Lokalsport
Fußball-WM der Frauen: „Das Halbfinale sollte drin sein“

Frauenfußball VfL-Kickerinnen schauen optimistisch auf die deutsche Elf bei der WM in Australien und Neuseeland. Von Tim Trento

Am Montag startet endlich auch die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Frauen in das Weltmeisterschaftsturnier in Australien und Neuseeland. Mitten im australischen Winter ertönt der Anpfiff gegen Außenseiter Marokko im Rectangular Stadium in Melbourne um 18.30 Uhr Ortszeit – und damit um 10.30 Uhr unserer Zeit. Nicht mehr als zwölf Grad Celsius sind tagsüber im Süd­osten von „Down Under“ zu erwarten. Später am Abend und nachts sinkt die Temperatur gar auf sechs Grad ab. Es sind Temperaturen, die wie gemacht scheinen für ein temporeiches Fußballspiel und die das tägliche Training sehr erträglich machen.

Szenenwechsel: Streiche zwölf Grad – setze 27 Grad. Vom australischen Bundesstaat Victoria geht es nach Kirchheim, genauer gesagt auf den sogenannten „Wembley“-Platz gleich neben dem Stadion. Dort trainieren auch Frauen und Mädchen. Zusammen – um ein effektiveres Training gestalten zu können. Zwischen 13 und 26 Jahre jung sind die Protagonistinnen, die unter der Anleitung von Coach Angelo Docimo gut 16 000 Kilometer nordwestlich des WM-Standorts ihren Vorbildern nacheifern. „Im Frauenfußball haben wir in Deutschland eine gute Entwicklung“, glaubt der Trainer, der aber auch immer noch die Wertschätzung des Sports durch einen Teil der Bevölkerung vermisst.

Der VfL Kirchheim versucht gegenzusteuern und bietet als einer der wenigen Vereine im Landkreis einen kompletten weiblichen Jugend-Unterbau von der F-Jugend bis zur U 19 und darüber hinaus eine aktive Mannschaft, die derzeit (noch) in der Kreisliga spielt. „Zunächst müssen die Mädchen Spaß am Fußball haben. Dann kommt der Erfolg automatisch“, ist die Maxime des Kirchheimer Übungsleiters.

Für das anstehende WM-Turnier am anderen Ende der Welt sind die Spielerinnen des VfL – egal ob aus der U 14, U 16, U 19 oder aus dem aktiven Bereich, fast unisono optimistisch. „Der Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft ist gut, spielerisch sind sie auf einem guten Level und der Teamspirit stimmt. Die haben alle richtig Bock“, sagt Elena (19), Stürmerin und Spielführerin, deren Vorbild Alexandra Popp ist. Sie hofft, dass die Mannschaft auch ein Zeichen für den Frauenfußball setzen kann. Nina (13) und Lotta (15) werden beide offensiv eingesetzt. Sie trauen der Mannschaft durchaus den Finaleinzug zu: „Von den Gruppengegnerinnen her sollte das machbar sein.“ Noch eins drauf setzt Abwehrspielerin Franzi (15). Sie ist sicher: „Wir holen den Titel.“

Etwas zurückhaltender formuliert Stürmerin Laura das Ziel. „Im Halbfinale ist Endstation“, sagt die 26-jährige zweifache Mutter, die erst vor zwei Monaten wieder ins Training eingestiegen ist. Und auch Franzi Nummer zwei ist eher realistisch. Die gerade 16 gewordene Offensivspielerin befürchtet ein Ausscheiden im Halbfinale: „Die letzten Spiele haben gezeigt, dass das Team noch nicht bei 100 Prozent ist.“

Ähnlich sehen es auch Meltem (14) und Duygu (15). Beide spielen schon seit acht Jahren für den VfL und trauen den Deutschen auch das Erreichen des Halbfinales zu. Das glaubt auch Anna. Die 17-Jährige ist eine klassische „Sechserin“, spielt bereits seit​​ ihrem vierten Lebensjahr für den VfL: „Deutschland kann auf jeden Fall bis ins Halbfinale kommen.“ ​​​Ein Tipp, den auch Torspielerin Leonie (17) – Vorbild Merle Frohms – und Flügelspielerin Hanna (16) sofort unterschreiben: „Das Halbfinale sollte drin sein.“