Das 49. Weilheimer Reitturnier wird als eines der außergewöhnlichsten in Erinnerung bleiben. Als ob die Situation im Vorfeld wegen der Corona-Schutzvorgaben nicht schon komplex genug gewesen wäre, sorgte an zwei der vier Turniertage Regen für zusätzliche Nervenbelastung. Am Freitag gab es sogar eine Erlebnisdusche der besonderen Art. Der Guss von oben war so heftig, dass das Wasser auf dem Turniergelände kurzzeitig für Sturzfluten sorgte. Am letzten Turniertag folgte dann eine Dauerberieselung von morgens bis abends, verbunden mit einem Temperatursturz auf herbstliche 13 Grad.
Als Springreiter Mario Walter am Sonntagnachmittag bei der Siegerehrung spontan das Wort ergriff, hatte der Ellwangener bei strömendem Regen gerade den hochkarätigsten Wettkampf des Tages, eine S**-Prüfung, gewonnen. Plötzlich wurde es still auf den Rängen und emotional am Mikro. „Danke an den Veranstalter für die Mühen, denn wir alle sind froh, dass wir wieder unseren Sport betreiben dürfen“, sagte Walter, der gleichzeitig der Vorsitzende der Reitsportgemeinschaft (RSG) Ostalb ist. Worte mit Symbolcharakter. Die Reiterschaft rückt enger zusammen. Eine Beobachtung, die auch die Erste Vorsitzende des RFV Weilheim teilt. „Sonst ist jeder bei Turnieren im Stress, teils voller Adrenalin, dieses Jahr sind alle superfreundlich und nur dankbar, dass sie wieder starten dürfen“, sagt Heike Glück. Selbst die Parkplatzwächter hätten von völlig entspannt wirkenden Besuchern berichtet.
Nicht die einzige Erkenntnis für das Veranstalterteam an vier Turniertagen. „Turniere lassen sich auch unter Corona-Regeln durchführen“, zog Gregor Küstermann, stellvertretender RFV-Vorsitzender, erleichtert ein Fazit. Registrierung am Eingang, Warnschilder, Desinfektionsmittel, Einbahnstraßenverkehr selbst am Pommes-Stand. Die auf 500 beschränkte Besucherzahl sei am Freitag und Samstag fast erreicht worden, hieß es seitens des Vereins. Oberstes Gebot auf dem Gelände: Abstand halten. „Die Leute haben sich diszipliniert verhalten“, konstatierte Gregor Küstermann, der zuvor Fingerspitzengefühl bei der Sanktionierung von Regelbrechern angekündigt hatte.
Regentaufe für den neuen Platz
Eine ganz andere Erkenntnis steigerte die Laune der Organisatoren noch mehr: Der Hauptreitplatz, zu Beginn des Jahres für rund 150 000 Euro komplett umgebaut, hielt den Wassermassen stand. Was auch am Sand-Textil-Gemisch des Bodens liegt. „Ohne den neuen Terratex-Platz hätten wir wahrscheinlich schon am Freitag abbrechen müssen“, vermutet Küstermann. Während auf dem benachbarten Abspringplatz das Wasser so gestanden sei, dass mit einem Bagger Ablaufrinnen gegraben werden mussten, ging auf dem neuen Hauptplatz nach eineinhalb Stunden der Betrieb problemlos weiter. „Die Investition in den neuen Platz war wichtig“, unterstrich auch Klubchefin Heike Glück mit einem Lächeln.
Auch Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle machte sich am Sonntagmittag auf dem Egelsberg selbst ein Bild vom Turniergeschehen. „Auch wenn wir uns ein anderes Wetter natürlich gewünscht hätten, die Freude bei den Menschen ist überall spürbar“, empfand auch der Schultes. Solche Veranstaltungen, unter Beachtung der Regeln, seien ein erster Schritt zurück zu etwas mehr Normalität.
Für Heike Glück stand noch ein weiterer Punkt ganz oben auf der Agenda: Junge Reiterinnen und Reiter aus Württemberg hätten endlich wieder die Möglichkeit gehabt, sich zu sehen. „In Sachen Nachwuchsarbeit unheimlich wichtig“, so das Vorstandsmitglied des Württembergischen Pferdesportverbandes.