Lokalsport
Eine ganze Sportart hängt in der Luft

Ski Wann, wo und unter welchen Voraussetzungen die alpine Rennsaison im Schwäbischen Skiverband beginnen kann, ist unklarer denn je. Die Vereine in der Region halten sich für einen kurzfristigen Start bereit. Von Martin Moll

Als am 12. März die alpine Rennsaison wegen Corona abrupt für beendet ­erklärt werden musste, waren bereits die meisten Rennen inklusive aller Verbands-Meister­schaften gefahren. Auch die rennsportliche Bilanz der lokalen Skisportler fiel mit drei Verbands­titeln, dem dritten Platz von Pascal Bischof (SF Dettingen) beim Deutschlandpokal sowie vielen Topplatzierungen gut aus. Neun Monate später sitzt bei allen Protagonisten der Frust tief: Niemand weiß, wie es weitergeht, geschweige, wann auf welchem Berg das erste Startsignal ertönt.

Die sonst im Herbst allgegenwärtige Vorfreude auf den ersten Schnee wurde von der Corona-Pandemie in den Hintergrund gedrängt. Just zu dem Zeitpunkt der ersten Schneetrainings Ende September wurden die österreichischen Bundesländer Vorarlberg und Tirol mit seinen Gletscherskigebieten jeweils zum Risiko­gebiet erklärt und Reisewarnungen ausgesprochen. Konsequenterweise wurde vom Schwäbischen Skiverband (SSV) die Empfehlung verkündet, vorerst bis November ­Entscheidungen hinsichtlich des Winterauftakts kritisch zu hinterfragen.

Gebracht hat die zurückhaltende Linie letztendlich nichts, denn jetzt, wenige Tage vor Weihnachten, sind die Aussichten auf den ersten alpinen Rennstart im Januar und Februar bei den moti­vationslosen Amateurrenn­sportlern fast bei null. Bis auf die Schweiz haben momentan alle europäischen Skigebiete geschlossen. Es finden zwar länderübergreifend FIS-Rennen statt, für die jedoch nur Profi-Rennläufer und der DSV-Internatsnachwuchs (ab U16) startberechtigt sind. Selbst wenn in einigen Wochen wieder lokale und überregionale Rennveranstaltungen möglich sein sollten, muss mangels spezifischen und begrenzten Trainingsvorbereitungen ein erhöhtes Verletzungsrisiko in Betracht gezogen werden.

Wöchentliche Lagebewertung

Um die Corona-Problematik laufend zu bewerten und handlungsfähig zu sein, wurde für den SSV deshalb vom Verbandspräsidium eine Lenkungsgruppe „Corona“ eingerichtet. Diese soll eine wöchentliche Lagebewertung für die SSV-Maßnahmen mit kurz- und mittelfristigem Entscheidungshorizont vornehmen und im Sinne der Sicherheit und Gesundheit Empfehlungen für die SSV-Vereine und Skisportler aussprechen.

Intensiv und hartnäckig gearbeitet wurde an der Struktur des Schülerleistungssports in Baden-Württemberg. Diese legt fest, dass die vier alpinen Stützpunkte im SSV ihren Fokus auf die U14 zu richten haben. Ein ­fixer ­U14-Kader wurde nicht installiert. Vielmehr soll mit wenigen leistungsorientierten und herausragenden Athleten aus den Stützpunkten der auf acht Schüler begrenzte Landes­kader (SBW) unter Trainer Kai Peukert gespeist werden, der zentrale Maßnahmen im Schnee durchführt.

Aufgabe der Stützpunkte wird auch die Heranführung der U12 an den Nachwuchsleistungssport und die Betreuung der U14 und U16 sein, die keiner SBW-Mannschaft angehören. Einen reinen U14- und U16-SSV-Kader wird es jedenfalls nicht mehr geben. Ob diese neuen Nachwuchsstrukturen greifen, wird die Zukunft zeigen. Ohne funktionierende Trainingsgemeinschaften in den Bezirken, Regionen und Stützpunkten wird es nicht gehen.

Bis die ersten Torstangen gesteckt werden können, wird es noch eine ganze Weile dauern. Der Idealismus für den weißen Sport scheint aber noch nicht ganz verflogen zu sein. Während die Ski-vereine sich längst in den Startmodus gebracht haben, fiebern die Sportler auf ihr erstes Rennen hin, egal ob auf der Alb beim Reußenstein, beim größten Nachwuchsrennen der Leki Race Challenge oder irgendwo im Gebirge bei einer Meisterschaftsveranstaltung.