Schmuddelwetter bei uns. Strahlender Sonnenschein und Temperaturen um die 30 Grad 6000 Kilometer entfernt in Kenia, wo vergangene Woche mit den „Magistral Ladies Open“ die Golfsaison 2023 begonnen hat. Erstmals mit dabei auf der hochkarätig besetzten Welt-Tour: die Aufsteigerin Patricia Isabel Schmidt (26) vom Golfclub Kirchheim-Wendlingen, wo auch die ehemaligen VfB-Stars Krassimir Balakov und Sreto Ristic Mitglieder sind und Hansi Müller gelegentlich als Gastspieler auftritt.
Ein lang ersehntes Ziel ist erreicht. „Vor drei Jahren habe ich zum ersten Mal darüber nachgedacht, wo ich mit meinem Golf hinkommen will“, erinnert sich Patricia, auch „Patze“ genannt. Nach drei Jahren Physik-Studium in den USA und dem erfolgreichen Studienabschluss im Maschinenbau in Stuttgart entschied sie sich, alles auf die Karte Golf zu setzen. Sie mietete sich in Ötlingen in unmittelbarer Nähe des 16-Loch-Golfplatzes oberhalb des historischen Hofguts Bodelshofen ein und trainierte an sechs Tagen in der Woche bis zu acht Stunden täglich. Wissbegierig saugte sie alles auf, was ihr Jimmy Danielsson (37), der erfahrene schwedische Teaching Professional des Kirchheimer Clubs, vermittelte. Sie ist ihm sehr dankbar: „Jimmy hat mich sowohl golferisch als auch menschlich auf das Leben auf der Tour vorbereitet. Ohne ihn hätte ich diesen Schritt niemals gewagt.“
Auf den Ladies European Tour Access Series erspielte sich die Aufsteigerin das Ticket für die höhere LET-Tour. „Ich weiß noch genau, wie nervös ich vor meinem ersten Start war und wie viele Gedanken ich mir darum gemacht habe, ob ich schon bereit bin, etwas falsch machen könnte oder vergessen habe“, schreibt sie auf ihrer Homepage. Aber es ging alles gut. Auf 19 Turnieren schnitt sie 13 Mal unter den Top Ten ab, gewann sogar einmal in Schweden und belegte am Ende in der Gesamtwertung Platz vier.
Olympia ist ihr großes Ziel
Die Kirchheimer Club-Präsidentin Susanne Pöschl, seit 16 Jahren in Amt und Würden, ist voll des Lobes über die 26-Jährige: „Patricia ist eine Persönlichkeit, die nach Höherem strebt und nie aufgibt. Ein echtes Vorbild für die Jugend. Ihr Ziel sind die Olympischen Spiele. Ich bin sicher, dass ihr Traum eines Tages in Erfüllung gehen wird.“
Aber bekanntlich ist aller Anfang schwer. Bei ihrem Debüt in Kenia musste sie noch Lehrgeld zahlen. Bei ihrer ersten Profi-Tour kam sie nach 83 Schlägen in der ersten Runde auf 79 in der zweiten und schied mit 162 Schlägen und damit sieben über dem Cut aus.
Nach dem Auftakt in Südafrika geht es unter anderem weiter nach Marokko, Saudi-Arabien, Australien, Thailand und zum Abschluss nach Indien. Flüge, Hotels, Mietwagen – alles hat sie ohne einen eigenen Manager selber organisiert. Spielkleidung und Schläger stellen zwei Ausrüster. Nur auf der Suche nach Sponsoren tut sich „Patze“ schwer. Immerhin ein Trostpflaster: Pro Birdie (ein Schlag unter Par), den sie auf der Tour spielt, spendieren etliche Einzel-Sponsoren einen kleinen Betrag für die Reisekasse.