Personal Training
EMS-Training in Kirchheim: Wie ein Ex-Leichtathlet ein neues Konzept etabliert

Der ehemalige Leichtathlet Thorsten Jonaszik aus Kirchheim verbindet in seinem Studio „Körperspannung“ moderne Technologie mit sportwissenschaftlicher Expertise.

Thorsten Jonaszik ist zertifizierter EMS-Personal Coach. Foto: Peter Eidemüller

Thorsten Jonaszik steht nicht nur unter Strom, er setzt seine Kunden auch unter selbigen. Seit zehn Jahren bietet der 44-jährige Kirchheimer an der Schnittstelle zwischen klassischem Fitnessstudio und Physiotherapie eine Trainingsform an, deren Wirksamkeit auf kurze, aber intensive Einheiten setzt: EMS steht für Elektromyostimulation, bei der elektrische Impulse über Elektroden an die Muskulatur abgegeben werden, um diese künstlich zu aktivieren (siehe Info). Knapp 160 Kunden setzen mittlerweile auf das auf vier Säulen basierende System, das dem Aufbau von Muskeln, der Verbesserung der Ausdauerfähigkeit, der Reduzierung von Schmerzen sowie einer ausgewogenen Ernährung dient. „Wir bieten Sport nach klarem Konzept und wollen in Kirchheim die Nummer eins als Gesundheitsanbieter werden“, blickt Jonaszik selbstbewusst in die Zukunft.

Vom Kicker zum Sprinter zum Dreispringer

Den dafür notwendigen Ehrgeiz bringt der studierte Sportwissenschaftler von Haus aus mit. Nachdem er in jungen Jahren als ambitionierter Fußballer beim VfL Kirchheim aktiv gewesen war, stieß er mit 17 zur Trainingsgruppe der VfL-Leichtathleten um Micky Corucle. „Der hat damals gesagt, ich sei kein Kicker, sondern hätte die Figur eines Leichtathleten“, erinnert sich Thorsten Jonaszik, der fortan Spikes statt Stollenschuhe trug und fortan mit den damals aufstrebenden Sprintgrößen Tobias Unger und Marc Kochan trainierte. „Die beiden waren so etwas wie meine Vorbilder“, so Jonaszik, der in der Trainingsgruppe auch auf Hürdensprinter Lukas Erdmann aus Weilheim traf, mit dem ihn bis heute eine Freundschaft verbindet. Auf den Sprintstrecken wurde die Luft nach ersten Erfolgen auf Kreis- und Bezirksebene jedoch schnell dünn. Erfolgversprechender schien ihm bald der Dreisprung, in dem er es Anfang der 2000er-Jahre im Dress des LAV Tübingen in die Landesspitze schaffte.

Laufbahnende mit 25

Die anspruchsvolle Disziplin forderte allerdings ihren Tribut, bereits mit 25 musste Thorsten Jonaszik wegen anhaltender Probleme mit der Achillessehne seine Laufbahn beenden. Beruflich blieb er dem Sport allerdings verbunden, 2007 beendete er sowohl ein Masterstudium als Sportwissenschaftler als auch ein Lehramtsstudium als Sportlehrer – in diesem Beruf arbeitete er auch weiter, nachdem er Ende 2015 den Sprung in die Selbstständigkeit wagte und in der Kirchheimer Kolbstraße das EMS-Studio „Körperspannung“ eröffnet hatte. „Mir macht das Unterrichten einfach Spaß“, sagt er, der bis heute Sportlehrer an einem Esslinger Privatgymnasium ist.

Zusammenarbeit mit Fachkräften

Wissen weiterzugeben ist auch als Studio-Betreiber sein Credo: Der verheiratete Vater von Zwillingen („Ich bin ein totaler Familienmensch“) beschäftigt neben einer fest angestellten Kraft noch vier Studenten, die bei ihm den praktischen Teil ihres dualen Studiums absolvieren. „Ausbildungsbetrieb zu sein, war und ist mir ein großes Anliegen“, betont er. Dass alle Mitarbeitenden wie er selbst zertifizierte EMS-Personal Trainer sind, ist ihm ebenso wichtig wie die enge Zusammenarbeit mit einer Orthopädin in Wernau und einem Sportmediziner in Stuttgart. „So kann ich individuell auf die Kunden eingehen und das Training besser auf ihre Bedürfnisse abstimmen“, sagt Jonaszik, dessen Klientel sich hauptsächlich zusammensetzt aus Müttern, die nach der Geburt wieder in Form kommen wollen, „Best Agern“ ab 50 Jahren aufwärts sowie Berufstätige mit wenig Zeit für die Themen Sport und Gesundheit.

In Kontakt mit Krankenkassen

Klassische Fitnesstudiogänger sucht man bei ihm vergeblich, allerdings sucht er sie selbst auch nicht. „Die Fitnesslandschaft ist bunt und wir sind eine schöne Farbe“, lacht er, der angesichts von mehr als 50 Studien, die die Wirksamkeit vom EMS wissenschaftlich belegen, auf eine weitere Zielgruppe hofft: Senioren. Dass vor dem Hintergrund immer wichtiger werdender Themen wie Beweglichkeit im Alter, Sturzprophylaxe und Muskelschwund bereits die ersten Krankenkassen bei ihm angeklopft haben, sorgt bei Thorsten Jonaszik für die passende Reaktion: Er ist elektrisiert.

Was ist EMS?

Im Fitnessbereich wird Elektromyostimulation (EMS) vor allem zur Kraft- und Leistungssteigerung sowie Körperstraffung eingesetzt. Dabei trägt man einen speziellen Anzug oder eine Weste mit Elektroden, die elektrische Impulse an die großen Muskelgruppen wie Beine, Po, Rücken, Brust, Arme oder Bauch abgeben.
Das Training dauert meist nur 20 Minuten pro Einheit. Während der Impulse führt man angeleitete Übungen wie Kniebeugen oder Ausfallschritte oder aus. Mehrere Sekunden dauernde Impuls- wechseln sich mit Pausenphasen ab. Die Intensität wird individuell geregelt – man spürt ein kräftiges, aber angenehmes Muskelzucken.
Da die Muskeln eine längere Regenerationszeit brauchen, werden maximal ein bis zwei Trainingseinheiten pro Woche empfohlen. „Der Durchschnittswert unserer Kunden liegt bei 1,33“, sagt Thorsten Jonaszik. 20 Minuten EMS-Training entsprechen je nach Intensität bis zu zwei Stunden klassischem Krafttraining. pet