Weilheimer Springreiterin Madeleine Fischer überrascht beim German Masters
Ein Traum wird wahr

Als Madeleine Fischer aus Weilheim als kleines Mädchen an der Hand ihrer Mutter einst das große Reitturnier in Stuttgart besuchte, sagte sie: „Mama, da will ich auch mal reiten.“ Der Kindheitstraum ist jetzt in Erfüllung gegangen. Beim German Masters in der Schleyer-Halle, wo sich die Stars ein Stelldichein geben, durfte sie mit ihrem Wallach „Canta Libre“ zum ersten Mal den Duft der großen weiten Reiterwelt schnuppern und war auf Anhieb die beste Amazone ihrer Klasse.

Stuttgart/Weilheim. Pure Freude stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Ich kann es noch gar nicht richtig fassen. Ich bin überglücklich. Und das alles an meinem Geburtstag“, sprudelte es aus Madeleine heraus, die gerade 23 geworden ist. Vier Qualifikationen musste sie im Vorfeld überstehen. Nicht alles lief nach Wunsch. 25 Teilnehmer lösten das begehrte Ticket für Stuttgart, sie war Nummer 26. Vor vier Wochen dann ein überraschender Anruf. Einer der Qualifikanten war ausgefallen, Fischer rutschte als erste Ersatzfrau ins Starterfeld. „Ich hatte gar nicht mehr damit gerechnet“, sagte sie.

Am Donnerstag der erste große Auftritt in der Schleyer-Halle. Die ganze Familie, viele Freunde und Bekannte aus dem Reit- und Fahrverein Weilheim drückten „der momentan besten Reiterin im Verein“, so Schriftführerin Tatjana Richter, vor Ort die Daumen. Madeleine enttäuschte ihren Fanclub nicht. In der nationalen Springprüfung Klasse S kam sie mit „Canta Libre“ fehlerfrei über den Parcours und belegte Platz sechs. Auch in dem schwierigeren Klasse-S-Springen mit drei Sternen leistete sie sich keinen Abwurf, blieb aber um zwölf Hundertstel über dem Zeitlimit und kassierte einen Viertelstrafpunkt. Der verhinderte, dass sie ins Stechen kam. Am Ende springen immerhin Platz zehn und weitere 300 Euro Prämie zu den 200 Euro im anderen Wettbewerb heraus.

Das einmalige Erlebnis war die wesentlich größere Belohnung für reichlich Arbeit in den vergangenen Jahren. Im Stall sind vier Pferde zu versorgen und warten darauf, bewegt und trainiert zu werden. Daneben ein Studium in Sport und Eventmanagement in Stuttgart, das will alles erst bewältigt sein. Einen Freund könne sie sich momentan zeitlich nicht leisten. „Der Schimmel ist mein Mann“, sagt sie und lacht aus vollem Herzen.

Mit Pferden ist sie in der Familie aufgewachsen. Eltern und Großeltern haben sie immer unterstützt. Aber ihre erste Liebe gehörte dem Skifahren. Mit zwölf hat sie sogar einmal die Gesamtwertung des Intersportcups gewonnen. „Nebenher habe ich voltigiert. Skifahren und Reiten, das ging auf Dauer nicht mehr. Ich musste mich entscheiden.“ Sie tat es fürs Reiten, machte mit Pony „Mantana“ die ersten unliebsamen Erfahrungen im Springen: „Er wollte nicht das, was ich wollte, ist oft an den Hindernissen vorbeigelaufen, anstatt drüberzuhüpfen. Das wurde erst mit der Zeit besser.“

Mit der Stute „Scarlett“ kam der Durchbruch. Madeleine Fischer wurde vom Bundestrainer zu einem Nachwuchschampionat in die Dortmunder Westfalenhalle eingeladen, einem Springen mit Pferdewechsel. Unter 30 Startern belegte sie einen viel beachteten dritten Platz. Und zu Hause in Weilheim gewann sie ihr erstes S-Springen.

Seit sechs Jahren ist „Canta Libre“ ihr Favorit unter den Vierbeinern. „Ein sehr spezielles Pferd. Er ist ängstlich, schreckhaft und kann nicht alleine bleiben“, beschreibt sie den 14-jährigen Wallach. Er sei zwar kompliziert, aber ein sehr guter Springer. Und wenn eine Reiterin die Zügel so fest im Griff hat wie Madeleine Fischer, wird das verliebte Paar noch oft aufhorchen lassen wie diese Woche in Stuttgart.