Fußball-Verbandsliga: 4:1 – Underdog VfL verzückt im Derby die Fans
Frohsinn gegen den FCF

Das letzte Zucken oder der Beginn eines Fußball-Wunders? Verbandsligist VfL Kirchheim hat mit dem erstaunlichen 4:1 (4:1) über den Lokalrivalen FC Frickenhausen am Mittwochabend ein Ausrufezeichen im Abstiegskampf gesetzt.

Kirchheim. Wann hat es dies das letzte Mal gegeben? Dicker Applaus für die Kicker des VfL direkt nach dem Schlusspfiff. Einst hatten die VfL-Zuschauer derart auffällig beim 3:1 über den Titelanwärter SV Göppingen reagiert – das war noch 2012. In der Tat sparten die Kirchheimer Sympathisanten unter den 180 Besuchern am Mittwochabend gegen 20.20 Uhr nicht mit Beifall. Was den Einheimischen besonders gefallen hatte, war die Tatsache, dass der VfL nicht nur seine schwache Torquote und Punktebilanz aufpolierte, sondern auch mit großer Leidenschaft zur Sache ging. Sechs gelbe Karten wegen Foulspiels für die Gastgeber zeugten vom auffallend großen Einsatzwillen der VfL-Kicker.

Bemerkenswert war zudem, wie die Kirchheimer den 0:1-Rückstand wegsteckten. Nach dem durchweg enttäuschenden 1:4-Flop in Großaspach und dem damit verbundenen Absturz auf den letzten Tabellenplatz am Boden zerstört, zeigte die Mannschaft von Trainer Ralf Rueff diesmal erstaunliche Nehmerqualitäten und eine beeindruckende Reaktion. Der Frickenhausener Jubel über das 1:0 durch Spielertrainer Martin Mayer in der 25. Minute war gerade erst abgeebbt, da antworteten die Kirchheimer nur Sekunden nach dem Anstoß mit dem Ausgleichstreffer. Nach feiner Vorarbeit von Marius Nigl schoss Moritz Gutmann das Leder nach einem präzisen Querpass seines Teamkollegen über die Torlinie.

„Dieser schnelle Ausgleich hat die Köpfe der Spieler regelrecht frei gemacht“, meinte VfL-Trainer Rueff erleichtert, „wir sind dann ins Spiel zurückgekommen.“ Und wie der VfL loslegte. Gerade die in dieser Saison so häufig gescholtene Offensive des VfL sorgte für Frohsinn gegen Frickenhausen. Regelrecht perplex waren die Gäste, als noch vor dem Wechsel die Tore zwei, drei und vier für den VfL fielen. Beim 2:1 hatte Kirchheims Akteur Emrah Basol Glück, dass sein aus rund 20 Metern geschossener Freistoß unerreichbar für FCF-Keeper Volber abgefälscht wurde. Beim 3:1 narrte Marius Nigl den Schlussmann mit einem Heber, und beim 4:1 verwertete Kirchheims Goalgetter Roberto Forzano eine von Gaetano Caruana mit Effet und großer Präzision in den Strafraum geschlagene Flanke sicher zum 4:1. „Ich bin bedient“, meinte zur Halbzeitpause Frickenhausens Sportlicher Leiter Klaus Uhl kopfschüttelnd. Dessen Laune sollte sich nicht mehr grundlegend ändern. In der zweiten Halbzeit beschränkten sich die Kirchheimer weitgehend auf das Sichern des Resultats. Ausflüge in den gegnerischen Strafraum blieben Mangelware. Die Spieler des FC mühten sich zwar redlich, die Zahl der Tormöglichkeiten hielt sich freilich im überschaubaren Rahmen.

Wie tief der Frust bei den Gästen angesichts der drohenden Niederlage saß, unterstrich eine Szene Mitte der zweiten Halbzeit. Vor einem Einwurf hielt Kirchheims Trainer Ralf Rueff nach Meinung des FCF-Kickers Marco Parrotta den Ball etwas zu lange in den Händen, was zu einer Rangelei führte. Der vermeintliche Zeitverzögerer Rueff spielte routiniert das Unschuldslamm und kam mit strafenden Blicken des Referees davon, während sich Parrotta maßregelnde Worte des souveränen Unparteiischen Jens Neuffer (Rutesheim) anhören musste. Ansonsten ging es im Derby zwar das ein oder andere Mal rustikal zur Sache, jedoch durchaus in einem akzeptablen Rahmen.

Die Hände zum Himmel hieß es bei den Kirchheimer Kickern beim Abpfiff. Saisonsieg Nummer drei war einer der ganz besonderen Art: Er kam unerwartet und bringt wieder Perspektiven im Kampf um den Ligaverbleib. In dieser Verfassung ist dem VfL zumindest noch das ein oder andere Pünktchen in den verbleibenden fünf Partien zuzutrauen.