Lokalsport
Enttäuschung über DM-Silber

Mountainbike Luca Schwarzbauer kann seinen Status als aktuell bester deutscher Fahrer bei den nationalen Titelkämpfen in Bad Salzdetfurth nicht in den Titel ummünzen. Von Armin Küstenbrück

So hatte sich Mountainbiker Luca Schwarzbauer (Team Canyon-CLLCTV) das Ergebnis der Deutschen Meis­terschaft in Bad Salzdetfurth nicht vorgestellt – bester Deutscher im Weltcup, bester Deutscher in der Weltrangliste, körperliche Probleme mit dem Zwerchfell, die ihn bei den ersten Weltcups ausgebremst hatten, überwunden. Doch in der Stadt in Niedersachsen fehlten dem Reuderner vom MTB Teck 13 Sekunden auf den Meis­tertitel, den sich sein Ex-Teamkollege beim Lexware-Team Max Brandl sichern konnte.

Vielleicht hatte es sich schon beim Weltcup in Leo­gang vor einer Woche angedeutet, dass Schwarzbauer nach eigener Einschätzung derzeit zwar körperlich in ausgezeichneter Verfassung ist, dies aber nicht in gute Rennergebnisse ummünzen kann. So kämpfte er über vier Runden gemeinsam mit Brandl (Freiburg) und Niklas Schehl (Freiburg, Stop & Go Marderabwehr) um die Podestplätze.

Dass diese drei Protagonisten die Medaillen unter sich ausmachen würden, war schnell klar auf der komplett neu gestalteten Strecke im Bike- und Outdoorpark von Bad Salzdetfurth. Früh hatten sich die drei von den ursprünglich als ernsthafte Medaillenkandidaten gehandelten Konkurrenten wie Lukas Baum (4., Rückstand 1,16 Minuten), Georg Egger (5., 1,56), Julian Schelb (6., 1,45) und David List (8., 3,34) absetzen können und fuhren fortan ihr eigenes Rennen.

In dieser vierten Runde attackierte Brandl, als Luca Schwarzbauer gerade hinter Niklas Schehl eingeklemmt war. Schehl konnte Brandl nicht folgen, Schwarzbauer kam zunächst nicht an Schehl vorbei. Schnell hatte Brandl einige Meter, dann einige Sekunden Vorsprung. Endlich kam der Reuderner vorbei und jagte Brandl hinterher. Doch eine kurze Unaufmerksamkeit – und ein Baum bremste unsanft Schwarzbauers Vortrieb. Schwarzbauer rappelte sich auf und versuchte trotz Schmerzen, den Anschluss wiederherzustellen. Aber Brandl war stärker. Nach 25,2 Kilometern und 1.14,04 Stunden konnte Brandl jubeln und sich zum dritten Mal nach 2019 und 2020 den Titel sichern. Luca Schwarzbauer passierte 13 Sekunden später die Ziellinie und damit noch 19 Sekunden vor Niklas Schehl

„Ich bin das Rennen heute nur mit den Beinen, aber nicht mit dem Kopf gefahren“, fasste ein hörbar enttäuschter Schwarzbauer das Ergebnis prägnant zusammen. „Ich bin nach wie vor in einer körperlich guten Verfassung, deswegen hat es heute mit der Silbermedaille hingehauen. Aber geistig bin ich derzeit nicht ganz auf der Höhe. Ich habe einfach nicht genug Biss an den Tag gelegt“, urteilte Schwarzbauer.

Nächster Halt: Lenzerheide

In der Hitze von Bad Salzdetfurth war der Sportler vom MTB Teck das Rennen „eher defensiv“ angegangen: „Im Schatten war es ganz gut auszuhalten, aber zwischendurch bin ich immer wieder ganz schön ins Schwitzen geraten“, beschrieb er die Herausforderung auf dem „modernen Kurs“, bei dem man mit einer klugen Linienwahl viel Schwung mitnehmen und Kraft sparen konnte: „Im einzigen längeren Anstieg hatten diejenigen Vorteile, die da schnell hochdrücken konnten. „Auf dem Rest der Strecke kam es eher auf Explosivität an.“ Und wegen seiner eigenen leidvollen Erfahrung ergänzte er: „Es gab insgesamt zu wenig Überholmöglichkeiten.“

Für Schwarzbauer steht nun ein Trainingsblock bis zum nächsten Weltcup auf der Lenzerheide in der Schweiz am 8. bis 10. Juli an: „Diese Pause brauche ich jetzt auch“, meinte Schwarzbauer.

Medaillen-Jubel bei Weilheimer Youngster

Kira Böhm überzeugte in Bad Salzdetfurth mit Bronze bei den U23. Der 20-Jährigen aus Weilheim gelang eine starke Start­runde, in der sie sich im Feld der U 23-Frauen bis auf Rang drei vorarbeiten konnte. Da war die spätere Zweitplatzierte Luisa Daubermann (Gessertshausen, Trek-Vaude) noch in Sichtweite. Später verlor Böhm ihre Konkurrentin aus den Augen und fuhr ein einsames Rennen.
Nach vier Runden erreichte sie in einer Fahrzeit von 1.02,12 Stunden das Ziel, 2,21 Minuten hinter der neuen U 23-Meisterin Finja Lipp (Rheinfelden) vom Ghost Factory Racing Team: „Mein Ziel, von Anfang an vorne mit dabei zu sein, habe ich erreicht“, freute sich Kira Böhm über ihre Bronzemedaille: „Es ist immer ein schönes Gefühl, eine Medaille bei Deutschen Meisterschaften zu gewinnen.“
Schwes­ter Lara kämpfte von Anfang an mit Rückenschmerzen und Atemproblemen in der staubigen Luft. Am Ende reichte es nur für den achten Platz im Rennen der Juniorinnen (U 19). Ihr Rückstand auf Carla Hahn (B & W Bikecases Merida, Siegerzeit 46,23 Minuten) betrug 8,16 Minuten. „Wenigstens hat eine von uns beiden ein gutes Ergebnis erreicht“, freute sich Lara mit ihrer Schwester. akü