Hannah Niemeyer mit Medaillenchancen bei der DM in Wattenscheid – Sieben Teckathleten dabei
Eine darf träumen

Deutschlands beste Nachwuchs-Athleten kämpfen von heute an in Wattenscheid um nationale Titel. Mit dabei: Gleich sieben Sportler aus der Teckregion, für die die deutschen Leichtathletik-Meisterschaften der U18 und U20 am Wochenende den Saisonhöhepunkt markieren. Einzige Kandidatin für eine Medaille: Hannah Niemeyer (19) vom VfL Kirchheim, die am Sonntag über 3 000 Meter an den Start geht.

Kirchheim. DM-Erfahrung haben sie alle. Ob es zu mehr reicht, ist die entscheidende Frage, wenn sich die sieben Nachwuchs-Athleten im Dress des VfL Kirchheim und der LG Teck im Wattenscheider Lohrheidestadion der durchweg bärenstarken Konkurrenz stellen. Fest steht: Eine Medaille wäre für die meisten eine faustdicke Überraschung. Am ehesten zuzutrauen, ist dies derzeit einer 19-Jährigen aus Owen. Hannah Niemeyer (VfL Kirchheim) geht nach DM-Platz neun über 5 000 Meter bei den Frauen vor zwei Wochen in Ulm diesmal im U20-Rennen über 3 000 Meter an den Start.

Leichter wird die Aufgabe dort nicht, denn in der Favoritenrolle stecken – zumindest auf dem Papier – gleich vier Läuferinnen, die allesamt schon einen nationalen Titel in der Tasche haben – allerdings auch eine kräftezehrende Saison oder lange Verletzungspausen hinter sich. Die Erfurterin Tina Donder kommt direkt von der Jugend-WM in Eugene (USA), wo sie als beste Europäerin über 3 000 Meter Hindernis auf Platz zehn lief. Ihre stärkste Konkurrentin heißt Anna Gehring. Die amtierende Deutsche U20-Crosslaufmeisterin holte sich schon vor zwei Jahren in Mönchengladbach den U18-Titel über 3 000 Meter. Dort schlug sie Ausnahmetalent Alina Reh (TV Erbach) in einem packenden Finish um eine Nasenlänge. Die 18-Jährige vom SC Itzehoe war allerdings lange verletzt und sorgt damit für ein großes Fragezeichen hinter ihrer Favoritenrolle. Das gilt auch für Carolin Kirtzel (LG Wedel-Pinneberg), die als Deutsche U20-Hallenmeisterin über 1 500 Meter gemeinsam mit Lea Meyer vom VfL Löningen zum Kreis der Medaillenanwärterinnen zählt. Meyer lief vergangenen August in Rostock in der U18 zum Titel über 1 500 Meter Hindernis. Ein schwer durchschaubares Feld also, was die derzeitige Leistungsstärke angeht. Für Hannah Niemeyer bedeutet dies: Um in Reichweite einer Medaille zu kommen, müsste sie sich gegenüber ihrer bisherigen Bestmarke von 9.48,02 Minuten zwar erneut steigern, unrealistisch ist ein Platz auf dem Treppchen allerdings nicht. „Ich rechne mir schon Chancen aus“, bekennt die 19-Jährige, die am Sonntag (13.10 Uhr) nicht nur um Edelmetall, sondern auch um ihre Chance auf einen Platz im Nationalkader kämpft.

Für eine Überraschung gut wäre eigentlich auch ihr VfL-Kollege Phi­lipp Corucle, der mit 11,15 Sekunden über 100 Meter in der U18 mit der zweitschnellsten Zeit gemeldet ist. Gelaufen im Mai bei den Kreismeisterschaften in Weilheim. Doch seitdem ist nicht mehr viel passiert. Reduziertes Training, keine Wettkämpfe, Wachstumsprobleme haben den 17-Jährigen in diesem Frühjahr im wahrsten Sinne aus der Bahn geworfen. „Er soll in Wattenscheid weiter Erfahrung sammeln und im neuen Jahr wieder angreifen“, sagt sein Vater und Trainer Micky Corucle.

Gehörigen Trainingsrückstand hat auch der zweite Trainer-Spross, allerdings aus einem ganz anderen Grund: Tobias Corucle hat gerade das Abitur hinter sich gebracht und geht ebenso wie sein Vereinskamerad Victor Bayer heute ohne echte Medaillenchancen ins U20-Rennen. Beide haben für die 100 und 200 Meter gemeldet, wobei der Trainer dem Schopflocher Bayer auf der Kurzstrecke durchaus Finalchancen einräumt. Anders als Sanja Miladinovic, die Fünfte und Letzte im VfL-Bunde, die in der weiblichen U20 über 100 Meter starten wird. Ihre Bestmarke von 12,22 Sekunden dürfte für den Zwischenlauf reichen. „Fürs Finale braucht man eine Elfer-Zeit“, rechnet Micky Corucle vor.

Endkampf ja – Medaille nein, das dürfte für Mario Scheufele, den 17-jährigen Wurftechniker von der LG Teck gelten. Er startet ebenfalls bereits heute im Kugelstoßen und am Samstag im Diskuswurf, wo er mit seiner bisherigen Bestweite von 54,16 Meter im Bereich der Plätze fünf bis sechs liegt. Den Titel unter sich ausmachen dürften in beiden Disziplinen die Topfavoriten Merten Howe (SC Neubrandenburg) und Clemens Prüfer (SC Potsdam), die im U18-Feld eine Klasse für sich darstellen.

Dass die Tagesform im Wettkampf entscheidet, ist eine Binsenweisheit. Für Hammerwerfer Fritz Zanker von der LG Teck gilt sie dennoch im Besonderen. Dessen Leistungen hält sein Trainer Ralf Mutschler derzeit für zu schwankend, um eine klare Prognose wagen zu können. Mit seiner Bestmarke von 53,55 Meter rangiert er in der Meldeliste an drittletzter Position. „Im Training“, sagt Mutschler, „wirft er 57 Meter. Wenn er diese Leistung auch im Wettkampf abruft, ist er im Endkampf dabei.“