runde zwei vor, diesmal knockten sie ihre Gegnerinnen in der Nachspielzeit von Halbzeit zwei aus. Neuzugang und 2:1-Torschützin Sabrina Trampitsch vollendete damit einen bemerkenswerten Auftritt.
Die Stürmerin, einst in der Verbandsliga für Stuttgart-Ost unterwegs, hatte bereits nach 14 Sekunden eine Topchance liegen lassen (scheiterte mit einem Schuss an VfL-Keeperin Schmauder), war auch in der Folgezeit mit ihrer flexiblen Spielweise in der Offensive ein Aktivposten. Im spielentscheidenden Moment machte die 29-Jährige dann alles richtig: Kurz vor der gegnerischen Strafraumgrenze nahm sie den Ball technisch sauber an, loopte die Kugel cool über die herauseilende Torhüterin hinweg.
„Wir waren schon vergangene Woche in der Verlängerung, da wollten wir heute alle darauf verzichten“, fasste sie später lächelnd ihre Eindrücke zusammen. Der Siegtreffer sei fürs Team eine „Riesenerleichterung“. Nachdem sich TSV und VfL vor der Pause weitgehend neutralisiert hatten, fiel in der 76. Minute das 1:0 durch einen fulminanten Spannschuss von Lea Micko aus zentraler Position. Noch nicht das Ende der Story, denn der VfL egalisierte zehn Minuten später nach einigen turbulenten Szenen im Wendlinger Strafraum durch Adriana Meissner zum 1:1. Ein idealer Nährboden für spannungsreiche Schlussminuten – mit Happy End für den TSVW.
Sindelfingens Trainer Marc Pflieger musste nach dem Abpfiff und Pokal-Aus im Kreise der Akteurinnen erst einmal verbale Aufbauhilfe leisten. „Solche Sachen gehören im Fußball dazu“, lautete letztendlich sein Fazit, die Niederlage sei zu akzeptieren.
Ganz anders die Stimmungslage bei den Wendlingerinnen. „Es hilft uns auch in Hinblick auf die Punktrunde, dass gleich beide Stürmerinnen heute getroffen haben“, richtete Kapitänin Franziska Claus bereits den Blick aufs erste Match bei SV Hoffeld am 15. September. In Summe habe der TSV Wendlingen vor allen Dingen in der zweiten Halbzeit ein „starkes Spiel“ gemacht. So sah es auch Trainer Carlo Liotti, der allerdings bei einem konkreten Punkt noch Potenzial sieht: „Wir erspielen in den Partien immer sehr gute Torchancen, machen aber in Summer zu wenig daraus.“
TSV Wendlingen: Vogt – Sanzi, Hildebrand, Claus, Schöne – Schmidt, Maja Schmid, Streicher (53. Witzler), Jenny Schmid (80. Medwed) – Micko (86. Kober), Trampitsch.
VfL Sindelfingen: Schmauder – Witzigmann, Buck, Vilsmeier, Deffner – Kachmar, Messner, Seifert (80. Stagel Alberto), Koblischke – Hagemann, Walker.
Tore: 1:0 Lea Micko (76.), 1:1 Adriana Messner (86.), 2:1 Sabrina Trampitsch (90.+1).
Gelbe Karte: Alina Witzler – Nadin Kachmar.
Schiedsrichter: Julian Kiefer (Geislingen/Steige).
Zuschauer: 55.