Lokalsport
Ein Talent startet durch

Motorsport Die 21-jährige Juliane Bihr aus Weilheim geht als amtierende Landesmeisterin im Motocross in die neue Saison, in der sie an ihre Erfolge anknüpfen will. Von Sandra Langguth

Wenn Juliane Bihr Helm und Brille anlegt, sich die Handschuhe überstreift und den Motor ihrer KTM aufheulen lässt, dann ist die 21-jährige Weilheimerin voll in ihrem Element. Die zierliche Blondine lässt es auf den matschigen Motocross-Strecken in der Region am liebsten richtig krachen – und das äußerst erfolgreich. Zuletzt holte sie beim baden-württembergischen Motocross-Pokal der Ladys den ersten Platz und belohnte sich damit für das fleißige Training.

Auf den Geschmack gekommen ist die angehende Erzieherin schon in ganz jungen Jahren. „Mein Vater hat mit mir öfter mal ein Rennen angeschaut. Da hat er mich gefragt, ob ich nicht auch mal fahren möchte. Und ich habe sofort Ja gesagt“, erinnert sich die Weilheimerin. Damals war sie gerade neun Jahre alt. Eines Abends stand dann plötzlich ein Monkey Cross, eine kleine Motocross-Maschine, vor der Tür – spätestens da war es um Juliane Bihr geschehen. Auf der Strecke in Weilheim machte die ­junge Fahrerin schnell Fortschritte und begann, bei Meisterschaften mitzufahren. Dort kämpfte sie sich schnell auf vordere Plätze, sodass sie 2014 den Schritt ins „große“ Motocross wagte. „Ab da bin ich dann nur noch gegen andere Mädchen gefahren. Davor war das Starterfeld gemischt“, erinnert sie sich.

 

Die meisten glauben mir das erst, wenn ich ihnen ein Bild von mir auf der Maschine zeige.
Juliane Bihr Die Weilheimerin muss ihr Hobby oft mit Nachdruck erklären.
​​​​​

Die Umstellung auf die weitaus größeren Maschinen war nicht ohne. „Da hat man natürlich auch viel mehr PS“, erzählt die 21-Jährige lachend. Bei ihrer 250 KTM SX-F galoppieren 49 Pferdchen über die Strecke. Das fordert ihr als Fahrerin noch mehr Technik und Koordinationsvermögen ab. „Talent spielt aber auch eine große Rolle“, betont Juliane Bihr, die in ihrem Vater Bernd Trainer, Techniker und Motivator in einem gefunden hat. „Mein Papa ist immer dabei und unterstützt mich. Ohne ihn würde es nicht gehen“, ist die Weilheimerin dankbar für die Hilfe, die vor allem an Rennwochenenden auch recht zeitintensiv ist. „Meistens geht es freitags los und erst am Sonntag wieder heim.“ Neben den Strecken in Aichwald, Reutlingen, Berkheim und Göggingen ist sie auch schon auf Kursen in Frankreich und der Schweiz gestartet. Und nach Italien ging es zum Trainieren. 

Dass sie nun beim baden-württembergischen Motocross-Pokal den ersten Platz erreicht hat, war keine Selbstverständlichkeit. Im März vergangenen Jahres hatte sie sich die Hand verstaucht, konnte sie lange Zeit nicht belasten. Am Ende stellte sich heraus, dass sie sogar gebrochen war. „Ich habe trotzdem auf die Zähne gebissen“, beschreibt Juliane Bihr. Fünf Rennen gegen 14 bis 18 andere Fahrerinnen galt es zu bestreiten. Am Ende kamen die vier besten Ergebnisse in die Wertung.

EM-Start als Traum
Mit ihrem ersten Platz ging es nun in die Winterpause, die die junge Frau nutzt, sich einen Plan für die kommende Saison zusammenzustellen. „Mein Traum ist, irgendwann mal ein EM-Rennen mitzufahren und neben Larissa Papenmeier, der diesjährigen WM-Vierten, am Startgatter zu stehen.

Im Alltag amüsiert sich die Weilheimerin regelmäßig über ungläubige Blicke, wenn sie neue Leute kennenlernt. „Die meisten glauben mir erst, dass ich Motocross fahre, wenn ich ihnen ein Bild von mir auf der Maschine zeige“, erzählt sie lachend.

Bis man die Weilheimerin wieder live auf einer Rennstrecke wird bewundern können, dauert es noch ein Weilchen – die ersten Rennen im neuen Jahr gehen erst im Frühjahr über die Bühne.