Der Regen spinnt sein graues Lied von Sehnsucht und von schwerem Weh’ – Selma Merbaums Anfangszeilen ihres Herbstgedichtes könnten die Szenerie auf dem Kirchheimer Wembley-Platz am Samstagnachmittag kaum besser beschreiben. Grau in grau präsentierte sich das Wetter, blutleer der Auftritt der Kirchheimer Landesligakicker gegen den als auswärtsschwach geltenden Gegner aus Waldstetten. 0:2 (0:2) hieß es am Ende verdient und folgerichtig. Das hatte zwei Gründe: zum einen war von der kolportierten Schwäche des TSGV auf auswärtigem Boden nichts zu erkennen. Zum anderen fand der VfL nie zu seinem Spiel und blieb in der dritten Partie hintereinander ohne Punkt und Tor. „Bei uns fehlte die Emotionalität und wir haben gegen den Ball nicht ausreichend gearbeitet“, versuchte VfL-Coach Armin Ohran die erneute Niederlage einzuordnen.
Tatsächlich agierten die Gäste von der Ostalb vor allem in der ersten Halbzeit kompakter, ballsicherer, mit deutlich mehr Druck nach vorne und deshalb auch torgefährlicher. Schon nach zehn Minuten hatte Serkan Özgür die erste Chance auf dem Fuß. Sein Schuss aus 15 Meter strich jedoch am langen Eck des VfL-Gehäuses vorbei. Zu diesem Zeitpunkt versuchten die Kirchheimer noch mit ihrer zweifellos vorhandenen technischen Überlegenheit zu punkten. Sie dribbelten und foppten, verpassten aber oft das rechtzeitige Zuspiel zum besser postierten Mitspieler. Die wenigen, sich daraus entwickelnden Torchancen vergaben Felix Böhringer, der aus 17 Meter das Tor verfehlte (16.), sowie Valon Dodaj (17.) und Matteo-Pio Stefania (19.), die mit ihren Distanzschüssen an TSGV-Keeper Felix Beyerle scheiterten.
Ein Doppelschlag der Gäste führte in der Folge zu einer frühen Vorentscheidung. TSGV-Stürmer Melih Zenen wurde in abseitsverdächtiger Position am 16-Meter-Raum angespielt, freute sich über wenig VfL-Begleitung und zielte aus 14 Meter diagonal ins lange Toreck der Kirchheimer (31.). Nur drei Zeigerumdrehungen später war es erneut Zenen, der am Strafraum mit viel Übersicht uneigennützig quer passte und Jonas Kleinmann damit eine freie Schussbahn aus 13 Meter zum vorzeitigen 0:2-Endstand ermöglichte.
Auch nach dem Seitenwechsel baute sich beim VfL keine rechte Durchschlagskraft auf. Zwar sahen die 150 Zuschauer nun eine aktivere VfL-Mannschaft, die, auch begünstigt durch einen verwaltend agierenden TSGV, durch die Einwechslung von Melvin Alavac und den leicht angeschlagenen Nico Hummel offensiv ihre Momente hatte. Für mehr Gefahr vor dem Waldstettener Gehäuse sorgte dies jedoch auch nicht. Die Liste der VfL-Torchancen in der zweiten Halbzeit ist schnell verlesen: Null.
In den letzten zehn Minuten, als seitens des VfL versucht wurde, alles nach vorne zu werfen, konnten sich die Kirchheimer bei Goalie Nico Nagel bedanken, der gegen Serkan Özgür (81.), Robin Eißele (86.) und Nico Waidmann (90.) glänzend parierte und damit eine mögliche höhere Niederlage verhinderte. VfL-Coach Ohran fand das passende Schlusswort zum trostlosen Spiel: „Die Leistung war nicht ausreichend. Wir müssen immer an unserem Maximum spielen, um in dieser Liga zu punkten.“