Die Szene lechzt nach Turnieren, nun kehren die geselligen Fußball-Events in diesem Sommer nach teils dreijährigem Stillstand Stück für Stück zurück. Der TSV Jesingen gab am Samstag als Final-Gastgeber des Erdinger Meister-Cup den Bannbrecher auf großer württembergischer Bühne, nachdem zuvor unter anderem der TV Neidlingen eines der Qualifikationsturniere erfolgreich abgewickelt hatte.
Beim Schlussakkord ging es noch ein wenig pompöser zu als in der Vorrunde. Gekleckert wurde beim Erdinger Meister-Cup nicht, sondern geklotzt und das Sportgelände Lehenäcker verwandelte sich folglich in eine Event-Arena. Eine imposante Showbühne, jede Menge Werbebanner, professionelle Beschallung, mit dem einstigen Stadionsprecher des VfR Aalen. Ralph Hamann, am Mikro – alles Faktoren, die verdeutlichen, dass es der Sponsor offensichtlich ernst in Sachen Professionalität nimmt. „Die Entwicklung des Wettbewerbs beeindruckt“, sagt Radiojournalist Hamann, seit Beginn vor rund eineinhalb Jahrzehnten als Sprecher an Bord.
Mit Stefan Schmitt mischte in Jesingen ein weiteres Urgestein mit. Der Eventmanager zieht ebenfalls von Beginn an im Hintergrund die Fäden, kommt nun in den Lehenäckern ins Schwärmen. „Eine tolle Anlage hat der TSV Jesingen“, lobt der Bayer, lässt dabei den Blick übers Gelände Richtung Albtrauf schweifen. Aus der anfangs von Kritikern belächelten Idee eines Kleinfeldturniers für aktuelle Meister wurde auch dank Schmitt längst eine Marke.
Peter Martsch und Sven Andler aus der Jesinger Fußballabteilung wirken bei strahlendem Sonnenschein, mit rund 28 Grad als Toptemperatur, nicht nur wegen dieser vielen salbungsvollen Worte locker, froh und erleichtert. 60 Helfende und 500 Arbeitsstunden im Summe bilden nämlich eine grundsolide Basis für den organisatorischen Erfolg. „Am Vorabend hatten wir bereits ein gutes Gefühl, dass wir alles stemmen können“, blickt Martsch auf den letzten organisatorischen Feinschliff zurück. Aufgabe des örtlichen Ausrichters: In erster Linie für den organisatorischen Ablauf und die Bewirtung zu sorgen. Weil der Eintritt frei ist, sind Einnahmen aus dem Catering ein wichtiger Aspekt. Lediglich der Bierverkauf obliegt dem Sponsor.
Ganz ohne Kummer geht das Turnier, an dem 36 Teams vom Ober- bis Kreisligameister bei Männern und Frauen qualifiziert waren, allerdings nicht vonstatten. „Vier gemeldete Mannschaften sind nicht angetreten“, sagt Andler leicht geknickt, eines der Teams hätte noch nicht einmal ein Info zum Nichtantritt verschickt.
Die anwesenden Kickerinnen und Kicker investieren jedoch auf den insgesamt vier Spielfeldern umso mehr, genießen auch in den Spielpausen das Flair. „Ein schöner Tag“, kommentiert beispielsweise Fußballerin Barbara Lux vom TSV Münchingen die Gesamtgemengelage, alle in ihren Team seien „dankbar, dass es wieder solche Turniere gibt“. Tim Pietzsch vom SGV Freiberg tickt ähnlich. „Eine gute Atmosphäre“ sei es in Jesingen, obwohl das Spiel auf dem Kleinfeld ohne Abseits und kleinen Toren schon „etwas gewöhnungsbedürftig“ sei.
Wohlgemut gibt sich auch Rudi Cserny. Der Bruckener hat fast ein Heimspiel, weiß den Wert von Fußball-Turnieren zu schätzen. „Sie verknüpfen grundsätzlich immer den Spaß mit dem Sportlichen“, betont der Kreisliga-Staffelleiter. Ohne die Unterstützung des Württembergischen Fußballverbands (WFV) gäbe es solch Gute-Laune-Events wie in Jesingen allerdings kaum. „Wir betrachten es als sehr reizvoll, dass sich zum Beispiel ein Kreisligist mit einem Oberligisten duellieren kann“, ordnet der WFV-Turnierabgesandte Matthias Rudolf den Stellenwert ein – im Endeffekt sei der Erdinger Meistercup auch „für alle Teilnehmenden eine Belohnung für eine tolle Leistung in der Saison“.
Catania sorgt für Furore
Verbandsliga-Aufsteiger VfL Nagold bei den Männern und Oberliga-Neuling TSV Neuenstein bei den Frauen heißen die Meistercup-Champions 2022. Die Nagolder besiegten am Samstagabend im Finale Regionalliga-Aufsteiger SGV Freiberg 2:1, der allerdings überwiegend mit U19-Akteuren angerückt war. Bei den Frauen schrammte der souveräne Meister der Bezirksliga Neckar/Fils, FC Donzdorf, hauchdünn am Sieg vorbei (2:3 nach Neunmeterschießen).
Eine Sensation hätte fast Kirchheims lokaler Beitrag zum Meistercup vollbracht: Der AC Catania arbeitete sich mit einer engagierten Vorstellung bis ins Halbfinale vor, scheiterte dann jedoch deutlich mit 0:4 am späteren Triumphator VfL Nagold. Im Spiel um Platz drei unterlagen die Kirchheimer anschließend dem SV Aichstetten 1:2. „In Topbesetzung wäre vielleicht sogar noch mehr drin gewesen“, spekulierte hernach Catania-Coach Cosimo Attorre, der Stolz aufs Team sei „auf jeden Fall groß“. Das Kirchheimer Handeln war auch dem Publikum nicht unbemerkt geblieben: Bei der Siegerehrung gab es für den Kreisliga A-Wiederaufsteiger mit den kräftigsten Beifall.