Der TSV Owen und Trainer Manfred Haase trennen sich – Springt Holger Kiedaisch ein?
Ende einer Schussfahrt

Manfred Haase ist nicht mehr Trainer beim Handball-Landesligisten TSV Owen. Eine Trennung, die sich bereits am Sonntag nach der Heimniederlage gegen die TS Göppingen abgezeichnet hatte und die TSV-Abteilungsleiter Dietmar Kerner gestern bestätigte. Demnach war es der Trainer selbst, der beim Tabellenletzten der Staffel 2 den Schlussstrich zog.

Kirchheim. Manfred Haase ist ein Mann der eher leisen Worte. Kein autoritärer Machtmensch, eher einer aus der Mitte der Mannschaft. Das hat ihm in der vergangenen Saison viele Sympathien eingebracht als der Mann aus Grabenstetten auf seine gewohnt unspektakuläre Weise eine Owener Not-Formation zum Klassenerhalt führte. Jetzt ist Haase gescheitert – zum ersten Mal in 30 Jahren als Trainer. Am eigenen Führungsstil, an der Erfolglosigkeit einer Mannschaft, die man im zweiten Jahr und nach der Rückkehr verletzter Leistungsträger gereift sah, aber auch an vereinzelten Kräften im zweiten Glied beim TSV, die mit lauter werdender Stimme seine Entmachtung forderten. Vor allem Letzteres gab wohl den Ausschlag, dass Haase in einem Gespräch mit Abteilungsleiter Dietmar Kerner am Dienstag bereits seinen Entschluss bekannt gab. Die Trennung habe „im beiderseitigen Einvernehmen“ stattgefunden, ließ Kerner gestern offiziell verlauten. Gestern Abend bereits leitete mit Jörn Lehman ein langzeitverletzter Spieler das Training, nachdem Haase sich offiziell von der Mannschaft verabschiedet hatte.

Eine Entscheidung, die ihm nicht leicht gefallen sei, wie der 47-Jährige betont. „Es ist nicht meine Art, mich davon zu schleichen.“ Die Anfeindungen aus dem Umfeld hätten eine Weiterarbeit jedoch unmöglich gemacht. „Das hat nichts mit der Abteilungsleitung und auch nichts mit der Mannschaft zu tun“, sagt Haase. „Ich bin nach wie vor überzeugt, dass wir den Klassenerhalt gemeinsam hätten schaffen können.“ Den Weg frei machen, Verantwortung übernehmen und als Buhmann notfalls den Kopf hinhalten. „Das ist für mich auch eine Charakterfrage.“

Wie es nun weitergeht, ist völlig offen. „Wir suchen nach einer Interimslösung“, sagt Dietmar Kerner. Ob bis Weihnachten oder gar bis zum Saisonende sollen Gespräche in den nächsten Tagen klären. Am Wochenende ist der TSV spielfrei. Am Samstag darauf will man beim Auswärtsspiel in Esslingen möglichst schon Fakten auf dem Tisch wissen. Wie so oft, wenn die Not groß ist, liegt das Gute ganz nah: Holger Kiedaisch, der am Wochenende seinen 40. Geburtstag feiert und den TSV in der Saison 2010/2011 schon einmal trainierte, gilt nun als Wunschkandidat für die Rolle des Feuerwehrmanns. Einer, der in Vereinskreisen als Spieler und Trainer großes Ansehen genießt und der vor allem eines mitbrächte: Stallgeruch. Auf seine Loyalität setzt man nun, zumindest als rasche Lösung, denn der Familienvater hatte schon vor zwei Jahren seine Zusage an die Bedingung geknüpft, dass ihm mit Christoph Winkler ein zweiter Verantwortlicher zur Seite gestellt würde. Nach seinem Abschied als Trainer der SG Lenningen wollte er mehr Zeit für sich und die Familie. Holger Kiedaisch hat bisher auf das Werben noch nicht reagiert. Man habe auch Alternativen im Blick, sagt Dietmar Kerner, ohne jedoch Namen zu nennen.

Zwei, die seit kurzem zumindest ohne Verpflichtungen wären, sind auch in der Landesliga bekannte Gesichter. Alen Dimitrijevic warf erst am Dienstag voriger Woche beim Liga-konkurrenten TG Nürtingen völlig überraschend das Handtuch. Für den 36-Jährigen, der erst vor Saisonstart vom TSV Wolfschlugen kam und zuvor den TSV Zizishausen in der Landesliga trainierte, dürfte die Adresse Owen wohl wenig verlockend sein. Vom Tabellenvorletzten mit wehenden Fahnen zum Schlusslicht wechseln – eher unwahrscheinlich.

Auch Sinisa Mitranic ist einer, den man in der Szene bestens kennt. Lange Zeit Trainer beim VfL Kirchheim, danach zwei Jahre lang Erfolgsgarant beim Landesligisten TSV Grabenstetten, zuletzt mit den Frauen der HSG Deizisau-Denkendorf in der BW-Oberliga unterwegs. Dort hat auch Mitranic Anfang des Monats einen Schlussstrich gezogen. Er soll mit den Rahmenbedingungen beim Aufsteiger nicht mehr einig gewesen sein. Dass ihn die derzeitigen Rahmenbedingungen in Owen locken könnten – eher unwahrscheinlich.

Dann gibt es da auch noch Achim Staudinger, der vor vier Jahren die TG Nürtingen in der Württembergliga übernahm und zuvor schon beim TSV Grabenstetten auf der Bank saß. Der Gymnasiallehrer und frühere Regionalliga-Spieler des TV Neuhausen hätte zumindest die eine oder andere Parallele mit seinem Vorgänger Manfred Haase zu bieten: Beide sind gleich alt und beide spielen Seite an Seite in der dritten Owener Mannschaft.