In Singen gewinnt Christian Pfäffle zwei Mal Bronze – „Der fährt wie eine Kanonenkugel“
Europas drittbester​ Marathon-Biker

Mountainbiker Christian Pfäffle vom MTB Teck hat bei den Marathon-Europameisterschaften in Singen in der U23-Kategorie die Bronzemedaille gewonnen. Dasselbe Kunststück gelang ihm bei der gleichzeitig ausgetragenen deutschen Meisterschaft im Sprint.

Singen. Bei der Marathon-EM in Singen am Hohentwiel musste sich der Neuffener Christian Pfäffle nur dem Polen Bartlomiey Wawak und dem Schweizer Enea Vetsch geschlagen geben. Es war sein erstes Marathon-Rennen überhaupt – eine Art Experiment. Schon deshalb, weil er die Sprint-DM vom Tag zuvor in den Beinen hatte.

Das war wohl auch der Grund, warum es für den Neuffener vom Lexware-Rothaus-Team problematisch losging. Doch die Teamkollegen Matthias Bettinger und Andreas Kleiber waren ihm eine große Hilfe. Bettinger („schade, ich hätte gerne länger geholfen“) musste nach 40 Kilometern wegen eines defekten Schaltwerks aufgeben, doch Kleiber begleitete Pfäffle bis etwa Kilometer 75. „Ohne dich hätte ich das nicht geschafft“, bedankte sich Pfäffle hinterher bei dem Marathon-Spezialisten, der seine eigenen Ambitionen zurückgestellt hatte und deshalb nur als 46. ins Ziel kam.

Nach der Hälfte der 94 Kilometer passierte Pfäffle die Zeitmessung als viertbester U23-Fahrer. „Ich habe mir überlegt, ob ich aussteigen soll, um mich für den Weltcup zu schonen. Aber als ich hörte, dass ich Vierter bin, da wollte ich um die Medaille kämpfen. Ich habe mich gut verpflegt und dann lief es eigentlich“, gab er Einblick.

Tatsächlich schüttelte er auf den zweiten 47 Kilometern nicht nur U23-Nationalfahrer Ben Zwiehoff aus Essen ab, sondern eroberte auch den Bronze-Platz. „Irgendwann hatte ich meinen Rhythmus gefunden“, sagte Pfäffle. Auf den letzten zwei Kilometern hatte er noch Kraft, was ihm auch Hoffnung machte, dass er im Blick auf den kommenden Weltcupstart gerüstet ist. „Jetzt fahre ich mit zwei Bronzemedaillen nach Hause“, freute sich Pfäffle später über ein gelungenes Wochenende. 10,39 Minuten hatte Pfäffle im Ziel Rückstand auf den Polen Bartlomiey Wawak (3.51,33 Stunden) und 3,02 auf den Eidgenossen Enea Vetsch. Das Experiment jedenfalls glückte. Die Elite-Europameister-Titel gingen an den Österreicher Alban Lakata und an die Schweizerin Esther Süss. Olympiasiegerin Sabine Spitz gewann Bronze.

Pfäffles Vereinskollege Luca Schwarzbauer bestritt die 28 Kilometer-Distanz und fuhr als Zweiter ebenfalls aufs Podest. U23-Nationalfahrer Martin Frey war gleich zu Beginn entwischt, doch der Nürtinger hielt sich mit zwei Neuseeländern in der Verfolgergruppe. Während Ben Olivier danach zurückfiel, duellierte sich Schwarzbauer mit dessen Bruder Craig Olivier. „Als der am Schluss angezogen hat, war ich völlig platt“, bekannte er. Zudem leistete er sich einen Sturz. „Ich bin trotzdem ganz zufrieden“, bilanzierte Schwarzbauer, der 2,01 Minuten Rückstand auf Frey aufwies.

Bei der Sprint-DM tags zuvor war der 24-jährige Remchinger Profi Simon Gegenheimer (Rose-Ultrasports) seiner Favoritenstellung gerecht geworden und hatte sich zum zweiten Mal den nationalen Sprint-Titel vor Andy Eyring (Team Bergamont) geholt. Christian Pfäffle holte die Bronzemedaille. Luca Schwarzbauer belegte Platz zwölf.

Auf dem 600 Meter langen Innenstadt-Kurs in Singen, der in den Finalläufen zweimal gefahren wurde, fuhr Pfäffle mit der besten Qualifikationszeit souverän ins Finale der besten Vier – sein Kontrahent Marco Schätzing (Dresden) verteilte ein Sonderlob an ihn: „Der Pfäffle fährt wie eine Kanonenkugel.“ Im Finale hatte die Kanone dann allerdings für einen kurzen Moment Ladehemmung. „Ich habe den Start verschlafen“, sagte er. In der zweiten Runde ließ er an der selben Stelle die Chance verstreichen, sich auf Platz zwei zu schieben. Die Zielgerade war dann nicht mehr lang genug, um mit dem Überschuss an Geschwindigkeit an Andy Eyring (Münnerstadt) oder sogar an Gegenheimer vorbeizuziehen. Zur Silbermedaille fehlte knapp ein Meter. Junior Luca Schwarzbauer hatte im Viertelfinale für Verblüffung gesorgt und war Anfang der zweiten Runde in einer Kurve frech an Teamkollege und Mitfavorit Martin Gluth sowie Gegenheimer vorbeigezogen. Am Ende wurde der 16-Jährige Zwölfter.