Die Kenner der lokalen Fußball-Szene sind sich einig: Den Kickern zwischen Neckar und Fils steht die stärkste Bezirksliga seit Jahrzehnten bevor. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: Zum einen sorgen gleich drei Absteiger aus der Landesliga dafür, dass sich das Feld der potenziellen Titelanwärter beträchtlich vergrößert. Zum anderen verspricht der verschärfte Abstieg mit mindestens fünf fixen Absteigern einen knallharten Kampf um den Klassenerhalt.
Als heißestes Eisen im Titelrennen gilt der SV Ebersbach, der trotz starker Rückrunde nach insgesamt 13 Jahren Abwesenheit wieder den Gang ins Bezirksoberhaus antreten musste. Dabei war der Landesligaabstieg des Strut-Teams letzten Endes wohl eher die Langzeitfolge einer gebrauchten Hinrunde, in der der SVE personell über Monate hinweg auf dem Zahnfleisch gegangen war. So musste der Klub phasenweise mit gerade einmal 13 Spielern auskommen, was kurzerhand dazu führte, dass sogar der 43-jährige Cheftrainer Dinko Radojevic sein Comeback feierte oder Keeper Timo Schurr – trotz Laufbahnende vor zwei Jahren – ins Tor zurückkehrte. Damit diese Sorgen endgültig der Vergangenheit angehören, haben die Ebersbacher Verantwortlichen im Sommer auf dem Transfermarkt Nägel mit Köpfen gemacht und insgesamt acht Neuzugänge verpflichtet. Darunter mit Pascal Volk (vom SC Geislingen) auch ein Routinier, der der neue Dreh- und Angelpunkt im Ebersbacher Spiel werden soll. „Wir haben unseren Kader trotz des Abstiegs in der Breite verstärkt, deshalb ist das klare Ziel auch der Wiederaufstieg“, gibt SVE-Pressewart Oliver Konya vor.
Ebenfalls ein Kandidat für die Spitze ist der FC Esslingen, der in seiner dritten Bezirksliga-Saison den lang ersehnten Sprung in die Landesliga packen möchte. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde trotz des ordentlichen dritten Platzes in der abgelaufenen Spielzeit mit Christian Ehrenberg ein neuer Cheftrainer installiert. Der A-Lizenzinhaber und bisherige Trainer der A-Jugend ist seit über zehn Jahren im Verein und soll nun frische Impulse beim Talentförderverein setzen. „Wir wollen unseren Weg weitergehen und viele junge Talente aus der eigenen Jugend integrieren“, sagt der neue Chefcoach. In Sachen Saisonziel halten sich die Esslinger hingegen zurück: „Es ist eine starke Liga mit vielen ambitionierten Teams. Wir wollen eine gute Runde spielen.“
Als Absteiger bewegt sich auch der TSV Köngen aus im Dunstkreis der Favoriten – wohlwissend, dass der personelle Umbruch der Fuchsgruben-Kicker seine Zeit in Anspruch nehmen wird. Mit Daniel Seidler, Nico Hummel, Claudio Portale, Darius Stehling, Philipp Nuffer, Julius Löfflath, Mika Class, Casian Ulici, Kevin Kaiser und Florian Bauer haben die Köngener gleich zehn etablierte Stammspieler verloren. Dem gegenüber stehen ausschließlich Neuzugänge aus der Jugend oder aus unteren Ligen. Ein anspruchsvolles Unterfangen also für TSV, dem sich die Verantwortlichen aber auch bewusst sind: „Wir gehen mit einer sehr jungen Mannschaft an den Start, die fußballerisch talentiert ist. Wir sind gespannt, welche Rolle wir durch den Umbruch in einer sehr starken Bezirksliga einnehmen werden.“
In einer ähnlichen Ausgangslage befindet sich der TSV Deizisau, der die vergangene Saison als abgeschlagenes Schlusslicht der Landesliga abschloss. Für Pressewart Thomas Stiehl ist die Devise daher klar: „Wir wollen uns nach der schwachen Spielzeit erst einmal stabilisieren und wieder attraktiven Fußball bieten. Es wird wichtig sein, dass wir uns mit dem neuen Trainerteam und den neuen Spielern schnell finden.“
Hohe Ansprüche hegt erfahrungsgemäß auch der FV Neuhausen. Nach dem inoffiziellen Meistertitel in der Corona-Abbruchsaison 2020/21 ließen die Sportfreunde in den vergangenen beiden Spielzeit etwas Federn. Das soll sich nun ändern. „Wir wollen dieses Jahr wesentlich besser abschneiden. Aus unseren Fehlern haben wir gelernt“, verspricht FVN-Pressewart Timo Samel. Als Saisonziel erhoffen sich die Filderstädter, deren Kader im Großen und Ganzen gleich geblieben ist, demnach einen Platz unter den ersten drei.
Mindestens genauso viel Spannung verspricht der Abstiegskampf. Denn anders als im Vorjahr, als es – zumindest auf dem Papier – mit dem 1.FC Rechberghausen und dem SPV 05 Nürtingen zwei klare Abstiegskandidaten gab, gestaltet sich das Teilnehmerfeld diesmal deutlich ausgeglichener. Gut möglich also, dass auch eines der vermeintlich stärkeren Teams eine böse Überraschung ereilen könnte. Denn eines sollte sich in dieser Saison sicherlich kein Verein erlauben: eine längere Schwächephase.