60. Auflage des Teckbotenpokals
Ein Jubilar, der die Massen bewegt

Am Sonntag beginnt beim TSV Jesingen die 60. Auflage des Fußballkräftemessens, das sich seit der Umstellung auf den Einwochenmodus zum gesellschaftlichen Großereignis entwickelt hat.

Emotionen auf und neben dem Platz wie beim Sieg des TV Neidlingen 2019 vor heimischem Publikum machen den Teckbotenpokal zum Straßenfeger. Foto: Markus Brändli

Wenn am Sonntag um 11 Uhr mit der Partie TSV Jesingen gegen SGM Owen/Unterlenningen der Teckbotenpokal in Jesingen beginnt, ist das mehr als ein bloßer Anpfiff: Das Vorbereitungsturnier für Fußballvereine in der Region feiert in den Lehen­äckern seinen 60. Geburtstag – dass der nach Adam Riese eigentlich vor vier Jahren hätte steigen sollen, liegt nicht nur an den coronabedingten Absagen 2020 und 2021. In den Jahren 1974 und 1978 fiel das Event ins Wasser, weil sich wegen der jeweils parallel stattfindenden Fußball-Weltmeisterschaften kein Ausrichter hatte finden lassen.

Unabhängig davon blickt der Teckbotenpokal auf eine bewegte Geschichte zurück, die ihren Anfang im Sommer 1961 machte. Damals wurden in zwei Vorrundenturnieren die Teilnehmer für das Finale ermittelt, das auf dem Platz der TG Kirchheim stattfand. Dieser dreigleisige Modus wurde 34 Jahre lang praktiziert – 1995 erlebte das Weilheimer Lindachstadion die letzte Auflage. Seit 1996 wird das Turnier nur noch von einem einzigen Ausrichter organisiert, erstreckt sich über eine volle Woche und bietet auch abseits des Rasens ein abwechslungsreiches Programm – der Teckbotenpokal ist längst zu einem gesellschaftlichen Großereignis geworden, dessen Strahlkraft weit über den Fußball hinausgeht und den Ausrichtervereinen über die gesamte Turnierwoche bei entsprechender Wetterlage über 10.000 Zuschauer beschert.

Zäsur im Jahr 1995

Zu verdanken ist diese Entwicklung nicht zuletzt dem TV Neidlingen, dem wie vielen Vereinen Mitte der 90er-Jahre der zeitaufwendige Austragungsmodus mit zwei getrennten Vorrundenturnieren an verschiedenen Schauplätzen und dem Endspiel erst Tage später ein Dorn im Auge war. Vom fehlenden familienfreundlichen Rahmenprogramm, wie man es heute kennt, ganz zu schweigen. Im Rahmen eines runden Tischs unter Neidlinger Federführung sollte 1995 die Zukunft des Turniers, das zuvor kaum noch Ausrichtervereine gefunden hatte, erörtert werden. Bezirksfunktionäre, Vereinsbeauftragte und der damalige Teckboten-Sportredakteur Thomas Pfeiffer debattierten zwei Stunden in der Weilheimer Stadiongaststätte, ehe das feststand, was man heute neudeutsch einen „Relaunch“ nennt: Ein Ausrichter sollte fortan eine Woche lang ein zentrales Fußball-Event mit familienfreundlicher Atmosphäre anbieten.

Die mit Spannung erwartete Premiere setzte auf Jahre hinaus Maßstäbe: Der TV Neidlingen mit seinen damals rund 800 Mitgliedern setzte das neue Konzept perfekt um. Zumal das Turnier den Veranstaltungs-Höhepunkt im Jubiläumsjahr anlässlich des 25-jährigen Bestehens der TVN-Fußballabteilung bildete: Festzelt mit täglichem Abendprogramm, Essens- und Getränkestände, Losverkauf und eine ausgedehnte, musikalisch umrahmte Siegerehrung dienen bis heute als Blaupause für eine erfolgreiche Ausrichtung.

Ein Selbstläufer ist der Teckbotenpokal dennoch nicht, im Gegenteil: Eine Vorbereitungszeit von 18 bis 24 Monaten gilt für die Ehrenamtlichen in den Vereinen mittlerweile als Standard, um neben der Organisation des Turnierbetriebs auch den Anforderung abseits des Rasens in vollem Umfang gerecht zu werden. Wie herausfordernd es sein kann, ein über die Jahre zum Großevent gewachsenes Turnier in Einklang zu bringen mit immer höheren behördlichen Auflagen, musste der letztjährige Ausrichter erfahren: Neben Beschwerden wegen Partylärms sahen sich die Turnierverantwortlichen des TSV Holzmaden auch mit dem Ärger von Anwohnern ihres Sportgeländes wegen der teils chaotischen Verkehrssituation konfrontiert – das Turnier bringt mittlerweile alle Beteiligten an ihre Grenzen.

Weilheim Rekordsieger

Ungeklärt ist bis heute, wer die Idee hatte, den Zeitungspokal überhaupt ins Leben zu rufen. Als sicher gilt, dass die entscheidende Anregung aus Reihen der lokalen Fußballvereine kam und unter dem damaligen Neckar/Fils-Bezirksvorsitzenden Werner Zlotnik bei einem Staffeltag zum Thema wurde. Anschließend stiftete der Teckbote einen Wanderpokal, der seit der Premiere 1961 am häufigsten vom TSV Weilheim gewonnen wurde: Stolze 17 Mal holten die Limburgstädter den Pott, acht Mal seit der Umstellung auf den einwöchigen Modus.

Die Weilheimer waren übrigens auch Sieger des allerersten Turniers. Am 4. August 1961 besiegte der damalige B-Klassist den klassentieferen TSV Notzingen im Endspiel vor rund 500 Zuschauern auf dem Platz der TG Kirchheim mit 4:2. „Die Zuschauer brauchten ihr Kommen nicht zu bereuen“, berichtete der Teckbote – eine Einschätzung, die auch bei der 60. Auflage des Turniers uneingeschränkt gilt.