Der neue Bikepark beim Schlossgymnasium nimmt erste Formen an
Ein Reservat für Dreckhüpfer

Die Idee stammt aus dem Jugendgemeinderat, das Grundstück von der Stadt und ein Verein hat die Sache angepackt. In Nachbarschaft des Kirchheimer Schlossgymnasiums entsteht ein Dorado für Gelände-Biker.

Kirchheim. Wer die Lebensmitte bereits deutlich überschritten hat, dem dürften Begriffe wie Dirtjump, FourCross oder BMX einige Rätsel aufgeben. Albert Bosler ließe sich wohl als die Ausnahme von der Regel bezeichnen. Der Vorsitzende des Vereins Radsport Kirchheim (RSK) weiß, was beim Nachwuchs angesagt ist. Deshalb hat der Verein beherzt zugepackt und Baupläne erstellt, als es vor drei Jahren da­rum ging, einen Betreiber für den ersten Kirchheimer Bikepark zu finden. Auf einer 80 Ar großen Wiese hinter dem Schlossgymnasium wühlen jetzt Bagger in der Erde. Ein lokales Bauunternehmen unterstützt das Projekt nach Kräften. Schon ab dem Frühjahr soll dort ungestraft möglich sein, was in freier Natur häufig verboten ist: Mit geländegängigen Zweirädern – um im Jugendjargon zu bleiben – durch die Botanik zu fräsen.

Mit dem neuen Bikepark will der RSK nicht nur eine Radsport-Gemeinde, sondern gleich mehrere bedienen: Dirtjumper, Fourcrosser, BMX-Fahrer und Trial-Akrobaten. Natürlich auch ganz normale Mountainbiker, die im anspruchsvollen Gelände an ihrer Fahrtechnik feilen wollen. Dafür gibt es künstliche Hindernisse, eine Startrampe und ein abwechslungsreich modelliertes Gelände mit Hügeln und Steilkurven. Ein umzäuntes Freizeit- und Trainingsgelände – zumindest vorerst, denn Albert Bosler blickt schon in die Zukunft: „Alle Strecken sind wettkampftauglich“, betont der Vorsitzende der Rennsportkommission im Württembergischen Radsportverband (WRSV), der es als solcher wissen muss. Soll heißen: Bosler könnte sich vorstellen, das Terrain eines Tages auch als Rennstrecke für regelmäßig stattfindende Wettkämpfe zu nutzen. 20 aktive Radsportler hat der erst vier Jahre junge Verein inzwischen in seinen Reihen. In den kommenden Jahren rechnet Bosler mit deutlichem Zuwachs. Nicht nur, aber auch dank der neuen Möglichkeiten, für die man auch Nichtmitglieder und Schulklassen gewinnen will.

Im benachbarten Schlossgymnasium ist von der ganz großen Euphorie zwar noch nichts zu spüren, doch Schulleiterin Lucia Heffner zeigt sich für eine künftige Kooperation offen. Als Angebot im regulären Sportunterricht kann sie sich den Bikepark zwar nicht vorstellen. Eine ganze Klasse entsprechend auszurüsten, sei problematisch, zudem hätten die Sportfachkräfte im Regelunterricht Standards zu erfüllen. „Eher schon als Ergänzung unseres offenen Ganztagsangebots“, sagt die Rektorin. Ob das Schlossgymnasiums im kommenden Schuljahr eine Radsport-AG wird anbieten können, hängt auch davon ab, ob sich Radsport-begeisterte Lehrkräfte finden lassen, die sich dafür starkmachen. Das Interesse der Schüler sei vorhanden, meint Heffner und setzt dabei auch Hoffnungen in die neuen Nachbarn: „Wenn der Verein sich an der Schule engagieren würde“, ist sie überzeugt, „dann hätten wir im kommenden Jahr todsicher ein solches Angebot.“ Deutlicher kann man einen Job nicht ausschreiben. Albert Bosler und seine Mitstreiter im RSK sind jedenfalls dabei, zumindest die Voraussetzungen dafür zu schaffen: Zwei Vereinsübungsleiter absolvieren zurzeit eine Zusatzausbildung zum BMX- und Four-Cross-Trainer.