Die Karten in der Fußball-Landesliga werden neu gemischt: Nachdem die beiden Top-Teams TSV Oberensingen (Meister) und TV Echterdingen (Relegation) in der vergangenen Saison den Sprung in die Verbandsliga geschafft haben, gehen die 16 Klubs der Landesliga ohne eindeutige Titelfavoriten in die neue Spielzeit. Ganz im Gegenteil: Das Feld scheint – zumindest auf dem Papier – ausgeglichen wie nie. Nachdem bereits in der abgelaufenen Spielzeit phasenweise bis zu acht Vereine ins Aufstiegsrennen involviert waren, könnte auf die Zuschauer in diesem Jahr ein ähnliches Szenario warten. Neben den üblichen Verdächtigen SV Waldhausen, SV Neresheim, TSV Buch und Türkspor Neu-Ulm, könnten auch drei Klubs aus der Neckar/Fils-Region in diesem Jahr ein Wörtchen um den Aufstieg mitreden.
Boller sind zurückhaltend
Einer davon ist der TSV Bad Boll, der die vergangene Saison auf dem fünften Rang beenden konnte. Für jede Menge Wirbel sorgten die Kurstädter allerdings erst kürzlich in der Vorbereitung, als Erfolgstrainer Jasko Suvalic quasi über Nacht unerwartet seine Zelte im Erlengarten aufgebrochen hatte und zu Bayernligist FC Gundelfingen wechselte. Nachfolger wurde Ende Juli der frühere Köngener Chefcoach Sascha Strähle, der zu diesem Zeitpunkt wiederum auch erst zwei Wochen im Amt bei Alb-Bezirksligist SV Pfrondorf gewesen war.
Ein kurzfristiges Durcheinander, das die Stimmung bei den Beteiligten aber nicht ins Schwanken brachte. „Ich fühle mich sehr wohl und bin sowohl vom Verein, vom Trainerteam als auch von der Mannschaft sehr gut aufgenommen worden. Es macht wahnsinnig viel Spaß hier“, resümiert Cheftrainer Strähle nach den ersten Wochen. Auch kadertechnisch hat sich bei den Kurstädtern während der vergangenen Wochen einiges getan: Insgesamt sieben Neuzugänge und sieben Abgänge verzeichnet der „dienstälteste“ Landesligist. Besonders schmerzhaft: Der Verlust der Stammspieler Damir Topolovec (Croatia Geislingen) und Karlo Petricevic (zurück nach Kroatien). „Durch die zahlreichen Wechsel im Team und auch durch mich hat es eine Veränderung gegeben. Jeder Trainer bringt auch gewisse neue Ideen und Impulse ein, wohlwissend, dass viele Dinge bereits sehr gut waren“, fasst Strähle zusammen, „daher steht an erster Stelle, das alles erfolgreich zusammen zu bringen“.
Das Saisonziel Aufstieg will der 39-Jährige aber bewusst nicht vorgeben: „Die Liga wird ausgeglichen sein, denke ich. Daher gilt es von Anfang an zu punkten und in ein positives Fahrwasser zu geraten. Wenn uns das gelingt, können wir zu einem späteren Zeitpunkt über mögliche Platzierung oder Ziele sprechen.“
Donzdorf will mehr
Ähnlich vielversprechende Ambitionen hegt auch der JC Donzdorf. Nachdem der Jugendclub vergangene Saison das unscheinbare Image eines Aufsteigers im Nu abgeschüttelt hatte, ärgerte die Elf um Trainer Tobias Flitsch in regelmäßigen Abständen die Topteams der Liga – bis die Donzdorfer Mitte der Rückrunde plötzlich selbst mitten im Titelrennen steckten. Ob es in diesem Jahr zu mehr reicht? Die Konkurrenz jedenfalls hat die Lautertäler auf dem Zettel, die ihren Anspruch im zweiten Landesligajahr auch selbst offensiv ins Auge fassen: „Wir wollen den Aufstieg in die Verbandsliga in Angriff nehmen“, gibt Flitsch den Weg vor. Das muss dann allerdings ohne den bisherigen Co-Spielertrainer Denis Videc geschehen: Den früheren Regionalligaspieler der Stuttgarter Kickers zog es nach nur einem halben Jahr beim Jugendclub weiter in die Landesliga Odenwald zum TS Mosbach.
Kein typischer Aufsteiger
Genauso wenig Anpassungsprobleme wie die Donzdorfer vergangenes Jahr könnte laut Einschätzung der Konkurrenten diesmal Aufsteiger FC Esslingen haben. Hintergrund: Die Kreisstädter überzeugen seit Jahren mit einem durchdachten sportlichen Konzept von der Jugend bis zum Aktivenbereich. Der Durchmarsch von der Kreisliga B in die Landesliga binnen weniger Jahre war da nur die logische Konsequenz stetiger Weiterentwicklung, ohne dabei Unsummen an Geld in den Kader zu stecken. In der ersten Mannschaft mündet die taktische Ausrichtung des Klubs unter Trainer Christian Ehrenberg in einer nahezu optimal aufeinander abgestimmten Mannschaft, die vor allem für offensivstarke Teams schwierig zu bespielen ist. All das lässt den FC Esslingen im Premierenjahr in der Landesliga keinesfalls wie einen typischen Aufsteiger erscheinen.
SCG peilt Wiederaufstieg an
Erfahrungsgemäß stark einzuschätzen ist als Verbandsligaabsteiger auch der SC Geislingen, wenngleich das Team aus dem Eybacher Tal einen größeren personellen Umbruch hinter sich hat. Ob das neue Trainerduo um Chefcoach Benjamin Bilger (zuletzt beim JC Donzdorf) und seinen spielenden Assistent Chris Loser (Neuzugang von Oberligist SV Göppingen) direkt um den Wiederaufstieg kämpfen kann, bleibt jedoch abzuwarten.
Zurück in der Liga ist derweil auch Manuel Doll. Der frühere Kirchheimer Keeper trainierte bereits von 2018 bis 2020 den TSV Bad Boll in der Landesliga. Nach der Zwischenstation beim TV Straßdorf übernahm der 37-Jährige im Juli den 1.FC Germania Bargau, frischgebackener Meister der Bezirksliga Ostwürttemberg. Ebenfalls neu dabei sind der MTV Stuttgart (Meister der Bezirksliga Stuttgart) und Srbja Ulm (Meister der Bezirksliga Donau/Iller).
Weniger Punkte nötig
Dass es in diesem Jahr aufgrund der Neustrukturierung zu einem entschärften Abstieg mit „nur“ vier Absteigern kommt, kommt den Neulingen entgegen. So sollte in dieser Spielzeit auch eine deutlich geringere Punkteausbeute zum Klassenerhalt reichen, als es noch in den vergangenen Jahren der Fall war.