Tischtennis
Eine Abteilung kämpft an vielen Fronten

Der VfL Kirchheim ist nach wie vor eine Topadresse in der Region, muss dafür allerdings auch einen hohen Aufwand betreiben.

„Nahezu jedes Mitglied spielt auch in einer Mannschaft“: VfL-Abteilungsleiter Klaus Hummel weiß, wovon er redet. Foto: Markus Brändli

Obwohl von den reinen Mitgliederzahlen laut Statistik des Württembergischen Landessportbunds (WLSB) beliebter als Volleyball, Schwimmen und sogar Basketball, gilt Tischtennis landläufig immer noch als Randsportart mit Freizeitcharme. „Jeder hat eigentlich schon mal Tischtennis gespielt, aber den Sprung in den Verein machen nur wenige“, hat Klaus Hummel in diesem Zusammenhang erkannt. Der 48-Jährige leitet seit Mai die 117 Mitglieder starke Abteilung im VfL Kirchheim, die zwar die fünftkleinste aller 17 im Verein geführten Sparten ist, dafür aber eine der aktivsten. „Wir haben eine vergleichsweise hohe Sportlerquote“, so Hummel, „nahezu jedes Mitglied spielt auch in einer Mannschaft.“

Mit sechs Männer- und einer Frauentruppe ist der VfL nicht nur zahlenmäßig nach wie vor die Nummer eins der Teckregion. Auch in Sachen Hochklassigkeit ist Kirchheim eine Topadresse, wie drei aktive und vier Jugendteams auf Verbandsebene beweisen. „Qualität und Quantität sind bei uns hoch“, lobt Klaus Hummel, nicht ohne die aktuell herausfordernde sportliche Situation zu verschweigen: Die drei Herrenteams in Verbandsoberliga, Landesliga und Landesklasse schweben allesamt in Abstiegsgefahr, die sich wechselseitig bedingt: Nachdem in der „Ersten“ verletzungsbedingt große Personalprobleme herrschen, muss in den nachfolgenden Mannschaften entsprechend auf- und nachgerückt werden. „Vor allem für die Nachwuchsspieler ist das aber eine gute Sache, da sie so in jede Mannschaft reinschnuppern und wachsen können“, sieht Klaus Hummel aller tabellarischen Sorgen zum Trotz die Durchlässigkeit als Vorteil und Pfund, mit dem man wuchern kann.

Im Nachteil gegenüber Ballsport

Schließlich kämpft man beim VfL so wie überall vor allem um den Nachwuchs. Wo andere Sportarten mit entsprechenden Angeboten mit Schul-AGs auf Mitgliederfang gehen, hat Tischtennis einen gravierenden Nachteil: „Im Prinzip kann man erst mit neun oder zehn richtig anfangen“, weiß Klaus Hummel um andere körperliche Voraussetzungen wie beispielsweise bei den Ballsportarten.

Dass der VfL in diesem Bereich trotzdem vergleichsweise gut aufgestellt ist, verdankt man einer seit Jahren kontinuierlich guten Jugendarbeit, die nicht nur im Mannschaftssport Früchte trägt. Immer wieder machen Talente aus Kirchheim wie Simon Kaczmarek (U 15) und Carlo Spieth (U 11) auch bei landesweiten Ranglistenturnieren auf sich aufmerksam.

Die große Herausforderung dürfte da die langfristige Bindung des Nachwuchses an den Verein sein. „Die Funktionärsriege überaltert“, weiß Klaus Hummel um ein Problem, das die Vereinslandschaft seiner Meinung nach in den kommenden Jahren stark verändern wird: „Kleine Dorfvereine sterben aus“, befürchtet er, „dafür wird es eine Zentralisierung mit immer mehr Spielgemeinschaften geben.“ Und der VfL? „Solange wir den Spagat zwischen Breiten- und Spitzensport schaffen“, sagt Klaus Hummel, „mache ich mir da keine Sorgen.“

 

Corona-Talsohle ist durchschritten

Die Zahl der Mannschaften im Tischtennisbezirk Esslingen sinkt seit 15 Jahren kontinuierlich: Waren 2009 noch 429 Teams gemeldet, sind es in der aktuellen Saison nur noch 304. Die Talsohle von unter 300 Mannschaften aus den Corona-Jahren ist aber immer­hin ­durchschritten.
Vereine mit Tischtennisabteilung gibt es ebenfalls weniger. Von 62 im Jahr 2015 sind es im Bezirk Esslingen aktuell nur noch 57. Im gesamten Gebiet des Württembergischen Landessportbunds (WLSB) gibt es 830 Vereine. In Sachen Mitglieder liegt Tischtennis im WLSB auf Platz zehn.
Statistiken über die Zu- und Abnahme von Spielerzahlen sind etwas unklarer. Laut Thomas Jäger, stellvertretender Bezirksvorsitzender und Ressortleiter Mannschaftssport, sind viele Spieler noch gemeldet, nehmen aber seit Jahren nicht mehr aktiv am Spielbetrieb teil. pet