Ultimate Frisbee
Frisbee, Fairplay, Faszination: Das sind die Klosterwiesel des SVL Kirchheim

Die „Klosterwiesel“ des SVL Kirchheim gehen seit zehn Jahren mit Leidenschaft der kontaktlosen und laufintensiven Sportart nach, die in Deutschland von rund 5000 Menschen betrieben wird.

Spektakuläre Aktionen sind bei den „Klosterwieseln“ keine Seltenheit. Das Ultimate Frisbee-Team trainiert einmal die Woche in Jesingen. Foto: Carsten Riedl

Wiesel, Wiesel, Wiesel, Attack – mit diesem Schlachtruf beginnt eine der wohl exotischsten Sportgruppen in der Region ihr wöchentliches Training. Die 17 Männer und Frauen haben sich auf dem Rasen des Nebenplatzes in den Jesinger Lehenäckern im Kreis aufgestellt und werfen ihr Sportgerät nach drei Runden, bei denen jede(r) Hand anlegt, gemeinsam in den Himmel – das Sportgerät: eine 175 Gramm schwere Hartgummischeibe, die Gruppe: das Ultimate Frisbee-Team des SVL Kirchheim.

Als „Klosterwiesel“ seit zehn Jahren unter dem Dach des Schneelaufvereins Lenninger Tal organisiert, frönt die bunt gemischte Truppe einmal pro Woche ihrem Hobby – sommers wie winters im Freien. „Mich fasziniert die Kombination aus Laufen, Dynamik und Taktik“, fasst Fabian Diefenbach, seit den Anfängen der „Kosterwiesel“ 2015 dabei, die Begeisterung für die Sportart zusammen, die seit ihren Anfängen in den späten Sechzigerjahren in den USA weltweit mittlerweile von rund sechs Millionen Menschen gespielt wird. In Deutschland sind es knapp 5000 in rund 110 Vereinen.

Gespielt wird Ultimate Frisbee mit zwei sieben Spielern starken Mannschaften, die auf einem 100 Meter langen und 37 Meter breitem Feld versuchen, die Scheibe durch geschicktes Passen in die gegnerische Endzone zu bringen. „Das kann man sich vorstellen wie American Football, nur kontaktlos“, erklärt Fabian Diefenbach. Allerdings darf mit der Scheibe nicht gelaufen werden, nur ein Sternschritt ist erlaubt. Innerhalb von zehn Sekunden muss ein Pass gespielt werden. „Du brauchst einen guten Rundumblick“, weiß Yanick Feller, der das 90-minütige Training leitet.

Fairplay ist alles

Das Bemerkenswerte dabei: Es gibt keinen Schiedsrichter, die Mannschaften sind selbst für die Einhaltung der Regeln verantwortlich. „Dadurch ist es eine super faire Sportart“, sagt Chiara Klan, die seit acht Jahren dabei ist und gemeinsam mit Yanick Feller auch überregional der Scheibe nachjagt. Beide sind nicht nur für den SVL aktiv, sondern nehmen auch für andere Vereine deutschlandweit an Turnieren oder im Ligabetrieb teil und haben auch bereits in diversen Jugendnationalmannschaften bei Welt- und Europameisterschaften gespielt. „Klar, das ist zeitintensiv und muss hauptsächlich aus eigener Tasche finanziert werden, aber es ist nun mal meine Leidenschaft“, lacht Yanick Feller.

Angefacht wird diese nicht zuletzt durch das ausgeprägte Fairplay, das selbst auf höchstem Wettbewerbsniveau vorherrscht und als „Spirit of the Game“ einem klar definierten Ehrenkodex folgt. „Motzen wie beispielsweise im Fußball gibt es bei uns nicht“, erklärt Chiara Klan, die wie alle „Klosterwiesel“ bereits dem Herbst entgegenfiebert: Im Oktober organisiert die SVL-Sparte erstmals ein Hallenturnier, das Mannschaften aus nah und fern in die Walter-Jacob-Halle locken soll. „Auch für Zuschauer sehr interessant, da es Spaß macht, Ultimate zu verfolgen“, schwärmt Fabian Diefenbach.

Neulinge gesucht

Die größte Herausforderung für die SVL-Exoten: die Nachwuchsgewinnung. Viele der aktuellen Spielerinnen und Spieler entstammen einer Schul-AG, die vor es bis vor einigen Jahren am Schlossgymnasium gab. Nachdem die verantwortliche Lehrerin mittlerweile weggezogen ist, kam das Angebot und der damit verbundene Unterbau für die „Klosterwiesel“ zum Erliegen. Ersatz zu finden oder gar eine eigene Jugendsparte aufzubauen, ist angesichts der überschaubaren Ressourcen schwierig. „Mich erstaunt, dass wir Training anbieten und regelmäßig an Turnieren teilnehmen können“, sagt Fabian Diefenbach nicht ohne Stolz. Auch vor diesem Hintergrund freuen sich die „Klosterwiesel“ um jede(n), der unverbindlich im Training vorbeischauen mag. „Neulinge“, betont Chiara Klan“, sind jederzeit willkommen.“

Von der Halle auf die Wiese

Seit 2015 wird beim SVL Kirchheim Ultimate Frisbee gespielt – zunächst in der Konrad-Widerholt-Halle, später auf der Klosterwiese, die Pate für den Namen der Abteilung stand: „Klosterwiesel“. Unter der Leitung des 2023 verstorbenen Philipp Hans entwickelte sich die laufintensive Teamsportart mit Elementen aus Basketball und Football schnell weiter.

Im Jahr 2016 meldete der SVL eine eigene Mannschaft beim Deutschen Frisbeeverband an. Seither nehmen die „Klosterwiesel“ am Ligabetrieb teil. Das offene Training richtet sich an alle ab 15 Jahren, die Lust auf schnellen Teamsport haben. Aktive Spielerinnen und Spieler sind aktuell zwischen 17 und 45 Jahre alt.

Interessierte können jederzeit ins Training kommen, das mittwochs von 20 bis 21.30 Ihr auf dem Nebenplatz des Sportgeländes Lehenäckern in Jesingen stattindet. Mehr Infos unter svl-kirchheim.de