Lokalsport
Eine Saison auf der Kippe

Handball Nach zwei schwachen Auftritten in Folge entscheidet sich für den VfL, wohin die Reise geht. Mit welch harten Bandagen in der Verbandsliga gekämpft wird, zeigt sich immer deutlicher. Von Bernd Köble 

Dass es einfach werden würde, darauf hat keiner gewettet. In der Handball-Verbandsliga steckt enorme Qualität, oder wie Julian Mikolaj es ausdrückt: „Die Mehrzahl der Mannschaften hat ganz andere Voraussetzungen als wir.“ Weshalb es trotzdem so lange glatt lief beim VfL und nun der Motor plötzlich nur noch sprotzt statt schnurrt, dafür hat allerdings auch Kirchheims erfahrener Linksaußen keine einfache Erklärung. Zweimal hat der VfL zuletzt verloren. Das wäre keine Silbe wert, zumal über eine Mannschaft, die nie einen Zweifel daran ließ, dass es in dieser Liga allein ums Überleben geht. Und doch haben die Blauen in diesen beiden Wochen alles drangegeben, was bisher als ihre größte Stärke galt: der Heimnimbus, der diesmal gegen einen Abstiegskandidaten flöten ging, und die gallige Abwehr, die auch in schwachen Spielen als eine Art Lebensversicherung galt.

Coach Engelbert Eisenbeil, ohnehin ein Freund klarer Worte, hat in seiner letzten Saison beim VfL erst recht keinen Grund mehr, Dinge schönzureden. Am Samstag beim Viertletzten TV Gerhausen war es eine erschreckend schwache erste Hälfte. Die Woche davor gegen den Vorletzten TV Altenstadt „haben wir über 60 Minuten schlecht gespielt“, sagt der Trainer. Da passt es ins Bild, dass neuerdings nur noch zweimal pro Woche trainiert wird, in der Hoffnung, wenigs­tens so die Fehlzeiten im Training reduzieren zu können. Ein Pensum, dass in der Verbandsliga als grenzwertig gilt. Auf Einzelkritik verzichtet der Trainer, auch wenn er sagt: „Es sind die Führungsspieler, die im Moment nicht das bringen, was von ihnen erwartet wird.“ 

Was schiefläuft, ist klar: Zu viele Unsicherheiten in der Vorwärtsbewegung, zu viele einfache Kontertore. 27 technische Fehler waren es im Heimspiel gegen Altenstadt, mehr als zwei Dutzend Fehlwürfe am vergangenen Samstag beim immerhin noch knappen 28:30 im Blautal. Das verzeiht in dieser Liga kein Gegner. Zumal keiner, der erst jetzt sein wahres Gesicht
 

„Wir haben lange Zeit am oberen Limit gespielt.
Engelbert Eisenbeil
Für den VfL-Trainer kommt die
momentane Schwächephase wenig überraschend.

 

zeigt. Gerhausen ist ein Beispiel für die Ausgeglichenheit der zweiten Verbandsligastaffel. Eine Mannschaft, die Verletzungssorgen überwunden, sich obendrein verstärkt hat und nun durchstartet. Drei Spiele in Folge hat der TV nicht mehr verloren. Die letzte Niederlage gab es gegen den Tabellenzweiten aus Ostfildern und das nur knapp. „In dieser Liga gibt es kein Stark und kein Schwach“, sagt Eisenbeil. „Wir haben lange Zeit am oberen Limit gespielt, aber hier kann jeder jeden schlagen.“ 

Schlagen muss seine Mannschaft nun am Samstag zu Hause den TSV Denkendorf. Im brisanten Bezirks-Derby der beiden punktgleichen Tabellennachbarn heißt es, sich zu entscheiden. Für den Weg nach oben, der erst mal Ruhe bedeuten würde, oder für den zermürbenden Abstiegskampf. „In diesem Spiel gibt es keine Ausreden mehr“, sagt Eisenbeil. Drei Absteiger – in der Verbandsliga gilt dies bisher als wahrscheinlichstes Szenario. Für den VfL bedeutet das momentan lediglich vier Punkte Distanz vom mutmaßlichen Abgrund. 

Immerhin ist Eisenbeil überzeugt, dass seine Mannschaft mit dem Abstieg nichts zu tun haben wird. Es wäre der erste in den zurückliegenden acht Jahren als Trainer, in denen es für ihn in Kirchheim fast nur bergauf ging. Zehn Spiele sind noch zu spielen, „Minimum drei bis vier davon müssen wir gewinnen“, so seine Rechnung. Was für Kirchheim spricht: Die direkten Vergleiche mit Reichenbach, Gerhausen, Köngen und Altenstadt hat der VfL  gewonnen, zudem verfügt man als einziges Team gegenüber den sieben Verfolgern über ein positives Torverhältnis. Auch Julian Mikolaj schläft nächtens gut: „Die Liga ist stark“, meint er. „Aber es gibt Mannschaften, die schlechter sind als wir.“

Auch Kevin Hsu verlässt den VfL

Die Blauen aus Kirchheim müssen sich nach der Saison nach einem neuen Stammtorhüter umschauen. Kevin Hsu, in der Verbandsliga die Nummer eins beim VfL, wird den Verein verlassen. Er folgt seinem Trainer Engelbert Eisenbeil im Frühsommer zur SV Remshalden, derzeit Schlusslicht in der Verbandsliga-Staffel 1.  bk