Der erste Sieg? Oder der nächste Schritt in Richtung Abstieg aus der Bundesliga? Das ist am Samstagnachmittag in der Sporthalle Stadtmitte die Frage für die Luftpistolen-Schützen des TSV Ötlingen im Duell mit dem Tabellenvierten SV Kelheim-Gmünd.
Mit einem Augenzwinkern lässt sich der bislang enttäuschende Saisonverlauf der Ötlinger so beschreiben: Die Schützen vom Rübholz waren nicht gut in Schuss. Sie schossen zu viele Fahrkarten, erhielten manchen Schuss vor den Bug. Mit null Punkten nach sechs von elf Durchgängen sind sie in der Tabelle als Vorletzte schon weitab vom Schuss - auf das rettende Ufer fehlen aktuell vier Punkte. Man könnte auch sagen, der Schuss ging nach hinten los. Oder: Der Auftritt des Aufsteigers - bisher ein Schuss in den Ofen.
Aber deshalb werfen die Ötlinger die Flinte noch lange nicht ins Korn. „Die Saison ist bisher zu hundert Prozent anders gelaufen, als wir uns das vorgestellt hatten. Bei dem einen oder anderen war einfach die Luft raus“, bedauert Sportchef Joachim Poppek. Um seinem Team vor den letzten drei Wettkampfwochenenden trotzdem Mut zuzusprechen: „In fünf Begegnungen sind noch zehn Punkte zu holen. Theoretisch ist vieles möglich. Wenn alles gut läuft, können wir die Klasse trotzdem noch halten.“
Dazu bedarf es allerdings einer enormen Leistungssteigerung. Am Samstag im „Heimspiel“ gegen Kelheim (ab 19 Uhr) in der Sporthalle Stadtmitte ruhen die Hoffnungen auf dem Einsatz von Zoran Vujic, dem serbischen Vizemeister. Er wird wohl gegen Damir Mikec (bisher erreichter Schnitt 388,5 gegenüber 376 Ringen) nicht gewinnen. Hinter ihm als Blocker auf der ersten Position haben Stefan Scharf, Achim Rieger, Nicola Gach und Torben Engel auf den Plätzen zwei bis fünf jedoch größere Siegchancen in ihren Duellen, als wenn sie aufrücken müssten. Nur schade, dass Fabian Dröge und Jörg Kobarg aus privaten Gründen nicht zur Verfügung stehen.
Vujic aus Belgrad nimmt als Gastschütze die Ausländerposition von Yusuf Dikic ein, der Ötlingen im Vorjahr zum Wiederaufstieg verholfen hatte. In dieser Saison gönnt sich der treffsichere Türke eine schöpferische Pause, will erst im Dezember wieder für den TSVÖ angreifen.
Andere Vereine lösen solche Personalprobleme mit der Verpflichtung von teuren Weltklasseleuten - wie zum Beispiel die HSG München mit der 33-jährigen Olena Kostevych aus der Ukraine. Die Olympiasiegerin und Weltmeisterin stellte vor drei Wochen gegen Waldenburg mit 399 von 400 möglichen Ringen einen neuen fabelhaften Bundesligarekord auf. „Wir sind nicht bereit und auch nicht in der Lage, uns solche Verstärkungen zu leisten“, sagt Joachim Poppek. Der Ötlinger Schützen-Chef ist froh, wenn er gegen eine Aufwandsentschädigung auf Dikic oder am Samstag auf Vujic, dessen Leistungsniveau etwas niedriger ist, zurückgreifen kann.