Kirchheim. Der verpassten Chance lange hinterher trauern wollte gestern niemand. „Die beiden Spiele, die jetzt kommen, sind viel wichtiger.“ Ein Satz, in dem dennoch ein Stück weit Trotz mitklingt, denn wer Kirchheims Trainer kennt, der weiß, dass ihn die Niederlage gegen den klaren Favoriten am Samstag mehr wurmt, als die nüchterne Analyse vermuten lässt. „Ich hätte gerne gesehen, was passiert wäre, hätte der MBC vier oder fünf Punkte zurückgelegen“, sagt Ignjatovic. So war es maximal einer, der den Gegner zwar kurz ins Wanken, aber eben nicht zu Fall brachte. Dafür haben die Kirchheimer durchblicken lassen, dass sie auch gegen eine Mannschaft mit Erstliga-Format bestehen können, wenn alles passt.
Am Samstag passten gleich mehrere Dinge nicht. Cedric Brooks saß mit Fieber auf der Bank und wäre wohl kaum zum Einsatz gekommen, hätte Ahmad Smith nicht nach fünf Minuten im zweiten Viertel humpelnd vom Feld gemusst. Dass Smith sichtlich gehandicapt nach der Pause wiederkam, war persönlichem Ehrgeiz und einem Mangel an Alternativen geschuldet. Immerhin: Die medizinische Abteilung gab gestern Entwarnung. Von einer gravierenden Verletzung sei derzeit nicht auszugehen, sagt Mannschaftsarzt Dr. Clemens Christ. Smiths Einsatz am Samstag in Leistershofen scheint also nicht gefährdet.
Kirchheims Pech am Samstag: Die Verletzung geschah exakt zum Zeitpunkt, als die Knights zum ersten Mal überhaupt in dieser Partie bis auf einen Punkt dran waren. Eine unerklärliche Wurfschwäche in entscheidenden Spielphasen – sowohl von der Freiwurflinie wie auch aus der Halbdistanz – und eine deutliche Unterlegenheit unterm Korb taten ein Übriges. „Dass wir gegen den MBC auf den großen Positionen ein Problem haben würden, war keine Überraschung“, meint Knights-Sportchef Michael Schmauder. Nachdem die Diskussion über eine mögliche Verstärkung noch im Herbst gerade erst abgeebbt ist, will er diese nun nicht neu befeuern. Schmauder: „Wir haben beschlossen, dass vor Weihnachten nichts mehr passiert.“ Bis zum Ende der Wechselfrist am 31. Januar bleibt Handlungsspielraum. Dass bis dahin noch einmal zugeschlagen wird, steht allerdings außer Zweifel. „Dafür sind die Risiken zu groß, ist die Saison einfach zu lang“, sagt Schmauder. Vier Kandidaten stecken nach offizieller Aussage in der Warteschleife. Es geht also nicht um die Frage, ob, sondern allein wann.
Dabei hätte es vergangene Woche ganz schnell gehen können. Mit dem Ex-Düsseldorfer Sean Evans waren sich die Knights so gut wie einig. Der 110 Kilo schwere Hüne hätte genau jene Robustheit ins Spiel gebracht, die am Samstag gegen Heyden und Genossen fehlte. Doch aus dem Deal wurde nichts. Erstligist BG Göttingen schnappte den Kirchheimern den US-Boy vor der Nase weg. Mit sechs Punkten und sechs Rebounds gab Evans bereits am Samstag gegen die Artland Dragons seinen Einstand im BG-Trikot.
Vor dem Spiel gegen den Aufsteiger und Tabellenletzten aus Leistershofen gilt es nun, alle wieder fit zu bekommen. Nach der Niederlage am Samstag hieß es noch in der Kabine, Antreten zur gemeinsamen Grippeschutz-Impfung. Einzig Knights-Forward Nils Menck dürfte den Piks kaum gespürt haben, denn der bewegte sich ganztägig wie auf Nadeln. Am Mittag vor dem Spiel hatte er seine hochschwangere Frau in die Klinik begleitet. Am Sonntag um 17.40 Uhr kam Söhnchen Jonas zur Welt. Die Niederlage gegen den Tabellenführer interessierte spätestens zu diesem Zeitpunkt keinen mehr.
