Manuel Fumic, fünf Mal waren Sie als Mountainbiker bei Olympischen Spielen, in Paris zum ersten Mal seit Ihrem Karriereende nicht. Wie fühlt sich das an?
„Überraschend gut, aber auch ein bisschen komisch. Jetzt kann ich die Spiele mal aus einer anderen Perspektive sehen – vor dem Fernseher. Natürlich wäre ich auch gerne vor Ort gewesen, aber da hätte ich keine offizielle Funktion gehabt, sondern ich wäre ein normaler Zuschauer gewesen.“
Obwohl Sie als Manager des Cannondale Factory Racing Teams gleich vier Athleten aus verschiedenen Nationen vor Ort haben?
„Natürlich bin ich als Teammanager ständig in Kontakt mit den Sportlern. Wir waren zuletzt gemeinsam im Trainingslager in Südfrankreich. Ich weiß bis ins Detail, wie die Räder abgestimmt werden. Auch wenn ich nicht vor Ort bin, habe ich einen guten Überblick. Bei den Olympischen Spiele sind die Sportler bei den Nationalmannschaften. Ich weiß noch aus meiner aktiven Zeit, dass da kaum Zeit blieb, Familie und Freunde zu treffen. Die Sportler wollen sich konzentriert vorbereiten, auch bewusstes Ausspannen gehört da dazu. Selbst wenn ich also in Paris wäre, würde ich mich nicht mit den Athleten treffen und mich da reindrängen.“
Wie sehen Sie die Chancen von Luca Schwarzbauer?
„Ich freue mich wahnsinnig, dass weiterhin ein Sportler unsere Region und unseren Sport bei den Olympischen Spielen vertritt. Er kann sicher für eine Überraschung sorgen, auch wenn der Kurs ihm vielleicht nicht ganz so liegt – das wird wohl vor allem ein taktisches Rennen, was ich so aus Paris höre. Ich sehe Luca ja an jedem Weltcup-Wochenende und bin wirklich beeindruckt, wie schnell er unterwegs ist.“
Wie werden Sie die Rennen miterleben?
Am Sonntag das Frauen-Rennen zu Hause vor dem Fernseher mit der Familie. Am Montag aber laden wir zum Public Viewing in der Neuen Weberei in Wernau, unserem Team-Standort. Bis zu 60 Leute haben im Amphitheater Platz, aber es gibt auch noch viele andere Möglichkeiten dort, um das Rennen an diversen Bildschirmen zu verfolgen. Ab 13.30 Uhr kann jeder kommen und unsere Sportler anfeuern – natürlich auch unseren Lokalfavoriten Luca Schwarzbauer. Fans vom SV Reudern und vom MTB Teck sind herzlich willkommen. Es gibt sogar was zu gewinnen: Von jedem der vier Cannondale-Sportler gibt es ein nationales Meistertrikot.“
Athen, Peking, London, Rio, Tokio: Manuel Fumic ist der Olympia-Dauerbrenner
Fünf Teilnahmen an Olympischen Sommerspielen – Manuel Fumic gehört zu den deutschen Dauerbrennern beim größten Sportevent der Welt. Mit Springreiter Ludger Beerbaum, Tischtennis-Crack Timo Boll, Dressur-Queen Isabell Werth, Pistolenschütze Ralf Schumann und Kanu-Ass Ronny Rauhe waren nur fünf Athleten noch öfter dabei.
Die Erfolgsgeschichte des Kirchheimers beginnt 2004 in Athen: Im Schatten seines älteren Bruders Lado gelingt dem damals 22-Jährigen ein Achtungserfolg. Nachdem Lado, vor den Spielen als Titelkandidat gehandelt, infolge eines Satteldefekts aufgeben muss, kämpft sich Manuel bei seiner Olympiapremiere auf den achten Platz.
Vier Jahre später in Peking platzt der Traum vom Edelmetall im wahrsten Sinne des Wortes: Auf Bronzekurs liegend, platzt Fumic in der letzten Runde der Hinterreifen. Bei schwülwarmen Bedingungen wird der 26-Jährige auf Platz elf durchgereicht, ist damit aber bester Deutscher.
Auf der Hadleigh Farm vor den Toren Londons zählt Manuel Fumic 2012 zu den Medaillenanwärtern. Das selbst gesteckte Ziel bleibt unerreicht, der amtierende Deutsche Meister kommt trotz einer famosen Aufholjagd nicht über den siebten Platz hinaus – dennoch das beste Olympia-Resultat seiner Karriere.
Das Pech bleibt Fumic auch bei seiner vierten Teilnahme treu. Beim Rennen von Rio 2016 reißt dem 34-Jährigen bereits in der ersten Runde die Kette. Nach einer ähnlichen Aufholjagd wie vier Jahre zuvor kämpft er sich noch auf den 13. Platz unter 49 Teilnehmern. „Ohne Defekt wäre er um die Medaillen mitgefahren“, mutmaßt der damalige BDR-Sportdirektor Patrick Moster.
Mit 39 Jahren schließt sich für Manuel Fumic der Olympia-Kreis bei den coronabedingt auf 2021 verschobenen Spiele in Tokio. Der versöhnliche Abschluss bleibt dem amtierenden Deutschen Meister allerdings verwehrt. „Ich konnte nicht die Leistung abrufen, die ich gerne abgerufen hätte“, gibt er nach dem 28. Platz enttäuscht zu Protokoll. Peter Eidemüller