Exotensportart
Ein Weilheimer als Star der Skigolfer

Finn Haug mischt in einer außergewöhnlichen Szene mit. Der 29-jährige Weilheimer überwintert als Titelträger einer Disziplinenkombination, die er als Mix aus Ernst und Gaudi beschreibt.

Ruhig am Schläger und auf den Brettern: Finn Haug.  Foto: Markus Brändli

Er darf sich bayerischer Meis­ter nennen. Bis zum kommenden Frühjahr. Als Skigolfer. Finn Haug mischt in einer Szene mit, die wie ein kleines Pflänzchen stetig gedeiht. Im vergangenen April gewann der Sportler vom TSV Weilheim in Garmisch-Partenkirchen bei den offiziellen bayerischen Meisterschaften in der Männer-Hauptklasse. Skifahren plus Golfen lautet die Aufgabenstellung. „Samstags geht das Skirennen als Riesenslalom auf dem Zugspitze-Gletscher über die Bühne, tags darauf spielen wir unten im Tal Golf“, weiß der 29-Jährige. Nach einem ausgeklügelten Wertungssystem werden für beide Starts Punkte vergeben.

Zusammen mit seinem langjährigen Weilheimer Skikumpel Henry Schaufler (26) geht der nun amtierende Meister regelmäßig auf Tour. Die beiden kommen viel herum, wurden eines Tages von einem Skigolf-Organisator des Bayerischen Skiverbands auf das Thema angesprochen. „Jungs, wer von euch spielt Golf“?“, fragte Reinhold Merle der Erzählung nach in einer geselligen Runde, denn er könne noch „Teilnehmer für sein Event in Garmisch-Partenkirchen gebrauchen“.

Diese entscheidende Begegnung mit Merle fand für Finn Haug vor einigen Jahren statt. Zu diesem Zeitpunkt habe er nicht einmal gewusst, dass es jene Kombination aus Golf und Skifahren als Wettbewerb überhaupt gebe. Skifahren? Für Haug kein Problem. Seit frühester Jugend steht er auf den Brettern. Sein Großvater Wilhelm Holl machte einst aus einem Eisenwarengeschäft ein florierendes Sportgeschäft. In der Familie Holl spielt und spielte dabei das Skifahren schon traditionell eine große Rolle. Aktuell startet der Skigolf-Champion unter anderem noch bei der Leki-Race-Challenge. Sicher kein Nachteil, dass der Weilheimer vor rund viereinhalb Jahren beim Golfclub Teck auch mit dem Rasenspiel begann.

Trophäen wie diese sammelt Finn Haug auch. Foto: Markus Brändli

Dabei können die zwei Sportarten gegensätzlicher kaum sein: Die eine (Golf) kann sich beim Ausüben über Stunden ziehen, erfordert nach Erholungsphasen kurzzeitig enorme mentale Frische – die andere wirkt wild, nach einer Minute ist das Thema meist durch, verzeiht selten den kleinsten Fehler. „Man muss eben beides können, das macht den Reiz beim Skigolfen aus“, erklärt Finn Haug seine neu entdeckte Liebe. Zumal für ihn neben dem Ehrgeiz auch die Gaudi im Vordergrund stehe. „Manche bekommen einen Weinkrampf, wenn sie nicht gewinnen, als ob sie die Champions League verloren hätten. Das war bei mir bisher allerdings noch nicht so“, blickt der TSV-Sportler schmunzelnd auf seine bisher drei Starts bei den „Bayerischen“ zurück.

Wobei auch etliche Prominente immer mal wieder bei Skigolf-Events aufkreuzen. Olympiasieger und Weltmeister Bode Miller beispielsweise, Deutschlands ehemaliger Topfahrer Alois Vogl, Fritz Dopfner und der einstige Hahnenkamm-Triumphator Thomas Dreßen. In Zell am See wird gar im Mai 2025 eine WM im Skigolf ausgerichtet – eine Option für Haug? Für das neue Jahr hat er erst mal die Titelverteidigung bei den „Bayerischen“ Ende April auf dem Programm. Womöglich spielt ihm seine Erfahrung in die Karten, vielleicht mischt er diesmal sogar um den Gesamtsieg in Garmisch-Partenkirchen mit. Auch Kumpel Henry Schaufler soll dem Vernehmen nach wieder dabei sein. Der Fünftplatzierte der Männer-Hauptklasse des Jahres 2024 hat rein tabellarisch gesehen sogar noch mehr Luft nach oben.