Lokalsport
Fußball-Camp in Owen: Kleine Kicker ganz groß

Fußball Drei Tage lang haben 120 Kinder beim Camp der SV Versicherung und der SGM Owen/Unterlenningen auf dem Sportgelände Au alles gegeben. Weltmeister Guido Buchwald und sein Trainerteam gaben dem Nachwuchs wertvolle Tipps. Von Klaus Schlütter

Die Herzöge oben auf der Burg Teck hätten ihre helle Freude gehabt, wenn sie noch erlebt hätten, was sich am Wochenende unten im Tal der Lauter abgespielt hat. Da wuselte es drei Tage lang wie in einem Ameisenhaufen. 120 Kinder und Jugendliche aus Owen und der näheren Umgebung, angespornt unter anderen von Bürgermeisterin Verena Grötzinger, waren mit Feuereifer und großem Ehrgeiz bei der Sache – im Fußballcamp der SGM Owen/Unterlenningen und der SV Sparkassen-Versicherung mit Weltmeister Guido „Diego“ Buchwald (62).

„Im Vordergrund stand, Spaß zu haben und zu vermitteln“, so der Sympathieträger des deutschen Fußballs, dem die Förderung junger Talente ganz besonders am Herzen liegt. „In der Breite ist es wichtig, den Kids koordinative Sachen beizubringen, damit sie für ihr späteres Leben eine Körperschule bekommen.“ Dabei legten er und sein Team beim Fußball-Abi im Handball-Dorf großen Wert auf Kreativität und Teamgeist. Buchwald selber lebt das immer vor. Er gibt sich nahbar, zeigt keinerlei Starallüren und stellt sich selbst nicht in den Mittelpunkt.

Träume von einer Profikarriere

Seit 2017 gibt Buchwald der SV-Schule ein prominentes Gesicht. An seiner Seite fördert und fordert ein qualifiziertes Trainerteam den Nachwuchs alters- und leistungsgerecht. Von Beginn an mit dabei der ehemalige Profi Jürgen Hartmann (60), damals wie heute ein treuer Helfer im kompetenten Team. In Owen, wie überall, wo über 200 SV-Fußballschulen mit mehr als 15 000 Teilnehmern schon abgehalten wurden, dankten ihnen strahlende Kinderaugen und weckten viele Träume von einer Profikarriere.

Sven tunnelt den Weltmeister

Geübt wurden in der Au neben den Grundtechniken des Fußballs besonders das Dribbling und der Torschuss. Großen Spaß hatten die jungen Kicker bei ihren Hechtkopfball-Versuchen auf einer Matte. Kollektive Freude kam auf, wenn einer der Jungen wie dem zwölfjährigen Sven das Kunststück fertig brachte, den großen Meister zu „tunneln“, was dem Argentinier Diego Maradona im WM-Endspiel 1990 gegen seinen unerbittlichen Gegenspieler aus Stuttgart nicht gelungen war.

„Vollauf gelungen“, so dagegen das Fazit der Veranstaltung, sportlich wie finanziell. Der SGM Owen-Unterlenningen entstanden außer der Bereitstellung der Infrastruktur und der Verpflegung keine Kosten. Für die Teilnahmegebühr von 89 Euro pro Kid gab es neben professionellem Training mit lizenzierten Übungsleitern Trikot, Hose, Stutzen, Trinkflasche, Ball, Abzeichen und Urkunde. Und ein ewiges Andenken an drei gelungene Fußballtage unter der Teck mit einem waschechten Weltmeister.

Neben Video-Impressionen aus Owen und einem Interview mit Guido Buchwald auf unserem Instagramkanal gibt es auch eine Bildergalerie auf unserer Homepage.

 

Nachgefragt bei Guido Buchwald

2014 war Deutschland noch stolzer Weltmeister. Jetzt dümpelt die Nationalmannschaft auf Platz 14 in der Weltrangliste. Was läuft schief in der Kickernation?
„Für uns war damals jedes Spiel im Nationaltrikot ein absolutes Highlight, die WM für uns das allergrößte Turnier. Diese Einstellung ist in dem Maße nicht mehr so gegeben. Die Mentalität hat der Spieler hat sich verändert.“
Fehlt fußballerische Qualität?
„Auch das – wenn man gesehen hat, was für einen begeisternden Fußball zum Beispiel Brasilien oder Frankreich bei der letzten WM in Katar gespielt haben. Bei uns passte schon die Mischung der Spieler innerhalb Mannschaft nicht mehr.“
Gilt das auch für den VfB, 1984 und 1992 noch stolzer Deutscher Meister, aber seit Jahren im dauerhaften Kampf gegen den Abstieg, den er 2016 und 2019 zweimal verloren hat?
„Leider haben wir in der Bundesliga schon seit längerer Zeit den Anschluss verpasst. Eine eigene DNA war zuletzt nicht mehr zu erkennen. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass der Verein seit der letzten Meisterschaft 21 Trainer verschlissen hat.“
In diversen Interviews haben Sie in erster Linie Ex-Sportchef Sven Mislintat für die Dauer-Talfahrt des VfB Stuttgart verantwortlich gemacht. Was war sein größter Fehler?
„Dass er als Kaderplaner zu viele junge, unerfahrene Spieler, die auch noch zu teuer waren, aus dem Ausland geholt hat, statt verstärkt auf eigene Talente zu setzen“.
Wie groß ist die Hoffnung auf ein Ende der Durststrecke? Was muss sich ändern, damit der VfB wieder an alte, erfolgreiche Zeiten anknüpfen kann?
„In erster Linie muss wieder Ruhe einkehren in den Verein. Kleine Schritte und Geduld sind gefragt. Der Ansatz für die notwendige Trendwende ist durch die bereits vorgenommenen Personalwechsel zu erkennen. Sportchef Fabian Wohlgemuth, Trainer Sebastian Hoeneß und Christian Gentner als neuer Leiter der Lizenzspieler-Abteilung tun dem Verein und der Mannschaft gut“.
Werden die Fans die notwendige Geduld aufbringen, bis der neue VfB sichtbare Erfolge aufweisen und an alte erfolgreiche Zeiten anknüpfen kann?
„Davon bin ich fest überzeugt. Ich bin bei fast jedem Heimspiel im Stadion und muss sagen:. Es ist sensationell, wie die Fans ihre Mannschaft unterstützen, auch wenn es nicht so gut läuft.“ ks

Guido Buchwald wurde am 21. November 1961 in Berlin geboren, er ist verheiratet, hat zwei Söhne und wohnt in Walddorfhäslach.
1962 Umzug mit den Eltern nach Wannweil bei Reutlingen. Lehre als Elektroinstallateur. Mit 18 zu den Stuttgarter Kickers. 1983 Wechsel zum VfB in die Bundesliga, ein Jahr später Deutscher Meister. 1990 das Karriere-Highlight, als er im WM-Endspiel gegen Argentinien (1:0) Weltfußballer Diego Maradona kaltstellt. Ritterschlag von Beckenbauer damals: „Guido war unser bester WM-Spieler“. Den Spitznamen „Diego“ erhielt er bereits im Achtelfinale gegen Holland aufgrund eines Übersteigers vor seiner Flanke zu Jürgen Klinsmanns 1:0.
1992 mit dem VfB erneut Deutscher Meister, Als Kapitän erzielte er per Kopf das entscheidende 2:1 gegen Leverkusen. 1994 Wechsel zu den Urawa Red Diamonds nach Japan (mit Familie). Mit 37 zurück. Ein Jahr beim KSC, mit ihm abgestiegen. 2003 wieder nach Japan, erst als sportlicher Leiter, dann als Trainer von Urawa. Rückkehr 2006 als zweimaliger Pokalsieger, japanischer Meister und „Trainer des Jahres“. Karriereende. 387 Spiele im VfB-Trikot, 76 Länderspiele.
Danach Sportdirektor (KSC, Kickers). Mitglied des VfB-Aufsichtsrats. 2019 scheiterte seine Kandidatur fürs VfB-Präsidentenamt.